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Mit Rad, Bus und BankTag vier der Sommertour testet verschiedene Transportmittel

Lesezeit 6 Minuten
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Wer kommt schneller von Kürten-Mitte nach Biesfeld: Claus Boelen-Theile auf der Mitfahrerbank, Guido Wagner auf dem Fahrrad oder Norbert Kuhl (2.v.l.), Henrike Weins und Benedikt Promberger im Linienbus?

  1. Tag vier der Sommertour haben unsere mobilen Reporter bei Radio Berg begonnen
  2. Anschließend gab es ein Wettrennen mit verschiedenen Verkehrsmittel – vom Bus bis zur Mitfahrerbank

Rhein-Berg – Für den Umweltschutz und gegen verstopfte Straßen wäre schon einiges erreicht, wenn nicht jeder zweite Autofahrer allein in seinem Fahrzeug unterwegs wäre. Ein Mittel gegen diese Tendenz sind Fahrgemeinschaften; eine Hilfe dazu sollen sogenannte Mitfahrerbänke sein, die bereits vielerorts in Kürten, Odenthal oder Overath-Marialinden stehen.

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Strom für die mobile Redaktion organisiert Jürgen Schmitz.

Wer sich darauf setzt, zeigt damit an, dass er oder sie gerne mitgenommen werden möchte. Ein Schild neben der Bank zeigt an, wohin es gehen soll. Aber funktioniert diese neue Form des Car-Sharings (Fahrzeugteilens)? An ihrem vierten Sommertour-Tag haben es die Reporter getestet – in einem Wettrennen von Mitfahrerbank, Rad und Linienbus.

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Stauraum statt Verbrennungsmotor unter der Haube hat Joachim Koenen (l.) in seinem Elektroauto. Dirk Zager interessiert die Technik.

Sommertour-Crew zu Gast bei Radio-Berg

Gestartet aber ist die Tour am Mittwochmorgen zunächst im Kürtener Höhenort Herweg. Dort liegt die Sendezentrale von Radio Berg, in dessen Morgensendung die Sommertour-Crew zu Gast ist. Im Gespräch mit Morgenmoderatorin Michi Arlt berichten die Reporter gerade live von den bisherigen Sommertour-Erfahrungen, da gehen elektronisch bereits die ersten Rückmeldungen von Radio-Berg-Hörern mit Grüßen an die Sommertour-Reporter ein – darunter der von Zeitungszusteller Frank Schneider aus Rösrath.

Heutiger Standort

Auf geht’s an die Dhünn: Am heutigen Donnerstag, 15. August, steht unsere mobile Redaktion von 9 bis 13 Uhr für Fragen und Anregungen am Rewe-Markt Tönnies in der Odenthaler Ortsmitte bereits (Altenberger Dom-Straße 42). Ein Teil der Reporter wird sich bei Blecher mit Eseln auf den Weg machen. Historische Fotos können Leser ab 9 Uhr an der mobilen Redaktion für die Serie zum 70-Jährigen dieser Zeitung einscannen lassen. (wg)

Jetzt aber schnell, schließlich haben wir gerade über den Sender noch mal die Werbetrommel für den Mitfahrerbank-Test gerührt. Bleibt eben noch Zeit für einen Abstecher zum 24-Stunden-Service vom Biohof Korff gleich neben der Radio-Berg-Sendezentrale. In einem Holzpavillon (Cliev 31 a) bietet Felix Korff frische Bio-Eier an. Außerdem können Kunden hier Fleischbestellungen aufgeben.

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Im Studio: Mit den Radio-Berg-Moderatoren Michi Arlt und Sebastian Poullie (M.) spricht Guido Wagner über die Sommertour.

Besuch aus Österreich

Im Kürtener Zentrum hat Hausmeister Jürgen Schmitz bereits eine Fläche für die mobile Redaktion auf dem Karlheinz-Stockhausen-Platz reserviert und liefert dazu auch noch den Strom für Computer und Foto-Scanner, während die ersten Leser bereits den Info-Tresen der Sommertour aufsuchen (siehe „Von der mobilen Redaktion“).

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Urlauber aus Wien an der bergischen Bushaltestelle: Jasmin Lieth fährt mit Lennart und Frido zu Oma und Uroma nach Wipperfürth.

Jasmin Lieth aus Wien ist mit ihren Söhnen Lennart (9) und Frido (7) bei der Familie in der alten Heimat Kürten zu Gast. Heute geht’s mit dem Bus zu Oma und Uroma nach Wipperfürth. Der fährt seit der Fahrplanverdichtung vor anderthalb Jahren den ganzen Tag über dreimal die Stunde. „Früher war das viel schwieriger, hier mit dem Bus wegzukommen“, erinnert sich Jasmin Lieth an ihre Jugendzeit.

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Seit 29 Jahren gibt es „Böjour“, den kleinen Geschenkeladen in Kürten. Yvonne Bößert führt das Geschäft in zweiter Generation.

Auf der gegenüberliegenden Straßenseite gehen die Reporter für den Mitfahrerbank-Test in Startposition. Ziel des Wettrennens soll Biesfeld sein. Claus-Boelen-Theile setzt sich auf die Bank und stellt die Fahrziel-Anzeige auf Dürscheid (dann liegt Biesfeld an der Strecke), Guido Wagner nimmt das Fahrrad und Henrike Weins will mit Redaktionsmobil-Fahrer Norbert Kuhl und Schaffner Benedikt Promberger den Linienbus nehmen. Der ist pünktlich und fährt noch während des Startfotos vor. Glück für die Busreisenden, Pech für den Radler und den Reporter auf der Bank – einen Vorsprung bekommen sie nicht.

