„Klartext-Müller“CDU-Politiker Holger Müller ist tot
Rösrath – Nicht nur vor Wahlen war er ein engagierter Kämpfer, auch in der politischen Debatte hat Holger Müller mit Herzblut und Bodenständigkeit für Themen gestritten – vom Sport über die Vereinsförderung bis hin zur grundsätzlich stärkeren Berücksichtigung von Rhein-Berg im Land NRW. Seinen letzten, ganz persönlichen Kampf musste Holger Müller am Pfingstsonntag aufgeben.
Im Alter von 71 Jahren starb der rheinisch-bergische CDU-Landtagsabgeordnete aus Rösrath nach kurzer schwerer Krankheit.Mit Trauer und Bestürzung reagierten nicht nur seine politischen Weggefährten. „Er war die Stimme der Fraktion im und für den Sport, zuletzt als Vorsitzender des Sportausschusses“, so CDU-Landtagsfraktionschef Bodo Löttgen.
Mit gleicher Leidenschaft habe Müllers Herz für die Kommunalpolitik geschlagen: „Sein Engagement in der Ratsarbeit seiner Heimatstadt Rösrath und als langjähriger Fraktionsvorsitzender der CDU-Kreistagsfraktion im Rheinisch-Bergischen Kreis hatten direkten Einfluss auf seine Arbeit im Landtag“, würdigt Löttgen: „Diese Bodenständigkeit zeichnete ihn aus.“
CDU politische Heimat von Jugend an
Für den Juristen Müller war die CDU von Jugend an seine politische Heimat. Seit 1969 gehörte er der Partei an, war Vorsitzender der Jungen Union in Rösrath und im Kreis, später auch im JU-Bundesvorstand. 1975 wurde er erstmals in den Rat der damaligen Gemeinde Rösrath sowie in den Kreistag gewählt, dem er bis zu seinem Tod angehörte und in dem er von 2000 bis 2017 der CDU-Fraktion vorstand.
Im Jahr 2005 wurde er als Direktkandidat im Wahlkreis Bergisch Gladbach/Rösrath in den Landtag gewählt. Mit einem „Weckruf“ hatte er sich im Vorfeld von parteiinternen Mitbewerbern abgesetzt, hatte einen Satz geprägt, der ihn sein politisches Leben lang begleiten sollte: „Wenn ich morgens aufstehe, überlege ich mir als erstes, wie ich der SPD schaden kann.“ Dabei konnte er sehr wohl mit der SPD, war er doch praktizierender Rheinländer: „Die Sozis sind ja auch Menschen“, hat er sein Verhältnis zur SPD einmal beschrieben.
Zupackende Politik
Bei der Landtagswahl 2010 verteidigte Müller sein Direktmandat, 2012 verlor er den Wahlkreis an SPD-Kandidatin Helene Hammelrath, zog aber über die Landesliste der CDU wieder ins Parlament ein und holte bei der Wahl 2017 nach einer auch für manche Parteikollegen überraschenden erneuten Kandidatur auch wieder das Direktmandat.Einer zupackenden Politik galt der Einsatz des Politikers, der sich selbst auch gerne als „Klartext-Müller“ bezeichnete und für markante Stellungnahmen ebenso bekannt war wie für markige Kritik am politischen Gegner. Gleichwohl begegnete man ihm auch dort mit großem Respekt.
„Holger Müller war ein streitbarer Gegner, der gezielt auch mit bissigem Spott umzugehen wusste“, so SPD-Kreistagsfraktionschef Gerhard Zorn: „Er war ein engagierter Kämpfer für seine Partei, aber auch ein sehr zuverlässiger Partner. Eine Vereinbarung zwischen uns wurde von ihm immer verlässlich eingehalten und umgesetzt.“ Zorn: „Seine Begeisterung für Sport, den Fußball und den FC werden mir immer in Erinnerung bleiben.“
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„Trotz und wegen der politischen Meinungsverschiedenheiten werden wir uns stets an seine offene, direkte und faire Art erinnern“, äußerte sich auch Tomás M. Santillán vom Kreisvorstand der Linken.
„Er war ein Mann mit Ecken und Kanten, einer, der das Leben kannte und auch zu genießen wusste“, so der langjährige CDU-Kreisgeschäftsführer Thomas Frank. Er habe Müller stets als fair und „Christdemokrat durch und durch, mit klarem Kompass und unendlich viel Erfahrung“ erlebt. „Er war ein durch und durch glaubwürdiger Abgeordneter“, so Dr. Christian Kauer, der vor vier Jahren von der SPD zur CDU wechselte.
Ein „taktisch kluger Streiter“
An Müllers „unnachahmliche Art, komplizierte Sachverhalte auf den Punkt zu bringen und für seine Überzeugungen zu streiten“, erinnert der Vorsitzende der CDU-Fraktion im Gladbacher Stadtrat, Michael Metten. In seiner rheinischen Art sei Müller ein „taktisch kluger Streiter“ gewesen, „der nie seine kommunalpolitischen Wurzeln vergessen hat“, so der Vorsitzende des Gladbacher CDU-Stadtverbands, Thomas Hartmann.Privat traf Müller der plötzliche Tod seiner Frau an Weihnachten 2017 hart.
Müller hatte auch eine stille, eine nachdenkliche Seite, wie jetzt viele Weggefährten spürten. Im Frühjahr dieses Jahres dann diagnostizierten Ärzte bei Müller Krebs. Er ging offen mit der Erkrankung um, sprach immer wieder von der Hoffnung auf eine neue Therapie. Selbst als er kaum noch sprechen konnte, versuchte er, wo es noch ging, am gesellschaftlichen und politischen Leben teilzunehmen.
Kämpferisch bis zuletzt
Müller besuchte die Sportlerwahl dieser Zeitung ebenso noch wie die Kreisversammlung seiner Partei zur Wahl eines neuen Kreisvorsitzenden. Der lebensfrohe Politiker gab sich kämpferisch bis zuletzt – als er den Kampf gegen die Krankheit verlor. Müller hinterlässt einen erwachsenen Sohn, der innerhalb kurzer Zeit nun beide Eltern verloren hat.