Aus für Rösrather NotdienstpraxisPatienten müssen nach Bergisch Gladbach fahren
Rösrath – Seit Jahren war der Bestand der Notfallpraxis in Rösrath bedroht, die Patienten außerhalb der normalen Sprechstunden aufsuchen können. 2015 hatte die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein einen Beschluss zur Schließung gefasst. Dieser wurde später zurückgenommen. Doch jetzt ist die Schließung in Rösrath nicht mehr abzuwenden: Am 30. September wird die Praxis letztmals Patienten betreuen. Dann müssen auch Rösrather bis nach Bergisch Gladbach ins Marienkrankenhaus fahren. Dort befindet sich dann die einzige verbleibende Notfallpraxis im Südkreis.
Bereits im Februar war der langjährige Koordinator der Rösrather Praxis, Dr. Martin Förmer, nach fast 14 Jahren im Amt zurückgetreten. „Da war viel Engagement und Herzblut dabei“, sagt Förmer. Man habe die Praxis, die über eine Umlage finanziert wird, damals zum Funktionieren gebracht, 30 Ärzte sind beteiligt an den Notdiensten. Und warum wird die Notdienstpraxis in Rösrath jetzt geschlossen?
KKV sieht „Entlastung“
Wie die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein, die die Notdienstpraxen führt, mitteilt, gehe es vor allem um eine „Angleichung der Dienstbelastung“ der Ärzte vor Ort. Die Schließung bedeute für die Rösrather Ärzte eine Entlastung, da sie künftig wie die Bergisch Gladbacher Ärzte in der Notfallpraxis in Gladbach eingeteilt würden.
Dr. Heiko Schmitz von der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein in Düsseldorf betont in einer Mitteilung, „diese Entlastung spielt eine wichtige Rolle bei unseren Anstrengungen, die hausärztliche Versorgung auch in Zukunft in der gesamten Fläche“ sicherzustellen. Schmitz: Für viele Nachwuchsmediziner sei „eine hohe Dienstbelastung im Notdienst ein wesentliches Kriterium, sich gegebenenfalls gegen eine Praxisübernahme in ländlichen Regionen zu entscheiden“.
Angesichts eines kaum mehr abwendbaren Ärztemangels sei es vorrangig, junge Ärzte für die ambulante Tätigkeit zu gewinnen. Auch sei die Schließung der Praxis in Rösrath vertretbar, da sie „quantitativ für die Patientenversorgung“ außerhalb der Sprechzeiten eine untergeordnete Rolle spiele. Dies zeigten die „deutlich unterdurchschnittlichen Fallzahlen“ der dort versorgten Patienten, zudem sei die Anbindung nach Bergisch Gladbach gut.
„Nicht mehr zeitgemäß"
Statt der bisherigen Notdienstpraxen setzt die Kassenärztliche Vereinigung künftig flächendeckend auf sogenannte „Portalpraxen“, wie jetzt auch in Bergisch Gladbach. Die Notfallpraxis hier ist direkt im Marienkrankenhaus angesiedelt. Die Zusammenarbeit mit dem Krankenhaus eröffne die Möglichkeit, Patienten je nach Bedarf und Dringlichkeit schnell zu behandeln. Eine Praxis wie in Rösrath ohne Anbindung an ein Klinikum sei „versorgungspolitisch nicht mehr zeitgemäß“.
Enttäuscht von der Entscheidung zeigt sich die Stadt Rösrath. „Wir sehen den Vorteil für eine Notfallpraxis vor Ort“, sagte der Erste Beigeordnete Ulrich Kowalewski auf Anfrage. Die Stadt habe sich nach Bekanntwerden der Schließung unverzüglich an die Kassenärztliche Vereinigung gewandt. Aber auch die Bereitschaft der Stadt, sich etwa anteilig an den Kosten für den Betrieb der Praxis zu beteiligen, habe an der Entscheidung nichts geändert, bedauert Rösraths Beigeordneter Kowalewski.
Kritik an der Schließung
Kritik an der Schließung kommt von der Seniorenberatungsstelle Rösrath. Die nahe Notfallpraxis sei von vielen Betroffenen auch fußläufig oder mit dem Bus erreichbar, dies sei wichtig vor allem für Ältere oder für Eltern mit kleineren Kindern, schreibt Hannelore zu Stolberg. Die Notdienstpraxis vor Ort bedeute für die Rösrather „ein Stück Lebensqualität“ und vermittele ein beruhigendes Gefühl von Rückhalt“, so Stolberg. Sie kritisiert, dass die Menschen künftig etwa mit dem Auto nun rund eine halbe Stunde bräuchten bis zur nächsten Notdienstpraxis.
Klar ist: Trotz des künftigen Wegfalls der Praxis wird es auch weiter in Rösrath die Versorgung für Patienten, die einen Hausbesuch außerhalb der normalen Sprechstunden benötigen, geben. Die Arztrufzentrale des Bereitschaftsdienstes ist ständig über die kostenfreie Telefonnummer 116 117 zu erreichen.