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Veterinär-Medizin in RüsrathWenn Hasi einen Blähbauch hat

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Unter Anleitung der Rösrather Tierärztin Susanne Menke lernen die Kinder, wie man ein (Stoff-)Tier operiert.

Rösrath – Hasi hat Bauchweh, Leo den Schwanz gebrochen, ein Schaf hat einen Schlüssel gefressen und der Golden Retriever einen Knochen verschluckt. Knifflige Fälle warten am Donnerstag auf die „Mini-Vets“, also Veterinäre, die bei der Rösrather Tierärztin Susanne Menke den Alltag in einer Tierarztpraxis kennenlernen wollen. „Ich wollte Kindern einen Blick in den Alltag einer Tierärztin, aber auch mehr Verständnis für ihre Haustiere vermitteln“, erklärt die Veterinärin. Spielerisch gelingt ihr der Wissenszuwachs, alle acht Kinder sind mit Feuereifer bei der Sache.

Schon das Ankleiden mit Namensschild, OP-Kittel, Haarnetz sowie den obligatorischen Handschuhen gibt den Kleinen das Gefühl, eine wichtige Aufgabe zu übernehmen. „Ich musste dem Hund den Bauch aufschneiden, weil er einen Knochen vom Tisch bekommen und sich daran verschluckt hat“, schildert Lucy stolz ihren Fall. Ihre Wangen leuchten. Die fast Zehnjährige hat zwei Hunde und möchte Tierärztin werden. Stolz trägt sie das Stethoskop am Hals, flitzt zwischen Aufwachraum und OP-Tisch hin und her.

„Ich habe den Kindern zu Beginn Röntgenbilder gezeigt, darauf sollten sie erkennen, was den Tieren fehlt, und einen Behandlungsplan erstellen“, erklärt Menke. Vor dem Aktionstag hat sie deshalb acht Stofftiere präpariert. Hasi bekam einen Luftballon in den Bauch eingesetzt, der einen Blähbauch darstellen soll.

Mäuse aus dem Katzenbauch

Einer Stoffkatze und einem Teddybär verpasste sie „Nachwuchs“. Per Kaiserschnitt holen die kleinen Tierärzte aus der Katze winzige Mäuse, der Teddy bringt kleine Hunde zur Welt. Biologisch zwar nicht denkbar, aber die kleinen Ärzte stört das nicht, sie rubbeln den Nachwuchs tapfer trocken und halten ihn warm, bis das Mutterstofftier vom behandelnden Oberarzt fachgerecht wieder zugenäht ist.

„Das Schaf, das ich operieren musste, hatte einen Schlüssel gefressen“, erzählt Isabelle. Auch sie hat Tiere zu Hause und findet die Vorstellung, dass der verschluckte Schlüssel das Plüschschaf hinten wieder verlassen muss, ziemlich komisch. „Die Kinder sollen lernen, dass Dinge, die ihnen aus der Hand fallen oder die sie wegwerfen , Tieren gefährlich werden können“, erklärt Menke den Hintergrund der Prozedur.

Aus Amerika stammt die Idee der kleinen Veterinäre, und bei den Sieben- bis Zehnjährigen in Rösrath kommt die Aktion sehr gut an. „Wenn ich groß bin, möchte ich gerne Wissenschaftler werden, aber wenn das nicht klappt, werde ich einfach Tierarzt“, teilt Julian (9) am Ende der Behandlung mit. Er hat als Chefchirurg operiert und weiß jetzt, dass ein Blähbauch für ein Kaninchen tödlich enden kann. „Hasi hat die Narkose nicht vertragen, der röchelte nur noch, da musste ich noch einmal eingreifen und ihm eine Spritze geben“ , berichtet der Neunjährige.

Als die Kittel wieder ausgezogen und die Handschuhe abgestreift sind, werden aus den Ärzten wieder Kinder. Und die würden die Stofftiere am liebsten mit nach Hause nehmen.