Vom Kriegsgefangenen zum US-SoldatÜber das Leben des Rösrathers Josef Partykiewicz
Rösrath – Auf eine außergewöhnliche Lebensgeschichte und eine bemerkenswerte Persönlichkeit im Rösrath der Nachkriegsjahrzehnte blickt die Ausstellung „Party“. Unter dem Kurznamen „Party“ bekannt war der Karikaturist Josef Partykiewicz.
Geboren 1914 im damaligen Lemberg, Jurist, im Zweiten Weltkrieg polnischer Offizier, dann Kriegsgefangener, von 1941 bis 1944 im Kriegsgefangenenlager „Hoffnungsthal“ in Rösrath-Stephansheide, nach Kriegsende Rösrather Bürger, viel beachteter Karikaturist und Künstler bis zu seinem Tod 2003.
Rösrath: Ausstellung in der Stephanuskapelle zu sehen
Schon diese kurze Auflistung von Lebensdaten wirkt spektakulär. Grund genug für die Stadt Rösrath, den Geschichtsverein und Barbara Kellner, die Tochter Partykiewiczs, diese Rösrather Persönlichkeit in einer Ausstellung zu beleuchten.
Unter dem Titel „Party“ ist sie in der Stephanuskapelle in Stephansheide zu sehen – bewusst dort, wo im Zweiten Weltkrieg das Kriegsgefangenenlager „Hoffnungsthal“ war, in dem der gefangene polnischen Offizier Partykiewicz interniert war.
Die Ausstellung
Begleitprogramm
Die Ausstellung ist bis 1. Oktober in der Stephanuskapelle zu sehen: montags bis freitags von 10 bis 12 Uhr und von 16 bis 17 Uhr. Am Samstag, 24. September, 17 Uhr, referiert Klaus-Dieter Gernert über das Kriegsgefangenenlager „Hoffnungsthal“. Am Samstag, 1. Oktober, 17 Uhr, spricht Burkhard Mohr über „Party“ als Karikaturist. (tr)
Bei der Eröffnung der Ausstellung breitete Klaus-Dieter Gernert vom Geschichtsverein weitere faszinierende Begebenheiten aus Partykiewiczs Leben aus.
Rösrather im damaligen Österreich-Ungang geboren
Das Besondere fängt schon mit seinem Geburtsort an, der 1914 noch zu Österreich-Ungarn gehörte, 1918 polnisch und 1945 sowjetisch wurde. Durch die österreich-ungarische Geschichte Lembergs ergab es sich, dass Partykiewicz auch Verwandte in Wien und Kontakt mit der deutschen Sprache hatte, auch die Wiener Museen und eine „unheimlich lebendige Kulturszene“, wie Gernert sagte, kennenlernte.
Der Vater war polnischer Gymnasiallehrer, die Mutter eine aus Ungarn stammende Gräfin. Der Kontakt mit unterschiedlichen Kulturen und Sprachen zahlte sich später für Partykiewicz aus. Zunächst studierte er aber Jura, wusste aber schon, dass er sich der Kunst widmen wollte.
Kriegsgefangenschaft im Lager „Hoffnungsthal“
Im Zuge des deutschen Angriffskriegs gegen Polen, in dem Deutschland das Nachbarland in wenigen Wochen besetzte, kam der als polnischer Offizier kämpfende Partykiewicz 1939 in deutsche Kriegsgefangenschaft – ab 1941 war er im Lager „Hoffnungsthal“ in Rösrath interniert. Dort habe er „sofort das Malen angefangen“, berichtete Gernert. Das habe ihm auch einen Sonderstatus im Lager eingebracht: Er wurde von üblichen Arbeiten befreit, durfte zahlreiche Persönlichkeiten aus Rösrath porträtieren und war so viel in der Gemeinde unterwegs.
Aus dieser Zeit hat er auch viele Briefe hinterlassen – „in den verschiedensten Sprachen“, wie Gernert wusste. Trotz der Gefangenschaft entwickelte Partykiewicz anscheinend schon damals ein positives Verhältnis zu Rösrath und den Menschen dort. Dennoch flüchtete er 1944 aus dem Lager, kam auf nicht ganz geklärte Weise nach Kleve, wo er im Frühjahr 1945 den Rhein durchschwamm und zu den alliierten Truppen stieß. Sie nahmen den vielsprachigen polnischen Offizier mit offenen Armen auf. „Die Amerikaner fanden an diesem Tausendsassa ihr Vergnügen“, so Gernert. Und so kam er zurück nach Rösrath, als die US-Armee einrückte.
Bevölkerung in Lemberg nicht mehr willkommen
Auch nach der Gründung der Bundesrepublik und dem Abzug der Besatzungstruppen blieb Partykiewicz in Rösrath: Im nun sowjetischen Lemberg war die frühere deutsche und polnische Bevölkerung nicht mehr willkommen.
An der Sülz baute sich Partykiewicz ein neues Leben auf, suchte und erhielt Aufträge als Karikaturist – für den „Rheinischen Merkur“, die „Kölnische Rundschau“, die „Welt“ und den „Stern“. Er porträtierte auch viele Rösrather, aber auch Persönlichkeiten der Nachkriegszeit, von Helmut Kohl bis Franz Josef Strauß. Einen karikaturistischen Blick warf er auf Prominente wie TV-Star Harald Juhnke oder Fußballer Berti Vogts. 1952 heiratete er und gründete in Rösrath eine Familie. Erst in den 60er Jahren wurde er auch deutscher Staatsbürger. Ein Höhepunkt seiner Karikaturistenkarriere war, dass er in den 70er-Jahren einen großen Raum der Bundespressekonferenz mit Porträts von Politikern gestalten durfte, die er in Tiergestalt karikierte: Konrad Adenauer sah er als Fuchs, Herbert Wehner als Warzenschwein. „Die Journalisten haben ihn da voll respektiert und die Politiker mussten das schlucken“, sagte Gernert.
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Über die Schwierigkeiten, den vielfältigen Nachlass Partykiewiczs aufzuarbeiten, berichtete Barbara Kellner. „Wo das Genie ist, ist auch das Chaos.“ Über Partykiewiczs Gefühle und Motive, in einem Land heimisch zu werden, das zuvor seine Heimat besetzte und ihn in ein Lager sperrte, konnte Kellner aber nichts sagen: „Über die Zeit im Lager hat er nicht mit mir gesprochen.“