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Hilfe suchen und bietenDie schönsten Geschichten der Rösrather Taschengeldbörse

Lesezeit 3 Minuten

Am heimischen Computer koordiniert Ludger Königs die Kontakte zwischen den Jugendlichen und Senioren.

Rösrath – Die schönste Geschichte, die Ludger Königs über die Rösrather Taschengeldbörse zu erzählen hat, handelt von einem alten Ehepaar und zwei jungen Zwillingsschwestern, die sich vorher nicht kannten. Der alte Mann erlitt eines Tages einen Hirnschlag, die Frau pflegte ihn und wollte ihn auch nicht nur für ein paar Stunden alleine lassen. Die Außenkontakte der Eheleute brachen ab: „Wenn es um Krankheit und Behinderung geht, ziehen sich viele zurück“, sagt Ludger Königs (74).

Eines Tages rief ihn die Frau an: Sie würde so gerne noch einmal zum Mittwochskaffeeklatsch gehen. Königs fand die Zwillinge, die fortan mittwochs den Mann betreuten. „Nach dem zweiten Mal rief mich einer der Zwillinge an: „Wir haben doch nur mit ihm Fernsehen geguckt, dafür können wir doch kein Taschengeld nehmen.“ Königs belehrte die junge Dame: Sie habe viel getan, für den alten Herrn wie für seine Ehefrau.

Es geht auch um Miteinander der Generationen

Die Rösrather Taschengeldbörse gibt es jetzt seit zehn Jahren – Anlass, das von Königs nach Lohmarer Vorbild gegründete und von der evangelischen Kirche getragene Projekt noch einmal im Sozialausschuss der Stadt vorstellen zu lassen. Gäbe es sie nicht schon so lange, so wäre es höchste Zeit sie zu erfinden. Nicht nur wegen der praktischen Vorteile: Die Alten finden Hilfe fürs Rasenmähen oder Einkaufen, die Jungen verdienen sich ein paar Euro dazu.

Sondern weil es auch um das Miteinander der Generationen geht: „Die Enkel sind oft sehr weit weg“, sagt Königs „Es gibt viel ältere Menschen, die gar keinen Kontakt zur Enkelgeneration haben, und umgekehrt ist es genauso.“ Die Taschengeldbörse bringe Junge und Alte in Kontakt: „Ich finde es faszinierend zu sehen, wenn junge Leute merken, dass es eine Generation gibt, die Schwierigkeiten mit Computern hat.“

Ludger Königs liebt sein Ehrenamt

Für Königs selbst, der bis zu seiner Pensionierung bei der Landesverwaltung tätig war, ist sein Ehrenamt, das er sich mit einem Mitstreiter teilt, „sehr befriedigend. Was hat man im Berufsleben immer gemeint, Weltbewegendes zu tun. Was hat man schon bewegt?“

Heute beweget es ihn, wenn er helfen könne. Die Aufgabe nimmt er sehr ernst, spricht mit den Beteiligten vorher ausgiebig. „Wir besuchen die Senioren zuhause. Dort bekommt man schnell ein Gefühl, wie geholfen werden kann.“ Dabei kann er auch gleich die Ansprüche begrenzen, tausend Quadratmeter Rasen mähen gehe eher nicht.

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Das Taschengeld soll mindestens bei sechs Euro liegen, mehr geht auch. Aktuell sind auf diese Weise 57 Schülerinnen und Schüler bei der Rösrather Taschengeldbörse aktiv. Sein Ehrenamt findet Königs „herrlich. Ich kann auch zuhause vor der Glotze sitzen, aber das ist doch eine viel schönere Tätigkeit.“

Taschengeldbörsen gibt es auch in Bergisch Gladbach oder Overath. Kontakt zur Rösrather Taschengeldbörse unter (02205) 89 90 97.