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Hochwasserschutz in RösrathAm Oberlauf der Sülz muss sich was tun

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Hammergraben_Toepfer_Roesrath

Der Hammergraben führt kein Wasser mehr.

Rösrath – Nach dem Info-Abend vom 27. Oktober zum Jahrhundert-Hochwasser geht die Diskussion über Konsequenzen weiter. Auf Einladung der Stadt Rösrath äußerten sich bei der Veranstaltung mehrere Fachleute und auch städtische Vertreter zu der Katastrophe und dem weiteren Vorgehen. Auch Vorschläge wie eine Erhöhung des Sülzdamms oder eine Ertüchtigung des Hammergrabens kamen zur Sprache.

Auf Nachfrage dieser Zeitung erklärt Christoph Herrmann, zuständiger Dezernent der Stadt Rösrath, dazu seine Sicht. Eine Erhöhung des Sülzdamms, auf die ein Vorschlag bei dem Info-Abend zielte, sei aus mehreren Gründen ungeeignet. Seine Aussage, das sei „sehr einfach gedacht“, habe sich auf diese Idee bezogen.

Zum einen brauche ein höherer Damm mehr Grundfläche, die nicht vorhanden sei. Zum anderen würde durch eine solche Maßnahme in Rösrath ein Rückstau von Wasser entstehen, der zunächst die Sülz-Anlieger auf Overather Gebiet betreffen würde. Auch die Brücken müssten dem erhöhten Wasserstand gewachsen sein. Die Situation sei „komplex“.

Dezernent Herrmann verweist auf den Aggerverband

Zum Schutz der Anrainer in Rösrath sei es am sinnvollsten, zusätzliche Retentionsflächen am Oberlauf der Sülz auszuweisen – und dazu mit den dortigen Kommunen zusammenzuarbeiten. „Ich sehe da den Aggerverband als Motor“, sagt Herrmann.

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Bei der ebenfalls vorgeschlagenen Ertüchtigung des Hammergrabens sieht Herrmann sehr begrenztes Potenzial. Der Hammergraben habe durchaus Niederschlagswasser, das von den Bergen herunterkam, aufgenommen – sei aufgrund der Wassermassen aber übergelaufen. Bei einer größeren Kapazität des Grabens seien auch die Querungen, die über den Hammergraben führen, zu berücksichtigen.

Verein schlägt Ertüchtigung des Hammergrabens vor

Anders als Herrmann plädiert der Verein Lebenswertes Sülztal in einer Stellungnahme zu der Veranstaltung dafür, die Ertüchtigung des Hammergrabens zu „prüfen“. Doch sieht auch der Verein mehrere Probleme, dazu gehört die Frage, ob „das Gefälle zum Reusch-Gelände für einen hinreichenden Abfluss“ ausreicht. Bei der Veranstaltung sagte Aggerverband-Vorstand Lothar Scheuer dazu bereits, dass „das Gefälle nicht passt“.

Bleibt die Frage, welche weiteren Handlungsmöglichkeiten die Stadt hätte. Der Verein Lebenswertes Sülztal hält die Neudefinition eines 100-jährlichen Hochwassers für „absehbar“ und damit eine künftige Ausweitung der Überschwemmungsgebiete. Das Problem: „Heute wird jedoch in diesen zukünftigen Überschwemmungsgebieten noch gebaut.“

Das ergibt sich aus der aktuellen Rechtslage, erklärt Herrmann. Ohne Rechtsgrundlage könne die Stadt eventuelle Bauvorhaben nicht verhindern. Die Festlegung der Überschwemmungsgebiete ist jedoch Sache des Landes, wie auch das Lebenswerte Sülztal feststellt.

Andere Bundesländer wie Bayern und Baden-Württemberg würden beim Hochwasserschutz bereits mit einem „Klimazuschlag von 20 Prozent“ rechnen, so der Verein. Es sei „dringend erforderlich“, dass sich NRW anschließe. Doch auch ohne ein solches Umsteuern des Landes sieht der Verein Spielräume der Stadt Rösrath: In Lohmar würden bestehende und künftige Rückhaltebecken so geplant, dass sie nicht nur für 100-jähriges, sondern für 200-jähriges Hochwasser ausreichen würden.