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Hilfkonvoi für UkraineGladbacher sammeln tausende Hilfsgüter im Drive-In

Lesezeit 5 Minuten

In einem Drive-In konnten Spenden für den Ukraine-Hilfskonvoi der Vereine Hilfe Litauen Belarus und Humanitäre Hilfe Overath abgegeben werden. Tim Oppermann half mit Karnevalisten.

Bergisch Gladbach/Overath – Viktoria Chala greift mit beiden Händen zu: Shampoo-Flaschen, Zahnpasta und Damenbinden. Dinge, die auf der Flucht knapp waren. Alles wird sorgsam in einen Karton gepackt, um denen zu helfen, die Viktoria Chalas Weg noch vor sich haben oder die in der Ukraine ausharren müssen. Wie ihr Mann, der krank ist und eine Flucht nicht geschafft hätte. Drei Tage lang hat sich die 57-Jährige allein bis Bergisch Gladbach durchgeschlagen.

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Gerade geflüchtet: Viktoria Chala (l.) aus der Ukraine hilft mit.

Nun steht sie mit Barbara Krug-van Gerven, bei der sie unterkam, zwischen Bergen von Kartons, in denen die lokalen Hilfsorganisationen Hilfe Litauen Belarus aus Bergisch Gladbach und Humanitäre Hilfe Overath Spenden für einen Hilfskonvoi in die Ukraine sortieren.

Für den Transport werden die Spenden sortiert und umgepackt.

Nachschub kommt im Sekundentakt. Direkt neben den Zeltpavillons, in denen die beiden Frauen zusammen mit mehr als einem Dutzend weiteren Helfenden die Spenden sortieren, fahren laufend Autos vor. In einem eigens eingerichteten Drive-In können die Fahrerinnen und Fahrer ihre Spenden abgeben.

Tim Oppermann weist die Autos von der Straße Kaule ein. Der 20-Jährige hilft regelmäßig bei Spendenaktionen der Hilfe Litauen Belarus. „Hier kann man helfen und wirklich was bewegen“, sagt der BWL-Student, der zudem in der Karnevalsgesellschaft Schlader Botze aktiv ist. „Ich habe einfach einige von den Jungen Schlader Botze angesprochen, und die waren sofort dabei mitzuhelfen“, sagt er freudestrahlend über die mehr als 50 helfenden Hände, die den Tag über die Kisten mit Spenden aus den Autokofferräumen wuchten und zu den Sortiertischen bringen.

Erstes Auto fuhr schon um Viertel vor Acht beim Aufbau vor

Die Gladbacherin Beate Kirch ist eine der Spenderinnen, die am Samstagmorgen mit dem Auto im Drive-In vorfahren. „Ich habe davon in der Zeitung gelesen“, sagt sie, während die jungen Frauen und Männer in den Warnwesten die Kartons aus ihrem Kofferraum laden: „Eine tolle Aktion“, findet Beate Kirch.

Klaus Göbel stapelt die fertigen Kartons im Lkw.

„Das erste Auto fuhr schon um Viertel vor Acht vor“, sagt Uli Gürster, Vorsitzender des Vereins Hilfe Litauen Belarus. Ein Fahrer mit Duisburger Kennzeichen habe palettenweise Wasser gebracht. „Ein Firma mit mehr als 1000 Mitarbeitern will sogar einen komplett selbst mit Hilfsgütern gefüllten Lastwagen mit unserem Konvoi auf die Reise schicken“, sagt Gürster und klopft Norbert Kuhl von der Humanitären Hilfe Overath auf die Schulter. Er wird den Konvoi mit seinem Team selbst bis nach Rumänien begleiten.

Hilfe in Zahlen

An Spenden kamen am Samstag zusammen:

51 Kartons mit Medikamenten und Verbandsmaterial, 284 Kartons mit Hygieneartikeln,

42 000 OP-Masken von der Firma Velokölsch,

99 Kartons mit Lebensmitteln in Dosen,

17 Kartons mit Mehl /Zucker, 127 Kartons mit weiteren haltbaren Lebensmitteln sowie Kartons mit Batterien, Kerzen und Wasser. (wg)

„Die können Logistik“, weiß Michael Metten, der nicht nur Schirmherr des Gladbacher Vereins ist, sondern auch die Humanitäre Hilfe Overath regelmäßig unterstützt. „Flaschen und Tuben immer in den Kartons aufrecht stellen. Beim Laden und Ausladen kann es sein, dass die Jungs auf die Kartons draufklettern müssen. Dann geht nix kaputt“, weist Karin Fischer von der Humanitären Hilfe Overath ihre Mitstreiter beim Sortieren und Umpacken der Hilfsgüter ein.

