Ausweichen auf RealschuleHauptschule in Rösrath wird geschlossen
Rösrath – Welche Schule passt für Rösrather Kinder mit Hauptschulempfehlung? Wo sollen sie unterkommen? Dieser Frage müssen sich Stadtverwaltung und Kommunalpolitik stellen, denn die Situation der betroffenen Schüler ist misslich. In Rösrath gibt es für sie keine geeignete Schule, Alternativen in Nachbarkommunen sind überlastet. Alle möglichen Lösungen haben einen großen Haken.
Ausgangspunkt der vertrackten Lage ist das Ende der Hauptschule Rösrath. Weil sich dauerhaft nicht genügend Schüler fanden, war ihr Ende besiegelt. Seit 2013 nimmt sie keine Neuzugänge auf. Doch einige Schüler wären dort nach wie vor am besten aufgehoben. Ihre Zahl ist nicht sehr groß, doch auch für sie muss die Stadt Rösrath ein Angebot schaffen.
Als das Aus für die Hauptschule unvermeidlich war, setzte die Stadt Rösrath auf eine Sekundarschule. Sie bot sich als ideale Lösung an: Schüler mit Haupt- und mit Realschulempfehlung wären dort an der richtigen Stelle. Doch sie scheiterte am Elternwillen: 2013 sollte sie starten, doch trotz breiter Information und Überzeugungsarbeit meldeten zu wenige Eltern ihr Kind an. Der Hintergrund: Viele Eltern wollten die beliebte Realschule nicht für eine Sekundarschule aufgeben, die Kinder mit Hauptschulempfehlung spielten dabei wohl keine Rolle.
Doch auch die Strategie der Realschüler-Eltern geht nicht auf: Die Realschule muss nun nämlich auch Schüler mit Hauptschulempfehlung aufnehmen, die keine passende Alternative finden. „Bei mir wird niemand abgewiesen“, sagte Oliver Berger, Leiter der Realschule, im Schulausschuss. „Tatsache ist, dass sich unsere Klientel, dass sich unser Niveau verändert hat.“ Diese Offenheit für Kinder mit Hauptschulempfehlung entspricht der Linie von Stadtverwaltung und Politik.
Hauptschulbildungsgang ab Klasse 7
Schon 2013, nach dem Scheitern der Sekundarschule, plädierten sie dafür, die Realschule solle künftig auch Kinder mit Hauptschulempfehlung ansprechen. Geht die Stadt diesen Weg konsequent weiter, kann sie an der Realschule einen Hauptschulbildungsgang ab Klasse 7 einrichten. Dann können Schüler mit unterschiedlichen Voraussetzungen weiter eine Klasse besuchen, die Schule macht für sie aber differenzierte Angebote, je nach Lernniveau.
Offenbar empfiehlt die Bezirksregierung Köln diesen Weg. Zunächst müsste aber die Stadt als Schulträger beschließen, die Schulform der Realschule zu ändern. Sinnvoll wäre, bis Ende 2017 darüber zu entscheiden, dann könnte die Änderung im nächsten Schuljahr wirksam werden. Deutlich ist jedoch, dass die Realschule davon ganz und gar nicht begeistert wäre. Ein Hauptschulbildungsgang wäre eine „Notlösung“, findet Schulleiter Berger. Anders als eine Sekundarschule verfüge die Realschule über kein zusätzliches Personal, um ein differenziertes Angebot zu gestalten. „Ich rate weder zu, noch rate ich ab“, sagte er im Schulausschuss.
In Nachbarkommunen unterbringen
Eine Alternative zur Neuausrichtung der Realschule wäre, die Schüler mit Hauptschulempfehlung in Nachbarkommunen gut unterzubringen. Die Gesamtschule Lohmar und die Sekundarschule Overath liegen in nächster Nähe und würden sich anbieten, haben aber kaum Platz für Rösrather Schüler. Alternativen in Bergisch Gladbach oder Köln sind ebenfalls überlastet oder schlecht zu erreichen.
Als Ausweichmöglichkeit bleibt die Hauptschule Lindlar, 16 Rösrather Schüler besuchen sie zurzeit. Um bei Schulbeginn um 7.30 Uhr vor Ort zu sein, müssen sie um 6.20 Uhr mit der Linie 422 vom Bahnhof Rösrath abfahren. Wer in Forsbach oder Rambrücken wohnt, muss schon vor 6 Uhr aus dem Haus. Das hält die Stadtverwaltung für kaum zumutbar. Sie prüft daher auch, einen Schulbus nach Lindlar einzurichten. Doch der Zeitgewinn wäre womöglich bescheiden, weil der Bus die Schüler im Stadtgebiet einsammeln müsste.
Eine Arbeitsgruppe der Stadt soll nun klären, welchen Weg Rösrath einschlägt. Der Beigeordnete Ulrich Kowalewski (CDU) kündigte an, die Verwaltung werde noch in diesem Jahr ein „entscheidungsreifes“ Konzept erarbeiten.