Mehr als 1000 Menschen in 33 Gruppen nahmen am Festzug teil - mehr als 100 ehrenamtliche Helfer sind im Dauereinsatz.
SchützenfestDer ganze Ort bereitet tagelang die Festtage in Bedburg-Königshoven vor
Die Nächte seien viel zu kurz, und jede Minute zähle, wenn die Schützen der St.Sebastianus-Schützenbruderschaft Königshoven 1496 am Morgen eines Festtages frühzeitig antreten müssten, sagt Michael Hackbarth. Seine blaue, preußische Offiziersuniform hat der Schützen-Pressesprecher für einen schnellen Zugang ins Wohnzimmer gehängt.
Satteltasche, Degen, weiße Handschuhe und der Tschako, die federgeschmückte Kopfbedeckung der Husaren des 1. Westfälischen Regimentes Nr. 8 zu Diensten des Kaiser Nikolaus II. von Russland liegen griffbereit. „Mein Mann ist vorbereitet“, versichert seine Frau Claudia, die den König von 2018 auch als Königin begleitet hatte.
Vorbereitet für das größte Schützenfest im Rhein-Erft-Kreis ist ganz Königshoven, selbst die 59 Jungschützen von 6 bis 18 Jahren haben noch das Exerzieren geübt. Am Freitagabend wurde das Fest mit Böllerschüssen aus der Kanone vor der Residenz des Königspaares Thomas und Karina Hamacher eröffnet. Noch am Freitagmittag legten Andreas Schmitz und Christian Papen letzte Hand an, um die Absperrungen an der Tribüne auf dem Markplatz herzustellen, unter einem Meer aus flatternden Wimpeln in der Höhe mit Abbildungen von Petrus mit Himmelsschlüssel in der Hand. Er ist der Pfarrpatron der Gemeinde St. Peter und Paul.
Von etwa 400 Laternenmasten wehen Flaggen
Hier paradierten am Samstag die Schützen zu Ehren des Brudermeisters Georg Jobs und des Vorstandes. Zum Höhepunkt des Festes, dem Festzug zu Ehren des Königspaares Karina und Thomas Hamacher, sind es mehr als 1000 Menschen in 33 Gruppen. Von Masten, die es vor beinahe jedem Haus gibt, und von etwa 400 Laternenmasten wehen im Ort die Fahnen.
Schon seit vergangenem Montag waren die Vorbereitungen in vollem Gange, für die sich viele der rund 500 aktiven Schützen eine Woche frei genommen hatten. Sie errichteten die vielen Residenzen rund um die Häuser der Zugkönige – elf Jägerzüge, fünf Husarenzüge, vier Schill-Züge und fünf historische Gruppen bringen die Schützen insgesamt auf die Waage.
In Rekordzeit von nur einer Stunde hätten die Mannen „des besten Jägerzugs der Welt“, Jägerzug Alpenrose, die Torburg vor seinem Haus aus Blechen auf einem Fundament von Gerüstbauelementen errichtet, erzählt der Zugkönig Christian Robertz. Material, das beim Landwirt Berti Robertz im Weiler eingelagert sei.
Abend für Abend wird gefeiert
Etwas länger dauerte der Aufbau vor dem Haus von Zugkönig Rolf Bremer vom 3. Jägerzug „Grüne Heide“. Die Segmente der 25 Jahre alten Hütte aus Holz werden gesteckt und verschraubt. „Die Einzelteile sind ordentlich schwer, wir kennen aber jeden Handgriff“, erzählt Bremer. Fertig ist die Hütte seit Mittwoch. Freilich wurde der Aufbau von den Jägern dann Abend für Abend gebührend gefeiert. Rund 50 Menschen bewirteten allabendlich zum Aufbau allein die Zugkönige, schätzt Hackbarth.
Die Zahl der Helfer, die sich schon vor dem eigentlichen Fest zu Hofe des Schützenkönigs abends versammelten, sei mit mehr als 100 Menschen noch größer. Schützenkönig Thomas Hamacher sieht es gelassen. „Man wird getragen von den anderen Schützen.“ Plötzlich tauchten Schützen auf, die einem unversehens Arbeiten und Pflichten abnähmen. Und das unabhängig vom so genannten Ministerium des Königs, das seien bis zu zwölf Leute, die sich ohnehin um Ausführung von Details wie Dekoration, Tischkarten, Bewirtung, Musik und vieles mehr kümmerten.
Den Weg zur Königsresidenz am Ende der Stichstraße haben Karina und Thomas Hamacher durchgehend mit Wimpeln geschmückt. Gute Beziehungen zur Nachbarschaft und die Tatsache, dass dort einige Schützen wohnten, habe ihnen das Einschlagen von Pflöcken, das Errichten von Masten als Halterung für den Himmelsschmuck ermöglicht, erzählt der König. Das Straßenschild „Am End“ wurde kurzerhand mit Folie überklebt und mit dem Zusatz „Schwarze-Husaren-Allee“ geschmückt, ein Banner am Eingang verkündet gar die „Königsallee“.
Welches Ausmaß das Fest annehme, sei leicht zu verstehen, wenn man die Zahl von insgesamt 1900 Schützen in Relation zur Einwohnerzahl von etwa 2000 im Umsiedlungsort sehe, erläutert Hackbarth. Zuspruch erntete das Fest in der Vergangenheit schon von prominenten Schirmherrn wie Bundeskanzler Helmut Kohl, Bundesminister Jürgen Rüttgers oder Kardinal Joachim Meisner.
Diesmal ist Bürgermeister Sascha Solbach Schirmherr. „Kurz gesagt: Hier wird intensiv gefeiert. Wir leben hier eine Tradition, wie Väter und Großväter es uns vorgemacht haben“, sagt Hackbarth.