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Beim Verladen: Ulrich Gürster ist Vorsitzender des Vereins Hilfe Litauen Belarus.

Fabio Kuhl, Klaus Göbel und Sammy Gerliz laden die fertig gepackten Kartons in einen Lastwagen der Humanitären Hilfe Overath. Jeder einzelne Karton wird mit Inhalt auf einer Ladeliste vermerkt. Die wird nachher unter anderem für die Zollformalitäten benötigt.

In die Reihen der Helfenden reiht sich Ute Herpers ein. „Ich bin nur Nachbarin hier, aber ich wollte einfach mithelfen“, sagt sie und packt Hygieneartikel in Bananenkartons. Von denen hat Norbert Kuhl 200 vorab für die Sortierung vorbeigebracht. Zweimal die Woche sammelt er die besonders stabilen Kartons bei Supermärkten ein.

Auch Aktion von Gymnasium und TV Herkenrath

Jörg Schmitter, stellvertretender Schulleiter des Nicolaus-Cusanus-Gymnasiums gibt eine private Spende ab. Und kündigt eine weitere von seiner Schule an. 800 Euro seien durch den Verkauf von Bastelarbeiten und Bildern beim Elternsprechtag zusammengekommen, berichtet er. Gisela Schwarz bringt eine schwere Kiste mit Hilfsgütern. „Beim Einkaufen habe ich gemerkt, was in so einen Karton alles reingeht“, sagt sie. Auch Vertreter des TV Herkenrath kommen vorbei. Sie haben für die Sammelaktion kräftig die Werbetrommel gerührt.

Bürgermeister Stein (v., 2.v.r.) besuchte die Helfer.

Und Ukrainerin Viktoria Chala freut sich beim Umpacken. Sie kann nur wenig Englisch, verständigt sich mit Gesten und dem Übersetzungsprogramm ihres Handys. Kurz tippt sie etwas ein. Dann ist zu hören: „Vielen Dank, Deutschland.“

Langfristige Hilfe dank großzügiger Geldspenden

Mit einem besonderen Gast hat sich der zweite Schirmherr und Bundestagsabgeordnete Dr. Hermann-Josef Tebroke am Samstag am Spenden-Drive-In verabredet: Der Gladbacher Unternehmer Hans Hochköppler (Adels-Contact) hat ein Zweitwerk in Polen und bietet Transportkapazitäten in Richtung Ukraine an. „Wir fahren regelmäßig im Monat mit Lkw hin und her“, sagt er. Spricht’s und zückt als erste Direkthilfe 5000 Euro als Spende.

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5000 Euro spendet  Hans Hochköppler (Mitte) und bietet Transportkapazitäten  an. Ulrich Gürster, Heinz-Bernd Padberg, Schirmherr Dr. Hermann-Josef Tebroke und Stephan Glaubitt (v.l.) freut’s.

Ulrich Gürster, Stephan Glaubitt, Hans-Joachim Nix und Heinz-Bernd Padberg vom Vereinsvorstand der Hilfe Litauen Belarus sind überwältigt. Und auch Tebroke ist sehr dankbar: „Der Krieg und das Leiden in der Ukraine werden wohl leider bis Ostern nicht vorbei sein. Wir brauchen Hilfe, die über einen längeren Zeitraum hält“, sagt er. „Jetzt werden die Weizenlager bombardiert, der Hunger kommt dann später.“

„Eine „gute Initiative und so vernünftig durchdacht“, nennt Bürgermeister Frank Stein bei seinem Besuch am Spenden-Drive-In die Aktion der Hilfsorganisationen. „Da kann man schon stolz drauf sein.“

Karin Trübner übergibt eine Spende vom Bürgerbusverein Overath.

Auch die Fahrerinnen und Fahrer des Overather Bürgerbusses haben Geld gesammelt. Stolze 1000 Euro übergibt die 2. Vorsitzende, Karin Trübner, am Samstag. Frank Hölschermann aus Overath-Heiligenhaus fährt mit Anhänger im Spenden-Drive-In für die Ukraine vor. Aus einer Wohnungsauflösung hat er noch eine Menge brauchbarer Dinge – und alles bereits perfekt in Bananenkartons verpackt.