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„Auf der Flucht“Hunderte Autoren reichen Beiträge für Literaturwettbewerb in Rösrath ein

Lesezeit 4 Minuten
Ein Rettungsteam der Organisation „Ärzte ohne Grenzen“ nähert sich einem Schlauchboot von Flüchtlingen auf dem Mittelmeer.

„Auf der Flucht“ ist das Thema des neuen Wettbewerbs der Gruppe 48 in Rösrath.

Hunderte Autoren aus Europa haben sich am neuen Wettbewerb der Rösrather Gruppe 48 beteiligt.

In die Welt von flüchtenden Menschen und erfolgreich Geflüchteten führen Hunderte Texte, die zu einem Themenwettbewerb der Gruppe 48 eingereicht wurden. „Aus gegebenem Anlass: Auf der Flucht“ hieß das Thema, an dem sich 460 deutschsprachige Autorinnen und Autoren aus Deutschland, Österreich und vereinzelt auch aus weiteren europäischen Ländern abgearbeitet haben. Sie ließen die Erfahrungen von Flüchtlingen in vielfältiger Weise lebendig werden.

Zur Bandbreite der verarbeiteten Themen gehören die Flucht vor dem Nazi-Regime und insbesondere vor dem Holocaust, die Vertreibung am Ende des Zweiten Weltkriegs, die Flucht von Ost- nach West-Berlin sowie aus Syrien, Afghanistan, Myanmar und Guatemala. Auch eine Flucht von der Erde in ein „Hopetown“ auf einem anderen Planeten sowie die Flucht vor sich selbst sind vertreten.

Aus den eingereichten Gedichten und Prosatexten hat eine Jury in einem anonymen Verfahren eine Auswahl für das Finale des Wettbewerbs getroffen. Dieses ist Teil eines Thementags „Auf der Flucht“ am Sonntag, 5. Februar, von 10.30 Uhr bis circa 17 Uhr, im Bergischen Saal von Schloss Eulenbroich. Interessierte können an der Veranstaltung bei freiem Eintritt teilnehmen und über den Wettbewerbssieg mitentscheiden.

Ukrainische Autorin liest aus ihren deutschsprachigen Werken

Eingeladen zu dem Thementag ist auch die aus der Ukraine stammende Autorin Natalka Sniadanko, die aus ihren deutschsprachigen Werken liest und auch für das Gespräch mit dem Publikum zur Verfügung steht. Zu dem Wettbewerbsfinale im Rahmen des Thementags sind je drei Autorinnen für die Sparten Lyrik und Prosa eingeladen.

Obwohl sich mehr Autorinnen am Wettbewerb beteiligt haben als Autoren, ist der Erfolg von sechs Frauen bemerkenswert. Entscheidend in dem anonymen Auswahlverfahren war laut Jury „allein die literarische Qualität“.

Dennoch ist auch in den Finale-Beiträgen eine Vielfalt von Themen vertreten. In der Sparte Lyrik blickt Vroni Kiefer auf das Mittelmeer, unter anderem auf die Insel Lesbos und das schlagzeilenträchtige Flüchtlingslager Moria. Mit Griechenland als „Zwischenort“ beschäftigt sich Johanna Dombois, sie bezieht dabei die griechische Mythologie mit ein. Unter dem Titel „Fernweh sucht Heimweh“ hat Anneliese Merkač-Hauser fünf Gedichte aus der Sicht eines Flüchtlings geschrieben.

Rösrath: Anmeldung zum Thementag auf Schloss Eulenbroich möglich

Zu den Prosabeiträgen gehört die Geschichte „Auf der Flucht erschossen“ von Therese Wanninger, in der ein flüchtender junger Mann als Ich-Erzähler auftritt und sich an seine ferne Großmutter wendet. In der Geschichte wird russisch gesprochen, es ist aber auch von dem ukrainischen Namen Andriy die Rede, den der Flüchtling seinem Sohn geben will. Der flüchtende Mann könnte also Ukrainer sein, aber auch ein Deserteur der russischen Armee – das bleibt offen.

Jedenfalls wird er von einem früheren Mitschüler erschossen. In dem Beitrag „Kalte Tage“ von Dagmar Dusil geht es um das Trauma eines Kindes nach einer geglückten Flucht ohne Vater. Und in Catherine Chihabs Beitrag „Regengrenze“ blickt ein Kind auf die Berliner Mauer, die es mit seiner Familie überwinden konnte – mit tragischen Folgen.

Anmeldung zu dem Thementag in Schloss Eulenbroich per E-Mail ist unter info@die-gruppe-48.net erbeten. Kurzentschlossene sind aber ebenfalls willkommen. In einer Mittagspause von 11.45 Uhr bis 12.30 Uhr gibt es einen Imbiss und Getränke.


Sponsoren und Wettbewerbe

Mit dem neuen Wettbewerb vergibt die Gruppe 48 erstmals einen Themenpreis. Die Idee dazu hatte Mitglied Hans Blazejewski. Das Preisgeld von insgesamt 5000 Euro stellen Blazejewski und die Dr.-Jürgen-Rembold-Stiftung zur Verfügung. Sponsorin bei der Lesung von Natalka Sniadanko ist Eleonore Hillebrand, ebenfalls Mitglied der Gruppe 48.

Bereits seit Jahren aktiv ist die Gruppe 48 mit unterschiedlichen Wettbewerben. Der „Preis der Gruppe 48“, für Lyrik und für Prosa, wurde bereits siebenmal vergeben, 2022 gab es dabei erstmals auch einen eigenen Jurypreis. Einen Förderpreis für junge Autorinnen und Autoren vergab die Gruppe 48 bereits viermal. Auch der Themenpreis soll zur Dauereinrichtung werden, im Lauf des Jahres 2023 soll ein neuer Wettbewerb zum Thema „Umwelt“ starten.