RösrathPlädoyer für Lösung von Verkehrsproblemen über kommunale Grenzen hinaus
Rösrath – Der Geschäftsführer des Vereins Region Köln/Bonn, Dr. Reimar Molitor, hat am Montag an die Mitglieder des Planungsausschusses appelliert, sich regionalen Kooperationen zu öffnen. Wohnbau- und Gewerbeflächen- sowie Verkehrsprobleme müssten gemeinsam gelöst werden.
Wer ist Reimar Molitor?
Molitor war lange Zeit Geschäftsführer des Regionale-Vereins, der für die Koordination der vielfältigen lokalen Projekte des NRW-Strukturförderprogramms „Regionale 2010“ zuständig war. Heute ist er geschäftsführendes Vorstandsmitglied des nach dem Bonn-Berlin-Beschluss des Bundestages gegründeten Vereins Region Köln/Bonn. Der von Großstädten, Kreisen, Sparkassen und Wirtschaftsinstitutionen getragene Verein bemüht sich mit 16 Mitarbeitern und einem Jahresetat von einer Million Euro, die von Bonn bis zum Rhein-Kreis Neuss reichende Region mit 58 Kommunen zusammenwachsen zu lassen.
Wie ist die Lage in der Region?
Der Siedlungsdruck entlang der Rheinschiene sei in den vergangenen drei Jahren „durch die Decke“ gegangen, sagt Molitor. Das Ruhrgebiet „entleere“ sich zusehends in Richtung Rheinschiene, eine volkswirtschaftliche Katastrophe. Eine weitere Herausforderung bleibe die Bonn-Berlin-Frage. Er gehe davon aus, dass das Bundeskabinett im Sommer einen Totalumzug der Ministerien nach Berlin auf den Weg bringe. Das berühre auch Rösrath.
Was passiert in Köln?
Die Bevölkerungsprognosen für Köln sagen übereinstimmend ein Bevölkerungswachstum bis 2025 voraus, die niedrigste Prognose geht von 1,05 Millionen Einwohnern aus, die höchste von 1,15 Millionen. Molitor: „Das sind 100 000 Leute Unterschied, einmal die Einwohnerzahl von Bergisch Gladbach.“ Köln werde das nicht allein schaffen.
Was bedeutet das für Rösrath?
Rösrath müsse sich entscheiden, wie sehr es noch wachsen wolle. Er verglich die Frage mit einem Skelett: „Was trägt Ihr Gerüst, also die Infrastruktur, noch?“ Rösrath müsse in den kommenden drei bis vier Jahren über seinen Body-Mass-Index für die mittelfristige Zukunft entscheiden. Das werde nicht ohne innere Spannungen abgehen.
Was ist mit den Verkehrsverbindungen?
Der Lkw-Verkehr wird sich laut Molitor in den nächsten zehn Jahren verdoppeln. „Das bedeutet dann, zweieinhalb statt anderthalb Stunden täglich im Stau stehen.“ Bedeutsam sei daher der energische Ausbau des Öffentlichen Personen-Nahverkehrs. Molitor: „Sie müssen Rösrath im Gefüge sehen.“ Vom Land durch entsprechende Fördermittel-Vergabe gefördert, gehe der Trend zur interkommunalen Zusammenarbeit. Die Rhein-Sieg-Kommunen Neunkirchen-Seelscheid und Ruppichteroth würden sich wohl bald wegen möglicher Kooperationen in Rösrath melden. Auch bei der Stadt Köln wehe in Sachen Kooperation auf Augenhöhe mittlerweile ein anderer Wind.
Was sagen die Rösrather dazu?
Die Planungsausschussmitglieder hielten sich nach dem 40-minütigen Vortrag mit Nachfragen zurück. CDU-Fraktionschef Erhard Füsser sagte, die Rösrather seien vom Land immer wieder enttäuscht worden: „Ich glaube keiner Zusage.“ Zu den Kölner Wachstumsproblemen sagte er: „Bei uns ist nicht viel zu holen.“
Im derzeit 28 000 Einwohner starken Rösrath bestehe weitgehend Einigkeit darüber, dass man auf nicht mehr als 30 000 Menschen wachsen wolle. Auch zur Lösung regionaler Verkehrsprobleme könne die Stadt nicht viel beitragen.
SPD-Fraktionsvorsitzender Dirk Mau forderte, Rösrath müsse sich einbringen, um die Aufgaben zu bewältigen: „Wir müssen sicherstellen, dass die Alteingesessenen hier wohnen bleiben können.“ Auch Planungs-Fachbereichsleiter Christoph Hermann sagte: „Wir müssen uns den Problemen der Region stellen.“