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Hoffer Alter in RösrathHochprozentiges als Herzenssache

Lesezeit 4 Minuten

Im Gärbottich wird Zucker in Alkohol umgewandelt – die Maische entsteht.

Rösrath – Mit dem Geschmack ihrer Produkte überzeugen will die Brennerei Hoffer Alter. Das sechsköpfige Team unter Leitung von Tino Müllenbach hat keinen riesigen Werbeetat wie international bekannte Spirituosenhersteller, das Unternehmen setzt ganz auf Qualität.

Traditionsprodukte wie Bergischer Korn und Wacholder gehören genauso zur Bandbreite der Erzeugnisse wie Spirituosen, die an aktuelle Trends anknüpfen. „Es ist eine Herzenssache“, sagt Tino Müllenbach (39) zu seiner Arbeit. Nach Ausbildung und Tätigkeit bei großen Spirituosenfirmen hat er vor sechs Jahren das Familienunternehmen von seinem Vater Ralf übernommen.

Seit 1880 besteht die Brennerei in der Ortschaft Hofferhof in den Hoffnungsthaler Bergen. „Wenn der Ururgroßvater den Betrieb gegründet hat, ist es was Schönes, das fortzuführen“, sagt Tino Müllenbach.

Den eigenen Geschmack zu schulen, ist für ihn ein wesentlicher Teil seiner Tätigkeit. Mehrmals wöchentlich probiere er Korn und Liköre, berichtet Müllenbach. Tagsüber schluckt er die Geschmacksproben aber nicht hinunter, um einen klaren Kopf zu behalten. Einmal im Monat steht es auch an, die in Fässern gelagerten Spirituosen zu testen: Dann stellt Müllenbach fest, wie weit die Lagerung fortgeschritten ist. Wenn das Ergebnis stimmt, werden die hochprozentigen Getränke in Flaschen abgefüllt. Das Testen ist Chefsache, neben Tino Müllenbach ist nur sein Vater Ralf Müllenbach damit betraut.

Alle Spirituosen von Hoffer Alter werden nach geheimem Rezept komplett selbst hergestellt – Korn, Wodka, Wacholder und Liköre, insgesamt rund 30 Produkte. Hinzu kommen weitere Spirituosen, die Hoffer Alter in Zusammenarbeit mit anderen Firmen produziert, darunter die Kornbrennerei Quadenhofer aus Hennef.

Neben der ständigen Qualitätskontrolle probieren Vater und Sohn Müllenbach auch neue Produkte aus. Sie besorgen Zutaten, legen sie in Alkohol ein und erstellen Destillate, ehe der wichtigste Schritt folgt: „Wir setzen uns hin, mischen und probieren.“ Tino Müllenbach ist nah am Puls der Zeit und guckt sich auch auf Partys um. Dem zurzeit festzustellenden Trend zu Wodka begegnet die Brennerei Hoffer Alter mit einer eigenen neuen Produktlinie, drei Sorten sind seit kurzem im Angebot: „Klar Wodka Pure“, „Klar Wodka Kräuter“ und „Klar Wodka Zitrus“. Zu den Neuheiten gehört auch der Likör „Schoko-Chili“, der süßen und feurigen Geschmack kombiniert. Der Sahnelikör „Hoffer Alter Cappuccino“ ist ebenso in der Produktpalette vertreten wie der Likör „Winter-Pflaume“.

Ausgangspunkt der Korn-Produktion ist Getreide. Es wird gemahlen und eingeweicht, dann Malz beigefügt. Damit wird die Mehlsuppe süß. Anschließend wird in einem Gärbottich Hefe zugesetzt, diese wandelt den Zucker in Alkohol um. In einem dreitägigen Gärprozess entsteht Maische, eine Art Brotsuppe mit Alkohol. Es folgt die Destillation, das Brennen. Nach einem Rohbrand steht ein Feinbrand an – oder auch mehrere. Die Reifung im Fass ist dann der letzte Schritt, ehe das fertige Produkt abgefüllt werden kann. (tr)

Den Wandel des Verbrauchergeschmacks hat Tino Müllenbach auch beim Vergleich mit Produkten vom Anfang des 20. Jahrhunderts, die in der Brennerei noch vorhanden sind, festgestellt: „Der Korn von heute schmeckt weniger nach Getreide, früher war dieser brotige Geschmack ausgeprägter.“ Er empfiehlt das Spirituosen-Trinken aus eigener Erfahrung: „Auf Partys habe ich mich immer an Korn gehalten.“ Kombiniert mit einer Cola zwischendurch, habe er am nächsten Morgen keinen dicken Schädel gehabt. Das hohe Niveau der Hoffer-Alter-Produkte hat die Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) bestätigt: Bei der diesjährigen Qualitätsprüfung für Spirituosen haben DLG-Experten zwei Erzeugnisse der Rösrather Brennerei mit einer Gold-Medaille ausgezeichnet. Mit „Korn, im Cognacfass gereift“ konnte das Unternehmen die Prüfer überzeugen – die Cognac-Note im Korn lässt bei so manchem Liebhaber das Herz höher schlagen. Ebenfalls prämiert wurde der Likör „Quadenhofer Saure Kirsche“, den Hoffer Alter in Kooperation mit der Brennerei Quadenhofer herstellt.

Die Zusammenarbeit mit anderen Spirituosenfirmen ist Anzeichen einer schrumpfenden Branche. Das Ende des deutschen Branntweinmonopols, bei dem der Staat Brennrechte vergab und zugleich erzeugten Alkohol abnahm, zwang viele kleine Brennereien zur Geschäftsaufgabe. Auch für die Brennerei Hoffer Alter war die Produktion von reinem Alkohol bislang ein Geschäftsfeld – neben der Spirituosen-Herstellung. Mit Innovation steuert das Unternehmen gegen die Veränderungen im Umfeld an, neueste Errungenschaft ist eine energiesparende Hackschnitzel-Heizung.

Mit einer vielseitigen Vermarktung kommen die Produkte zum Verbraucher: Getränkehändler und Supermärkte bieten Hoffer-Alter-Produkte an, die Spirituosen sind aber auch für jedermann über die Internetseite des Unternehmens zu bestellen. Schließlich können Kunden auch persönlich am Sitz des Unternehmens einkaufen, ein neuer Verkaufsraum soll die Infrastruktur dafür noch verbessern. Die hochprozentigen Getränke aus der Ortschaft Hofferhof sind laut Tino Müllenbach deutschlandweit gefragt, mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Bestellungen aus dem Ausland gebe es nur gelegentlich. Am besten funktioniere die Werbung über »Mund-zu-Mund-Propaganda«“, sagt Müllenbach. „Bei Gastronomen, die mal einen ausgeben, laufen unsere Produkte.“