Rösraths Bürgermeisterin Bondina Schulze (Grüne) blickt im Interview zurück auf 2024. Im Jahr 2025 tritt sie als Unabhängige zur Bürgermeisterwahl an.
Bürgermeisterin im Interview„Es gibt so viele Dinge, die ich in Rösrath noch umsetzen möchte“
Welche Bilanz für die Stadt Rösrath ziehen Sie für 2024?
Seit der Erste Beigeordnete Martin Stolte im Juli seinen Dienst angetreten hat, sind alle Führungspositionen in der Stadtverwaltung besetzt. Stichwort: Neuorganisation der Verwaltung. Wir haben jetzt eine vollständige und wirkungsvolle Mannschaft, um viele Projekte mit der notwendigen Intensität angehen zu können. Aus der Politik kommt der Impuls, an den Personalkosten zu sparen, aber das ist der falsche Weg.
Was ist im letzten Jahr gelungen?
Der Mittelbau mit integrierter Mensa am Freiherr-vom-Stein-Schulzentrum ist fertig. Der Containerbau für die naturwissenschaftlichen Räume der Gesamtschule steht. Auch der Auftrag für die Erweiterung des Gymnasiums ist erteilt, im Herbst 2025 sollen die Module geliefert werden.
Die Fortschritte beim Schulzentrum ragen heraus...
... auch die Sanierungen an den Grundschulen gehen weiter. An der Grundschule in Hoffnungsthal nimmt die Sanierung wieder Fahrt auf, nach und nach nehmen wir uns weitere Schulen vor.
Was hätten Sie im letzten Jahr gern vorangebracht, was nicht so voranging, wie erhofft?
Ein Thema ist die Jugendbeteiligung. Das Jugendparlament hatte sich totgelaufen, deshalb wollten wir eine neue Interessenvertretung schaffen, aber nicht von oben aufdrücken. Das steht noch aus. Was auch noch voranzubringen ist, ist die Infrastruktur für die Feuerwehr am Standort Venauen. Ich begrüße, dass sich die Politik da einbringen will – das erste Treffen des Feuerwehr-Arbeitskreises steht an.
Über unzureichende Fortschritte haben sich auch die Rösrather Fahrrad-Initiativen und die katholische Kita Himmelszelt beklagt. Was lässt sich da tun?
Die Öffnung mehrerer Einbahnstraßen für den gegenläufigen Radverkehr war sicherlich ein spürbarer Fortschritt. Durch einen neuen Kollegen beschäftigen wir uns fokussiert mit Mobilitätsthemen, dazu zählt auch die Fahrrad-Infrastruktur. Bei der Kita Himmelszelt erwartet das Erzbistum Köln noch eine Änderung am Förderbescheid der Stadt. Da hat es einige Kontakte gegeben. Wir haben jetzt eine gute Lösung, in Kürze wird ein weiterer Förderbescheid ergehen.
Die Fortschritte beim Personal der Verwaltung haben Sie schon angesprochen, es gab aber auch Misstöne im Verhältnis zur Technischen Beigeordneten Bianca Lorenz.
Wichtig ist das, was wir am Ende erreichen. Und die positiven Ergebnisse bei unterschiedlichen Projekten zeigen, dass es vorangeht.
Das heißt, dass Spannungen vorkommen können?
Ja, unterschiedliche Positionen gehören dazu. In der Privatwirtschaft gibt es das auch, das weiß ich aus meiner Erfahrung. Da steht es aber nicht gleich in der Zeitung.
In der Öffentlichkeit bemerkt wurde auch, dass der Klimamanager und die Nachhaltigkeitsmanagerin kurz nacheinander gekündigt haben.
Das war sehr bedauerlich. Die Stellen haben wir auch noch nicht nachbesetzt. Mit der Politik ist vereinbart, dass wir noch warten. Trotzdem bleiben angestoßene Themen nicht liegen. Die Erarbeitung einer Nachhaltigkeitsstrategie mit Unterstützung der LAG 21 wurde zum Abschluss gebracht und geht nun in die politischen Gremien. Der Klimamanager hat noch die kommunale Wärmeplanung angestoßen, jetzt starten wir mit den Stadtwerken in einen mehrstufigen Erarbeitungsprozess. Das ist ein priorisiertes Projekt, andere, zum Beispiel die Erarbeitung eines Klimaschutzkonzepts, sind zunächst zurückgestellt. Das ist schade.
Es bleibt immer noch was zu tun...
Richtig, wir haben Aufgaben in vielen Bereichen. Dazu gehört auch 2025 die Unterbringung von geflüchteten Menschen. Am Kammerbroich haben wir jetzt einen guten Standort in Containerbauweise. Gleichwohl halten wir an der Strategie fest, Geflüchtete möglichst dezentral unterzubringen.
2025 ist auch Wahljahr, Sie treten wieder zur Bürgermeisterwahl an. Was ist Ihre Motivation?
Die fünf Jahre einer Wahlperiode sind überschaubar und es gibt so viele Dinge, die ich noch umsetzen möchte. Hierfür spüre ich Rückhalt aus der Bevölkerung. Das motiviert mich. Es gibt so viele Dinge, die ich noch umsetzen möchte. Die Fahrrad-Infrastruktur ist mir dabei ein persönliches Anliegen. Auch die Versorgung mit Kita-Plätzen und Plätzen im offenen Ganztag. Ich weiß, wie wichtig das ist für die Familien. Da möchte ich, dass wir die Angebote ausbauen und weiter verbessern.
Bei der Bürgermeisterwahl konkurrieren Sie voraussichtlich auch mit einem Parteifreund oder einer Parteifreundin von den Grünen. Wie gehen Sie damit um?
Es ist offen, was bei dem Prozess zur Kandidatenfindung herauskommt. Ich habe den Grünen im November mitgeteilt, dass ich für sie nicht antrete, weil ich glaube, dass ich als Unabhängige noch besser die Interessen der Bürgerinnen und Bürger vertreten kann. Bis jetzt gibt es bei der Bürgermeisterwahl die Auswahl zwischen mir und dem Kandidaten der CDU. Was noch kommt, werden wir sehen.
Sie haben bei der Wahl keine Partei, die Sie unterstützt. Wie kommen Sie damit zurecht?
Ich habe mich nach Bekanntgabe meiner Kandidatur als unabhängige Kandidatin sehr über Angebote von Initiativen und Einzelpersonen gefreut, die mich im Wahlkampf unterstützen möchten.
Wie soll sich Rösrath in den nächsten fünf Jahren entwickeln?
Ich habe in meinem letzten Wahlprogramm gesagt: Ich möchte Rösrath gern klimaneutraler gestalten und bis 2030 weitere Ergebnisse liefern. Auch ein verbessertes Angebot bei den Sportstätten liegt mir am Herzen.