Eventuell wird der Betonanbau abgebrochen, jetzt geht es um Fördermittel für die Sanierung des historischen Gebäudes.
Gebäude aus dem 18. JahrhundertDas alte Rathaus in Bedburg wird nicht abgerissen
Das Haus der jüdischen Kaufmannsfamilie Franken, in dem bis 2020 das Bedburger Rathaus untergebracht war, ist zwar in keinem guten Zustand, aber: Die Gedanken, es abzureißen, die Ende September 2023 aufgeploppt waren, sind nun endgültig vom Tisch. Das wurde in einer Ausschusssitzung am Dienstagabend deutlich. Die CDU hatte eine umfassende Information über den Zustand des Gebäudes aus dem 18. Jahrhundert beantragt. Dem kam die Stadtverwaltung jetzt nach.
Nach dem Ausschuss äußerte sich CDU-Fraktionsvorsitzender Michael Stupp eindeutig: „Jegliche Gedanken an eine Niederlegung des Gebäudes sind vom Tisch. Das geht nicht, auch wenn es finanziell ganz schön schwierig wird.“ Auch Bürgermeister Sascha Solbach hatte bereits vor Monaten deutlich gemacht: „Das Haus bleibt erhalten.“
Bewehrung fehlt im Anbau
Im Ausschuss erfuhren die Politiker von RWE und Stadtverwaltung, dass der historische Teil des ehemaligen Rathauses zwar unter Setzschäden durch die Grundwasserabsenkungen leide, aber bei weitem nicht so wie der Betonanbau, dem auch noch das eiserne Innenleben, der Bewehrungsstahl, fehlt. Der Anbau ist derjenige Teil, der rechts neben dem Gebäude steht. Er ist an einer Toreinfahrt erkennbar.
Die beiden Gebäudeteile seien nicht verbunden, erfuhren die Politiker. Es würde auch keine statischen Gefahren bestehen, wenn man den Anbau herausnähme und das historische Gebäude stehenließe, sagte Stupp: „Dort könnten eventuell Brandschutztreppen gebaut werden und ein barrierefreier Eingang entstehen.“
Pilzbefall in der Holzkonstruktion
Wie die Stadtverwaltung mitteilte, besteht ein Problem des historischen Teiles darin, dass es Pilzbefall in den Holzdecken gibt. Die Standsicherheit des Gebäudes stehe aber derzeit nicht in Frage – dennoch solle vor allem die tragende Holzkonstruktion umfassender untersucht werden. Um Fördermittel für die umfangreichen Bauarbeiten zu bekommen, muss an einem Konzept für die Zukunft des Gebäudes gearbeitet werden.
Was soll aus dem Haus der jüdischen Kaufmannsfamilie werden, das die Nazis ihr für einen Spottpreis abnahmen? In den 50er Jahren wurden 15.000 Mark Entschädigung an die Familie gezahlt, danach beherbergte das Gebäude unter anderem das Standesamt.
Wenn es saniert sei, könne man es vielleicht als eine Art Kulturzentrum oder Museum für Bedburg nutzen, mit Fotoausstellungen zur jüdischen Geschichte, Platz für Vereine und anderen gemeinnützige Aufgaben, schilderte Stupp seine persönlichen Gedanken zur Zukunft des geschichtsträchtigen Gebäudes: „Doch zuerst müssen alle Beteiligten gehört werden und sich einbringen.“
Dazu gehörten auch die Nachfahren der jüdischen Familie Franken, mit der die Stadt in einem kontinuierlichen Austausch stehe.
Mal „eben so“ sei das Projekt aber nicht zu stemmen, dämpfte Stupp Erwartungen: „Wir sprechen hier von einem realistischen Zeitfenster von gut zehn Jahren. Das ist nicht in zwei, drei Jahren zu machen.“