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Förster klärt aufWieso Pilzesammeln dem Wald und der Natur in Rhein-Berg schadet

Lesezeit 3 Minuten
Pilze sind wichtig für unser Ökosystem: Sie speichern Wasser und geben Bäumen Nährstoffe.

Pilze sind wichtig für unser Ökosystem: Sie speichern Wasser und geben Bäumen Nährstoffe.

Revierförster Jürgen Greißner findet, dass die Menschen den Wald und seine Pilze in Ruhe lassen sollten.

Es kursieren viele Geschichten darüber, was passieren kann, wenn man den falschen Pilz pflückt und isst. Laut Naturschutzbund Deutschland (Nabu) verlaufen die meisten Pilzvergiftungen zwar nicht tödlich, aber auch Magen-Darm-Probleme (die häufigsten Symptome einer Pilzvergiftung) sind unangenehm.

Doch weder von den Erzählungen, noch von möglichem Erbrechen lassen sich nicht alle Menschen abschrecken: „In guten Pilzjahren kommen Horden hier an und fallen über die Pilze her“, sagt der Revierleiter des Königsforsts Jürgen Greißner. Ein Kilo Steinpilze seien schnell gepflückt und könne für ein paar Euro verkauft werden. Das bringe schnelles Geld ein.

Förster will Verbot: Pilzesammeln richtet großen Schaden an

Aber: Gewerbliches Pilzesammeln sei nicht nur verboten, es verursache auch „extremen Schaden“. Pilze sind eine Nahrungsquelle für Bäume, aus denen sie Nährstoffe ziehen und in der Region so überleben könnten. Und sie sind ein natürlicher Wasserspeicher. „Gerade nach heißen Sommern wie in den letzten Jahren zählt jeder Pilz“, sagt er.

Er sei dafür, dass der Staat auch privates Pilzesammeln für den Eigenbedarf verbietet – das ist bereits in Naturschutzgebieten wie dem Königsfort der Fall. Dennoch erwischten er und sein Team hin und wieder Leute, die illegal Pilze sammeln. Und das, obwohl die beiden Ranger zusätzlich in dem Gebiet darauf achteten, dass die Regeln eingehalten werden. Wer dabei erwischt wird, illegal Pilze für den Eigenbedarf zu sammeln, muss zwischen 20 und 30 Euro Strafe zahlen.

Ein Sack voll Pilzen kann 400 Euro kosten

„Wenn man das gewerblich macht, kann die Strafe auch bis zu 400 Euro betragen“, sagt der Förster. Gewerblich sei hier schon ein Sack voller Pilzen. Greißner habe schon schlechte Erfahrungen damit gemacht, Menschen darauf aufmerksam zu machen, dass es verboten ist, im Königsforst Pilze zu sammeln: „Ich wurde von einem Mann mit einem Messer bedroht und habe einen Schlag abbekommen“, sagt er. Diese Stufe der Eskalation sei bisher nicht mehr vorgekommen, aber es gebe öfter Diskussionen mit Menschen, die er oder seine Kollegen beim verbotenen Sammeln erwischen.

Viele Leute würden es mittlerweile als ihr „gutes Recht“ ansehen, im Wald Pilze zu sammeln. Aber jeder Wald gehöre jemandem. Und wenn ein Waldbesitzer ein Schild anbringen würde, auf dem stünde „Hier ist es verboten, Pilze zu sammeln“, dann müssten sich die Besucher daran halten. „Das ist, wie wenn jemand einfach in einen Vorgarten geht und sich von den Blumen dort ein Bund abschneidet und mitnimmt, weil er die so schön findet“, meint er. Erst vor kurzem habe er gesehen, wie eine Gruppe Menschen unterwegs war, um Pilze zu sammeln.

„Dabei sind sie über eine neue Kultur gelatscht und haben sie zerstört“, sagt er. Gerade in Jahren wie diesem sei das verehrend. „2024 ist kein gutes Pilzjahr, obwohl es so viel geregnet hat. Ich kann mir nicht erklären, woran das liegt“, erläutert Greißner. Es könne sein, dass im nächsten Jahr schon wieder Pilze an jeder Ecke wachsen. Vor ein paar Jahren hätte das Forsthaus Steinbach eine geführte Pilzsammel-Tour angeboten, die finde, wenn aber nur unregelmäßig statt.

Und in diesem Jahr war sie auf der Homepage gar nicht zu finden. Der Ertrag wäre wahrscheinlich auch nicht sonderlich groß gewesen. Nicht nur, dass in diesem Jahr weniger Pilze wuchsen: „Wir hatten auch schon den ersten Frost. Danach sind sie eh alle madig“, erläutert er.