Die Stadt hatte von „Vandalismus“ gesprochen, nun melden sich immer mehr Stimmen und widersprechen.
Experten widersprechen StadtWer trägt die Schuld für den Wasserschaden in Rösrath?
Nach der Berichterstattung über den Wasserschaden an der Grundschule Hoffnungsthal, der laut Stadtverwaltung durch Vandalismus verursacht wurde, meldet sich Fachmann Bernd Kruse zu Wort. Der in Rösrath tätige Sachverständige für das Dachdeckerhandwerk stellt die Darstellung der Stadt in Frage.
„Wassereinbrüche bei Regen waren schon während des Schulbetriebs mehrfach festzustellen“, erklärt Kruse in einem Schreiben an diese Zeitung, das hätten ihm „einige der betroffenen Kinder in unserem Umfeld“ berichtet. Es sei also nicht erst in den Ferien, nach dem angeblichen Vandalismus, Regenwasser ins Schulgebäude gelangt.
Wurde ausreichend Vorsorge getroffen?
„Unwetter kommen heute zudem nicht mehr überraschend, vielmehr werden sie recht zuverlässig angekündigt“, so Kruse. Damit stelle sich die Frage, ob ausreichend Vorsorge getroffen wurde. „Bevor nun nach ominösen Saboteuren gesucht wird, sollten die Verantwortlichen einmal in den eigenen Reihen nachforschen“, empfiehlt der Fachmann.
„Andererseits ist Fremdverschulden natürlich am einfachsten und die Verantwortlichen schaffen es tatsächlich, sich an den traurigen Geschehnissen auch noch zu profilieren“, schreibt Kruse, „aber so geht Politik eben!“
Experte spricht von "aberwitzigen Bauverzögerungen"
Hintergrund ist, dass die Stadtverwaltung in einer Pressemitteilung auf ihre rasch eingeleiteten Notmaßnahmen hinwies, aber auch auf die Unterstützung durch andere Institutionen wie Evangelische Gemeinde und Wöllner-Stift. Auch das entschlossene Handeln von Bürgermeisterin Bondina Schulze (Grüne) wurde in der Pressemitteilung genannt.
Kruse blickt dagegen auf die Vorgeschichte des Wasserschadens, er stellt eine „aberwitzige Bauverzögerung“ bei der laufenden Erweiterung der Grundschule fest und fragt nach der Verantwortung dafür. Er fragt auch danach, wer die baubedingte provisorische Dachabdeckung geprüft habe: Deren „Tauglichkeit als Witterungsschutz für eine solch lange Zeit“ sei womöglich nicht ausreichend untersucht worden, insbesondere angesichts eines „angekündigten Unwetters“.
Verantwortliche sollten in Protokolle und Verträge schauen
Kruse sieht daher ein Versagen bei der Stadt: „Wenn die Verantwortlichen die Baustellenakten sichten würden und Verträge, Leistungsbeschreibungen, Begehungsprotokolle der Bauleitung und deren Bilder mit den Erfordernissen an eine wirksame Behelfsabdeckung oder Notabdichtung abgleichen, dann werden sie sehr schnell die Verantwortlichen für dieses Desaster finden.“
Leidtragende des städtischen Versagens seien die Grundschulkinder: „Nach der Pandemie mit all ihren Einschränkungen müssen die Kinder nun erneut unter erschwerten Bedingungen lernen“, stellt Kruse fest, „und das haben ganz bestimmt keine Vandalen zu verantworten.“
Vor der Stellungnahme von Kruse kam bereits aus der Elternschaft der Grundschule der Hinweis, dass aufgrund der provisorischen Dachabdeckung schon vor dem jetzigen Wasserschaden Feuchtigkeit ins Gebäude gekommen sei. Es sei daher klar gewesen, dass die Dachabdeckung bei starken Regengüssen vermutlich nicht standhalten würde. Die mutmaßlich durch Jugendliche verursachte Beschädigung der Dachabdeckung sei zumindest nicht der alleinige Grund für den jetzt zu beklagenden Wasserschaden.