Kritikpunkte: zu teures Essen in Frechen, kein Spielplatz. In Hürth funktionierte die WC-Sitzreinigung nicht einwandfrei.
Schlechte NotenZwei Autobahn-Raststätten in Rhein-Erft fallen beim ADAC-Test durch
Schön sieht es auf dem Rastplatz Frechen Süd an der A4 nicht aus. Neben ihren Autos rauchen zwei, drei Fahrer hastig eine Zigarette. Weiter vorne an der Sitzbank kämpfen einige Fernfahrer aus Rumänien mit den Wespen, die sich über den gedeckten Frühstückstisch hermachen wollen. Ihr Essen haben die Rumänen mitgebracht.
Eine Mahlzeit im Restaurant am Rastplatz Frechen Süd können sie sich gar nicht leisten. Denn dieser Rastplatz zählt zu den teuersten Tankstellenshops an deutschen Autobahnen. Zu diesem Ergebnis kam jetzt der Allgemeine deutsche Automobilclub (ADAC). Bei seinem Test ist die Raststätte Frechen Süd an der A4 sogar glatt durchgefallen. Unter den fünf in NRW getesteten Rastanlagen erhielt sie die Gesamtnote „mangelhaft“ – wie auch Münsterland West an der A1.
Die drei übrigen waren kaum besser, wurden mit „ausreichend“ bewertet; dazu zählte Ville West bei Hürth. Bewertet wurde zum Beispiel das Preisniveau der Gastronomie: In Frechen Süd waren die Speisen teuer und sehr teuer – verglichen mit den Preisen an den nächstgelegenen Autohöfen. So war der große Salat im Vergleich aller 40 bundesweit vom ADAC getesteten Rastanlagen mit 14,99 Euro am teuersten. Im Tankstellenshop der Anlage in Frechen-Süd fanden die ADAC-Tester für 3,89 Euro auch das teuerste kleine Wasser (0,5 Liter).
Dagegen punktete die Raststätte mit einer großen Speisenauswahl. Die war wiederum an der Rastanlage Ville West eher überschaubar. Dort gab es allerdings Pluspunkte für das standardisierten Kindermenü für 3,99 Euro – der günstigste Preis unter den getesteten Anlagen.
„Wir haben hier für zwei Burger und ein Kaltgetränk gerade 19 Euro bezahlt“, empört sich ein 31-Jähriger. Zusammen mit seinem Arbeitskollegen (36) hat er am Freitagmittag auf dem Rastplatz Frechen Süd Station gemacht. Der Preis ärgert ihn zwar, schlimmer findet er jedoch den allgemein verwahrlost aussehenden Rastplatz. Arbeitsbedingt komme er häufig an dem Rastplatz vorbei. „Oft sind hier die Mülltonnen übervoll“, merkt er an.
Ekelhaft findet er auch den ganzen herumliegenden Dreck. „In Belgien sind die Rastplätze alle blitzblank“, ergänzt sein Kollege. Tatsächlich liegen Müll und sogar alte Autoreifen in den Grünanlagen, und ungezählte Zigarettenkippen türmen sich in den kleinen grün bewachsenen Rillen neben den Parktaschen. „Hier wurde doch seit Jahren nicht mehr richtig sauber gemacht, geschweige denn das Gras geschnitten“, mutmaßt der 36-Jährige. Auch Mohammed Swailen, der auf der Durchreise nur schnell eine Kaffeepause in Frechen Süd eingelegt hatte, war ein bisschen schockiert über den Zustand des Rastplatzes.
Es sei dafür ein sehr teuer Kaffee, 4,95 Euro habe er dafür gezahlt und zusätzlich noch einen Euro für die Toilette. „Aber die Toilette war sauber“, sagt er. Einen guten und sogar sehr guten Zustand der sanitären Anlagen der Rastplätze im Rhein-Erft-Kreis attestieren auch ADAC-Tester – mit kleineren Einschränkungen: In Frechen Süd standen sie vor mehreren abgeschlossenen Kabinen, und in Ville West funktionierte die automatische Sanifair-WC-Sitzreinigung nicht einwandfrei.
„Sehr mangelhaft“ für Außenanlagen des Rastplatzes Frechen Süd
Weil jedoch die Preise im Speiseaushang und im Display an den Kassen nicht übereinstimmen, bescheinigt den ADAC-Tester den Rastplätzen im Rhein-Erft-Kreis sogar „Intransparenz und Verbraucherfeindlichkeit“. Im Gesamtergebnis spielte das aber laut Automobilclub keine große Rolle, zumal Frechen Süd in der Kategorie „Zustand der Außenanlage und dem Zugang zur Raststätte“ als Schlusslicht mit „sehr mangelhaft“ bewertet wurde.
So befänden sich die barrierefreien Parkplätze sich zu weit vom Eingang weg. In der Tat müssen Gehbehinderte und Rollstuhlfahrende schon einen kleinen Matsch auf sich nehmen, um vom ausgewiesenen Behindertenparkplatz zum Restaurantbereich zu gelangen. Der Zugang zum Haupteingang ist laut ADAC zudem für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen wegen Stufen ohne fremde Hilfe nicht möglich.
Und einen Kinderspielplatz suchten die ADAC-Tester in Frechen vergeblich. Den gibt es in Hürth, auf der Anlage Ville West war er zum Testzeitpunkt allerdings gesperrt. „Ich habe aber schon schlimmere Rastplätze gesehen“, merkt Manuel Pauls aus Oldenburg an. Er habe nur einen schnellen Stopp eingelegt, um zu telefonieren und, um einen Schluck zu trinken. „Und das habe ich immer dabei“, sagt er.
Die oft überquellenden Mülltonnen, die Reinlichkeit des Außengeländes und auch die Anordnung der Behindertenparkplätze auf den Rastplätzen gehören zum Zuständigkeitsbereich der Autobahn GmbH. Sprecher Sebastian Bauer: „Mehrmals die Wochen sind unsere Mitarbeiter der Autobahnmeisterei Köln vor Ort, um den Müll von den Parkplätzen und aus den Anlagen zu sammeln, einmal in der Woche werden zudem die Tonnen geleert.“
Tankstelle, das Restaurant und den Shop fällt in den Zuständigkeitsbereich der Gruppe Tank & Rast. Diese begrüßt sogar die zunehmende Transparenz über die Dienstleistungsangebote auf der Autobahn wie sie der ADAC-Raststätten-Test bieten. „Gleichwohl können wir die Bewertung ‚mangelhaft‘ für unsere Raststätte Frechen Süd nicht nachvollziehen“, erklärt auf Anfrage ein Firmensprecher. Das Unternehmen mit Sitz in Bonn bietet mit seinen Rastanlagen Reisenden entlang der Autobahnen an 365 Tagen im Jahr die Möglichkeit zur Pause unterwegs.
Die Shops und Tankstellen seien in der Regel rund um die Uhr geöffnet. Die Preisgestaltung in Gastronomie und Shops oblägen jedoch den Franchisepartnern und damit selbstständigen Unternehmern. Sie arbeiten laut Tank & Rast im intensiven Wettbewerb mit Standorten, die neben den Autobahnen angesiedelt sind, Autohöfe, Systemgastronomie und Tankstellen etwa. Als unabhängige Unternehmer mit Kundenfokus würden die Franchisepartner von Tank & Rast jedoch großen Wert darauf legen, dass das Preis-Leistungs-Verhältnis in ihren Betrieben stimmt.