Firma Löhmer in RösrathEin Leben für die Triumph

Tradition wird bei Triumph groß geschrieben. Tank und Motor einer Bonneville im Stil der 60er Jahre.
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Rösrath – Uwe Löhmer redet Benzin. In jedem Satz, den der Hoffnungsthaler formuliert, kommt zumindest einmal das Wort Motorrad vor. Und Löhmer redet viel: Ohne Punkt und Komma sprudeln die Worte nur so aus seinem Mund, wenn er über sein Lieblingsthema spricht – Motorräder begleiten sein Leben, sind seine Existenz und seine Passion.
1933 eröffnete sein Großvater Alex Löhmer einen Motorradladen. „Er startete mit deutschen Motorrädern der Marken Dürkopp, NSU und Victoria. Harley Davidson, BSA, Triumph und Norton waren die Folgemarken bis in die 50er-Jahre“, sagt Löhmer. Anders als in den USA und einigen europäischen Staaten diente das Motorrad in der Nachkriegszeit als billiger Autoersatz. Die Motorräder sollten robust, zuverlässig und einfach konstruiert sein.
Die deutsche Firma NSU war 1955 mit einer Jahresproduktion von 70 214 Motorrädern, 228 369 Mopeds und 45 747 Fahrrädern größter Zweiradhersteller der Welt. Bis 1957 waren in der damaligen Bundesrepublik mehr Zweiräder auf den Straßen als Autos. Danach sanken die Zahlen: 1969 war das Jahr mit den niedrigsten Produktions- und Zulassungszahlen. Jeder, der es sich leisten konnte, bestellte sich ein Auto. Motorräder verrotteten im Garten, weil in der Garage Platz für den neuen Wagen gebraucht wurde. Uwe Löhmer: „Mein Großvater Alex verkaufte mittlerweile die BMW Isetta, ein geschlossenes Rollermobil mit vier Rädern, und mein Vater Günther Radios und Fernseher.“ Die Verkaufsräume lagen damals schon auf dem heutigen Firmengelände an der Bergischen Landstraße 128 in Rösrath-Hoffhungsthal.
Zu Beginn der 70er-Jahre entdeckten die Japaner das Motorrad neu. Der Markt boomte, und die Löhmers sprangen auf den fahrenden Zug. 1972 starteten die Rösrather als Händler für die Motorradmarkte Honda. Innerhalb weniger Jahre etablierte Günther Löhmer seinen Laden zu einem der größten Hondastützpunkte in Deutschland. „Wir waren sogar einmal Händler des Jahres“, erinnert sich Uwe Löhmer, der wenig später ins elterliche Geschäft einstieg. „Honda war unsere Welt.“ Doch plötzlich war mit den Japanern kein Geld mehr zu verdienen. Löhmer: „Wir verkauften nur noch Rabatte. Die Kunden wollten billig kaufen, fragten nach dem Preis und achteten weniger auf Qualität.“
Mittlerweile war die alte englische Motorradmarke Triumph wie Phönix aus der Asche auferstanden. Hatten die britischen Zweiräder in den 60ern den Ruf von Motorrädern mit „Charakter“ – sie bedurften besonderer Pflege und glänzten mehr durch hohe Standzeiten denn durch Alltagstauglichkeit –, so ließ der neue Besitzer John Bloor eine Produktfamilie entwickeln.
Im Herbst 1990 stellte Triumph die Motorräder auf der Internationalen Fahrrad- und Motorradausstellung (IFMA) in Köln erstmals vor. Die Marke gehörte bald zu den Oberen der Motorradhersteller. Zusammen mit Marken wie Moto Guzzi, Ducati, Harley Davidson und MV Agusta gelten die Engländer als Exoten. Zu dieser Zeit suchte Löhmer nach einem zweiten Standbein und sah die Motorräder auf der Messe in Köln – der Zweiradspezialist war begeistert. Es sollte aber noch dauern, bis die englischen Bikes an der Bergischen Landstraße standen. Im Jahr 2011 einigte sich Löhmer mit den Engländern und unterschrieb einen Vertrag mit Triumph.
Doch Honda schoss quer und duldete keinen Wettbewerber im gleichen Ladenlokal. Löhmer verzichtete auf die Japaner und konzentrierte sich ganz auf die englischen Motorräder. „Seit dieser Zeit macht Verkaufen wieder Spaß. Die Kunden fahren unsere Zweiräder Probe und kommen mit einem Lächeln wieder zurück“, sagt Löhmer, und sein Mitarbeiter Olaf Kaltenbrunn ergänzt: „Die Umgangsformen der Triumph-Kunden sind bedeutend besser als bei unseren alten Honda-Kunden. Das Niveau unser Kundschaft hat sich zum positiven gewandelt.“ Laut Kaltenbrunn verkaufen sich die Engländer zum großen Teil durch den Fahrspaß bei der Probefahrt und die Kunden sind bereit den höheren Preis für ein exklusives Motorrad zu zahlen.
Ob sein Geschäft weitere 80 Jahre bestehen wird, steht für Löhmer in den Sternen: „Uns fehlt der Nachwuchs. Junge Menschen haben keinen Bezug mehr zum Motorrad.“