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Auf Schloss EulenbroichRösrather Gruppe 48 verlieh zwei Literaturpreise

Lesezeit 4 Minuten
Rösrath Gruppe 48

Beim Preis der Gruppe 48 wurde je ein Sieger für Lyrik und Prosa gekürt. 

Rösrath – Insgesamt 18.000 Euro Preisgeld hat die Gruppe 48 auf Schloss Eulenbroich bei ihren beiden Literaturwettbewerben, dem Förderpreis für Jungautoren sowie dem Preis der Gruppe 48, vergeben.

Bei Letzterem wählte die 14-köpfige fachkundige Jury aus mehr als 1000 Texten aus dem In- und Ausland je vier Finalisten für den Preis für Prosa und den Preis für Lyrik aus. Beim Förderpreis kürte eine eigene Jury ebenfalls vier Finalisten, die Prosatexte eingereicht hatten. Die Preisgelder wurden von der Dr.-Jürgen-Rembold-Stiftung, von Dr. Uta Oberkampf und der Gruppe 48 bereitgestellt. Die VR-Bank sponserte die Förderpreis-Veranstaltung.

Treffen auf Schloss Eulenbroich

Kandidaten, Jury und Besucher fanden sich für den Preis der Gruppe 48 in den Sparten Lyrik und Prosa in Schloss Eulenbroich ein. Der Förderpreis für Jungautoren wurde bereits am Tag zuvor vergeben. Gewonnen hat ihn die 21-jährige Marie Görgen aus Trier mit einer berührenden fiktiven Geschichte über eine zerrüttete Familie mit kaputter Mutter und gewalttätigem Vater.

Rösrath Gruppe 48_2

Den Förderpreis gewann Marie Görgen (vorne, 2.v.l.), im Finale waren drei weitere junge Autoren.

Ebenfalls im Förderpreis-Finale vertreten waren Leon Karasch aus Unterföhring bei München, Laurin Lenschow aus Kronshagen und Zarah Weiss aus Wien. Da Moderatorin Vroni Kiefer es am Samstag wegen der Bahn-Sabotage erst spät nach Rösrath schaffte, sprangen beim Förderpreis Dr. Hannelore Furch und Dr. Heiger Ostertag von der Gruppe 48 bei der Moderation ein.

Gruppe 48 hat großen Stellenwert für Rösrather Kulturleben

Beim Preis der Gruppe 48 am Sonntag jedoch war Kiefer pünktlich zur Stelle. Sponsor Dr. Jürgen Rembold gestand dem Publikum, trotz seiner Unterstützung nichts von Kunst zu verstehen: „Ich habe nie verstanden, wie jemand fünf Seiten über etwas Belangloses schreiben kann, wie beispielsweise meinen schönsten Ferientag.“ Damit spielte er auf einen Text beim Förderpreis an.

Jurymitglied Niklas van Thorn maß in seiner Begrüßung der Lyrik eine große Bedeutung bei: „Lyrik spiegelt ganz individuell unser Innenleben wider.“ Ohne die Metaphern der Lyrik sei unsere Welt eine andere. Rösraths stellvertretender Bürgermeister Jürgen Bachmann betonte den Stellenwert der Gruppe 48 für das Kulturleben in der Stadt.

Rösrath: Austausch von Publikum und Jury

Zum Start des Finales stellte ein Jury-Mitglied die ausgewählten Autoren vor, danach lasen diese ihre Texte. Im Anschluss hatten Publikum und Jury Zeit, sich über das Vorgetragene zu unterhalten, zu loben und zu kritisieren.

Bei der Sparte Lyrik ging es um Metaphern, Reimschemata oder auch den Aufbau der Verse – da wurde jede noch so kleine versteckte Botschaft ans Licht gebracht. „Ein Lyrik-Text ist dann wirklich gut, wenn nicht das Gefühl entsteht, er sei nur um des Schreibens willen geschrieben worden, sondern wenn Druck dahintersteckt“, nannte Jury-Mitglied Erich Pfefferlen als wichtigstes Kriterium.

Von der Lyrik zum aktuellen Weltgeschehen

Finalistin Sabine Petko aus Petershagen bei Minden wurde besonders dafür gelobt, Wörter und Bedeutungen in neue Sinnzusammenhänge zu bringen. „Metaphern entstehen zu Zeiten des Umbruchs“, sagte van Thorn zu Petkos Texten, die von der Zeit des Wandels handeln. Die Autorin male Bilder in den Köpfen ihrer Zuhörer, greife von der Lyrik auf das aktuelle Weltgeschehen und sammele Worte, „die der Wirklichkeit standhalten“, war aus der Jury zu hören.

Im Anschluss an Lesung und Diskussion wurden die Gewinner mit einer Abstimmung ermittelt. Den Preis für Lyrik gewann Sabine Petko, die ebenfalls den Jurypreis bekam. Sie hatte es schon beim Wettbewerb von 2021 ins Finale geschafft. Im diesjährigen Finale für die Lyrik-Sparte waren auch Peter Hönig aus Reinheim und Isabel Neumerkel aus Halle vertreten – Eline Menke aus Rheda-Wiedenbrück musste wegen Krankheit absagen. Am Nachmittag gewann Dominik Haitz aus Hamburg mit seiner Kurzgeschichte „Brückenspringer“, die heiter beginnt und in einer Kriegskatastrophe endet, den Preis der Gruppe 48 für Prosa. Ebenfalls im Finale für die Sparte Prosa vertreten waren Ines Geishauser aus Kopenhagen, Anna Oldenburg aus Nürnberg und Christine Sterly-Paulsen aus Hamburg.

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Eine Auswahl von etwa 50 Texten aus dem Wettbewerb bietet die Anthologie „Wunderwerk Text“, erschienen im Mackinger Verlag. Eine Anthologie der Förderpreis-Texte heißt „Junges Wortreich“, erschienen im Kulturmaschinen Verlag.