„Villa Kunterbunt“Lindgren-Erben ärgern sich über Nutzung – Kitas warten auf Post
Rhein-Berg – Die Furcht geht um in vielen Kitas, und das ausgerechnet in denen, die nach dem Wohnsitz der sommersprossigen, bärenstarken und furchtlosen Pippilotta Viktualia Rollgardina Pfefferminz Efraimstochter Langstrumpf benannt sind.
Deren „Villa Kunterbunt“ steht so sehr für eine freie und fröhliche Kindheit, dass sich deutschlandweit mehr als 350 Kitas den Namen zu eigen gemacht haben. Jetzt droht ihnen Ungemach: Die Erben der Schriftstellerin Astrid Lindgren ärgern sich, dass sich die Kitas ungefragt und unerlaubt am Namen bedient hätten.
Eine der vielen kunterbunten Villen steht in Rösrath am Dammelsfurther Weg, etwa anderthalb Kilometer vom Ortszentrum entfernt. Seit 1991 schon gibt es sie, gegenwärtig treffen sich hier 56 Kinder in drei Gruppen zum Spielen, Toben und Singen. „Wir warten täglich darauf, dass wir Post bekommen“, sagt Leiterin Margret Bogdanski im Gespräch mit dieser Zeitung.
Was dann passiere, wisse sie nicht: „Das muss der Vorstand des Elternvereins sagen. Der trägt die Villa Kunterbunt im Namen und muss überlegen, ob er sich umbenennt.“
Lindgrens Erbengemeinschaft versucht von Schweden aus, die Markenrechte, die für „Erziehung, Ausbildung, Unterhaltung, Betrieb von Kindergärten und Kindertageseinrichtungen“ seit 2007 gelten, in Deutschland durchzusetzen. Lindgrens Urenkel Johan Palmberg schrieb höchstpersönlich einen Brief an die Verwaltung des baden-württembergischen Städtchens Eppelheim: Wolle die Stadt ihre Kita weiter Villa Kunterbunt nennen, würden für die Lizenz 500 Euro jährlich fällig. Das sorgte für Aufruhr im Süden. Die Reaktion in Eppelheim: Lieber wolle man die Kita umbenennen, als jedes Jahr Geld an die Lindgren-Erben zu zahlen.
Mittlerweile scheint es aber so, als müsste es doch nicht dazu kommen. Gebühren würden von gemeinnützigen Einrichtungen nicht mehr verlangt, teilte die Anwaltskanzlei Graef aus Hamburg mit. Wohl aber müsse für alle Villen Kunterbunt eine Lizenz beantragt werden.
Kunterbunte Villen gibt es übrigens auch im Nordteil des Rheinisch-Bergischen Kreises. Bei einer handelt es sich um das Burscheider Kinderheim, bei der anderen um eine Kita, die bis 2000 noch den unverfänglichen Namen „evangelischer Kindergarten Witzhelden“ trug. Für die beiden Nordkreis-Villen versichert eine Sprecherin des Kirchenkreises Leverkusen, Träger der beiden Einrichtungen: „Natürlich werden wir uns an die geltenden Gesetze halten.“
Grundsätzlich habe man für das Ansinnen der Lindgren-Erben Verständnis: „Wir wollen ja auch nicht, dass irgendwo Diakonie draufsteht, wo nicht Diakonie drin ist.“ Der Vorstand des Rösrather Kita-Vereins äußerte sich zunächst nicht.