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Rösrather BürgermeisterinBondina Schulze setzt auf Teamarbeit für die Zukunft

Lesezeit 4 Minuten

Die neue Chefin im Rösrather Rathaus: Bondina Schulze.

Über ihre ersten Schritte als Rösraths neue Bürgermeisterin äußerte sich Wahlsiegerin Bondina Schulze im Gespräch mit Thomas Rausch.Inzwischen konnten Sie Ihren Sieg bei der Bürgermeisterwahl ein wenig verdauen. Welche Gefühle haben Sie jetzt?Bondina Schulze: Ich freue mich immer noch riesig. Ich habe aber auch Respekt vor der Aufgabe. Auf der anderen Seite bin ich traurig, weil mir die Menschen bei meinem bisherigen Arbeitgeber ans Herz gewachsen sind. Wir hatten immer ein sehr vertrauensvolles Verhältnis.

Das heißt, Sie empfinden Abschiedsschmerz?

Ja, genau. Aber auch große Lust auf etwas Neues.

Als erste Grüne und erste Frau im Rösrather Bürgermeisteramt sind Sie mit hohen Erwartungen konfrontiert. Wie können Sie diesen gerecht werden?

Ich habe mir auch hohe Ziele gesetzt…

… und da wird Ihnen jetzt schwindlig?

Nein. Ich glaube, dass wir Grünen das umsetzen können, was wir uns vorgenommen haben. Erst mal geht es mir darum, mit der Stadtverwaltung gemeinsam zu arbeiten. Neue Wege können nur als Teamleistung funktionieren.

Welche ökologischen Fortschritte lassen sich schnell auf den Weg bringen?

Verhaltensänderungen. Als ich vorhin ins Grünen-Büro kam, habe ich festgestellt, dass gestern Abend jemand vergessen hat, die Außenbeleuchtung auszuschalten. Das heißt, jeder kann etwas beitragen. Eine Möglichkeit ist, auch die Schulen einzubeziehen. Vielleicht haben die Schüler neue Ideen.

Ist das Solardachkataster ein Beispiel dafür, wie jeder aktiv werden kann?

Sicher. Ich selber habe Solarthermie auf dem Dach. Wenn wir in Rösrath was verändern wollen, müssen wir alle das machen. Für die Stadtverwaltung stehen weitere Schritte zur energetischen Sanierung der öffentlichen Gebäude an.

Im Wahlkampf haben Sie auch angekündigt, das Angebot an Kinder-Betreuungsplätzen auszubauen. Wie lange wird es dauern, die Situation zu verbessern?

Bisher gibt es jedes Jahr Überbelegungen, das heißt, die Einrichtungen stellen zusätzliche Plätze zur Verfügung. Damit erhalten Eltern oft erst sehr spät eine Zusage. Durch das Warten auf eine gesicherte Betreuung stehen die Eltern unter Druck, das möchte ich nicht.

Wie schnell lässt sich das ändern?

Dazu muss ich mit den Kita-Trägern ins Gespräch kommen. Die Ergebnisse sind zeitnah umzusetzen, damit sie schon im nächsten Jahr Wirkung zeigen. Es geht nicht nur darum, Räume bereitzustellen, sondern auch qualifiziertes Personal zu gewinnen. Das Personal ist die größere Herausforderung.

Dass Sie Bürgermeisterin werden, ist nicht die einzige Veränderung im Rathaus. Christoph Nicodemus, bisher Beigeordneter, wird Ihr Amtskollege in Overath. Was folgt daraus?

Ich freue mich über die Möglichkeit, neue Formen der interkommunalen Kooperation zu entwickeln. Ich glaube, dass auch Christoph Nicodemus das positiv sieht. Auf der anderen Seite ist seine bisherige Stelle neu zu besetzen. Ich habe schon eine Vorstellung, wie das aussehen könnte, der Aufgabenzuschnitt könnte sich ändern. Den Aufgabenbereich Personal würde ich als Bürgermeisterin gerne übernehmen.

Sie müssen aber auch für die Beigeordnetenstelle jemand finden, der gut mit Ihnen zusammenarbeiten kann, nicht wahr?

Das wird man sehen. Es ließe sich auch die Stelle eines Dezernenten schaffen, also eines Lebenszeitbeamten. Das ist mit dem Stadtrat zu besprechen. Das hängt auch von der politischen Konstellation im Stadtrat ab, die Grünen fangen gerade mit Sondierungsgesprächen an.

Wie könnte die Mehrheit im Stadtrat aussehen, die für eine deutlicher ökologisch ausgerichtete Entwicklung sorgt?

Wir Grünen werden mit allen sprechen, die auch mit uns sprechen möchten. Und danach sehen, mit wem wir am meisten Gemeinsamkeiten finden. Da ist noch nichts gesetzt. In der Kooperation mit CDU und FDP konnten wir vieles aus unserem Wahlprogramm umsetzen. Die neuen Wählervereinigungen haben aber auch interessante Ideen. Da sehe ich auch vieles, was mit dem Programm der Grünen übereinstimmt.

Was heißt das für die Zusammenarbeit mit den neuen Fraktionen?

Ich will sie auf jeden Fall in die politische Arbeit einbinden. Denn das ist der Wählerwille.

Können Sie sich auch andere Mehrheiten vorstellen?

Das liegt alles an den handelnden Personen. Wenn sich Mitstreiter finden, die gemeinsame Ziele verfolgen wollen, kommt es für mich nicht darauf an, wo sie politisch herkommen.

Sie haben sich auch auf die Fahnen geschrieben, anders mit dem Personal der Stadt Rösrath umzugehen. Was werden Ihre ersten Schritte sein?

Zuerst muss ich analysieren, wie die Situation aussieht und was nicht in Ordnung ist. Da habe ich schon einiges gehört und gesehen. Außerdem werde ich mir ansehen, was das bereits eingeschaltete Personalberatungsunternehmen empfiehlt. Ich muss prüfen, ob ich das alles umsetze.

Außerdem wollen Sie anders führen. Wie wird das aussehen?

Ich möchte, dass ein Team entsteht, das gemeinsame Ziele verfolgt. Dazu gehört, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Gestaltungsspielräume haben. Ich will alle mitnehmen auf diesem Weg.

Am 1. November starten Sie in Ihrem neuen Beruf als Bürgermeisterin, in einen Alltag mit vielen Abend- und Wochenendterminen. Was bedeutet das für Sie persönlich?

Durch die Arbeit im Stadtrat und den Ausschüssen hatte ich auch bisher schon regelmäßig abends und an Wochenenden zu tun. Das wird jetzt häufiger werden. Aber das habe ich mir schon überlegt, als ich meinen Hut in den Ring geworfen habe. Das ist mit meinem persönlichen Leben zu vereinbaren.