Von der mobilen Redaktion

„Sieht ja toll aus, dieser Bus“, sagt Björn Bauer und wirft einen Blick in den Memphis-Oldtimer. Er ist einer der Hausmeister der Gemeinde Kürten und kümmert sich insbesondere um die Unterkünfte der Zuwanderer. „Was man von diesen Menschen erfährt, ist schlimm“, sagt er. Viele hätten auf ihrer Flucht aus den Kriegsgebieten Fürchterliches miterleben müssen.

Zum Redaktionsstand ist auch Gregor Lorenz gekommen. Er hat sich extra überlegt, welche ökologischen Aspekte für die Gemeinde wichtig sein könnten. Er kenne einen Landwirt, der von Schafhaltung auf Pferdewirtschaft umgestellt habe. Andererseits gebe es Lohnunternehmer, die auf starke Maschinen setzen müssten.

Ökologisch ist auch Hugo Conrad aus Kürten-Dorpe unterwegs. Er sammelt seit vielen Jahren den Müll, den die Mitmenschen an der Landstraße hinterlassen. Stolz ist er, dass er Anfang Juli einen Dankesbrief des bergischen Bundestagsabgeordneten Dr. Hermann-Josef Tebroke bekommen hat.

Dass die Versiegelung großer Flächen in Kürten-Spitze für ein neues Gewerbegebiet die Strundequelle bei Herrenstrunden versiegen lassen könnte, befürchtet Klaus Söllinger. Ein Thema, dem die Reporter noch einmal gesondert nachgehen wollen. (cbt/wg)

Ein Roller ohne Abgase

Trotz Schnellstart und grüner Welle für den Zweiradfahrer überholt ihn der Wupsi-Bus der Linie 426 bereits am Ortsausgang von Waldmühle, kurz vorm Abzweig Hungenbach verliert er auch die Busrücklichter aus den Augen – und ab Eichhof geht’s auch noch zwei Kilometer bergauf nach Biesfeld.

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Rollt elektrisch durch Kürten: Jürgen Brückers.

Immerhin: Knapp zehn Minuten nach den Linienbusreisenden hat’s auch der Radler geschafft. Und was macht der Kollege auf der Mitfahrerbank in Kürten? Der sitzt immer noch dort. Ein Autofahrer hat zwar kurz gestoppt, ist dann aber weitergefahren. Ein bisschen enttäuscht nimmt der Reporter den nächsten Linienbus. Auf dem Weg zurück will’s die Kollegin mit Charme auf der Mitfahrerbank versuchen. Allerdings ebenfalls ohne Erfolg. Vielleicht sind die Mitfahrerbänke doch noch nicht bekannt genug. Oder sie stehen neben Bushaltestellen eher ungünstig, weil Autofahrer meinen, die dort Sitzenden warteten auf den Bus.

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Vor der mobilen Redaktion: Hans Kirch im Gespräch mit Fiona Höpfl.

Mehmet Cataldegirmen wartet derweil in seiner Biesfelder Pizzeria auf Kunden. In den Ferien sei’s ruhig, sagt der 35-Jährige. Seine besondere „leichte“ Spezialität: Pizza Kürten – mit Dönerfleisch und Sauce Hollandaise. Ein paar Häuser weiter stoppt Joachim Koenen seinen Wagen lautlos vor dem Sachverständigenbüro von Dirk Zager. Koenen ist mit einem Elektroauto unterwegs. Aus Idealismus, wie er sagt. „Wie wollt Ihr sonst die Städte sauberer machen?“, fragt er. Außerdem sei der Unterhalt günstig: „Sie haben ja keinen Ölwechsel und nichts. Und getankt wird nachts an der Steckdose.“ Allein: Der Preis seines BMW i3 sei mit 50 000 Euro nicht gerade niedrig.

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Stopp bei „Böjour“ und im Eiscafé Venezia

Dirk Zager gibt zu bedenken, dass auch eine Verpflichtung zum Drei-Liter-Verbrennungsmotor-Auto schon Umwelt und Klima verbessern könnten. Mit Linienbus und Rad geht es zurück nach Kürten. Dort stoppt Jürgen Brückers mit seinem „Kumpan“ am Stand – der Roller fährt elektrisch. Der Chef der Kürtener DLRG wirft einen Blick in den Bus. Hans Kirch erzählt den Reportern davon wie er 2002 mit dem Fahrrad über die Alpen nach Rom gefahren ist.

Gregor Lorenz (r.) am Stand mit Claus Boelen-Theile.

Wir wandern durch den Ort zu Yvonne Bößert und ihrem Geschenkelädchen „Böjour“. Dort wird jeder Millimeter Raum als Verkaufsfläche genutzt. In Kirchplatz-Nähe nimmt Hildegard Wolf in ihrer Buchhandlung Bücherwolf Schulbuchbestellungen auf. Zu tun hat auch Antonio Rocha im Eiscafé Venezia. „Heute ist es nicht zu warm und nicht zu kalt.“ Ein guter Eistag für den Kürtener Gelatiere.