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Walddiebstahl in Rhein-BergContainer-Barrikade soll weitere Abfuhr stoppen

Lesezeit 3 Minuten

Mit einem schweren Container hat ein Betroffener die Zufahrt zu den Baumstammstapeln blockiert. 

Rhein-Berg – Mit Bauschutt und Steinen ist der tonnenschwere Container gefüllt, der mitten auf dem Wirtschaftsweg von Bechhausen in Richtung Wald steht. Eine bewusste Blockade in einer Auseinandersetzung um mutmaßlichen Walddiebstahl, der nun bereits seit mehr als einem Monat schwelt und nun eine neu Dimension erreicht hat ...

Die Container-Straßensperre soll verhindern, dass in großem Stil offenbar unrechtmäßig gefällte Bäume abgefahren und verkauft werden. „Das war keine kleine Grenzüberschreitung, wie mancher gerne Glauben machen mag“, sagt Robert Schmitz. Er ist Vorsitzender der Forstbetriebsgemeinschaft Wermelskirchen und berät die Waldbesitzer, deren Waldparzellen Mitte Juli dem Einschlag eines Forstunternehmens zum Opfer fielen, das offenbar weit über die Grenzen des Waldes hinausging, den es eigentlich nur hätte fällen sollen.

Plötzlich war der eigene Wald nicht mehr da

Die großflächige Rodung reichte weit über die Burscheider Stadtgrenze bis auf Wermelskirchener Stadtgebiet. Die Besitzerin eines Waldes hatte bei einem Abendspaziergang damals zufällig bemerkt, dass ihr mehr als 7000 Quadratmeter großer Forst spurlos verschwunden war.

Anzeige wegen Walddiebstahls haben fünf Waldbesitzer gestellt, darunter auch die Stadt Wermelskirchen.

Die unmittelbar danach alarmierte Polizei stellte ein Fahrzeug, mit dem das Holz offenbar abtransportiert werden sollte. Die Polizei sprach in einer ersten Meldung von Walddiebstahl, schloss einige Tage später dann aber auch eine Verwechslung nicht mehr aus.

Auch Stadt Wermelskirchen zeigte Walddiebstahl an

Robert Schmitz glaubt nicht an ein Versehen: „Eigentlich waren vier Parzellen auf Burscheider Stadtgebiet vorgesehen“, weiß der Forstbetriebsgemeinschaftsvorsitzende, „aber dann hat sich das offenbar verselbstständigt: 300 bis 500 Meter von dem entfernt, was der Förster drüben angewiesen hatte, sind noch Bäume gefällt worden.“

Und dann seien sie bei der Abfuhr der Holzstämme noch über Grünland und durch Laubwälder gefahren und hätten enormen Schaden angerichtet, sagt Schmitz. Insgesamt seien sieben Grundbesitzer betroffen.

Was gehörte wem? Nach dem illegalen Abholzen von Wäldern, haben die Betroffenen Mühe, den ihnen entstandenen Schaden zu beziffern.

Auch die Stadt Wermelskirchen gehört zu den betroffenen Waldbesitzern und hat laut Polizei Anzeige wegen Walddiebstahls gestellt. Seit Wochen kämpfen die Betroffenen um Aufklärung – und um Entschädigung für ihren unwiederbringlich zerstörten Wald. Der Container auf der Zufahrt soll verhindern, dass die verbliebenen gefällten Bäume auch noch abgefahren werden.

Betroffene Waldeigentümer haben Schwierigkeiten ihren Schaden zu belegen

Ohnehin sei es äußert schwierig für den Anspruch einer Entschädigung nachzuweisen, wie viel Holz welcher Güte auf welcher Waldparzelle gestanden hab, weiß Forstbetriebsgemeinschaftsvorsitzender Robert Schmitz, der zugleich auch stellvertretender Vorsitzender der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald in Rhein-Berg und Leverkusen ist.

Protokolle, in denen die Harvester-Forsterntemaschinen eigentlich automatisch die Holzmengen, die sie auf den Flächen fällen, erfassten und dokumentierten, würden den Besitzern vom Forstunternehmen nicht ausgehändigt, moniert Schmitz.

Polizei: „Die Situation ist weiterhin unklar.“

Polizeisprecher Christian Tholl seufzt: Bis heute habe das Unternehmen auch nicht die zunächst zugesagten mutmaßlichen Auftragspapiere an die ermittelnde Kripo übermittelt. „Die Situation ist weiterhin unklar.“

Um den entstandenen Schaden zu beziffern, berechne man nun die auf den einzelnen Parzellen gefällten Holzmengen anhand regelmäßig angefertigter Fotos der Waldflächen zu berechnen und dabei den zwischenzeitlichen Zuwachs hinzuzuaddieren. „Nur so lange das Holz hier ist, haben wir eine Chance, es den Eigentümern zuzuordnen.“

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Laut Polizeisprecher Tholl sollen nun alle betroffenen Waldbesitzer und Landwirte einen Anhörungsbogen erhalten. „Dann geht das an die Staatsanwaltschaft und die entscheidet, ob sie strafrechtlich weiterhin ermittelt. Tholl: „Aber das kann noch dauern.“