Dorf war berühmter WallfahrtsortAls Gläubige nach Kirdorf pilgerten
Bedburg – Der kleine Ort im Süden Bedburgs ist fast genauso alt wie Bedburg selbst. Beide wurden im ausgehenden neunten Jahrhundert erstmals erwähnt. Und „Kirihdorp“, so der erstmals beurkundete Name, war seit dem Mittelalter ein vielbesuchter Wallfahrtsort. Die Geschichte der Pilgerzeit, die auf den heiligen Willibrord zurückgeht, stellt Heimatkundler Heinz-Toni Dolfen in einem Aufsatz dar, den der Geschichtsverein jetzt veröffentlicht hat.
Ihren Anfang nahm die Geschichte der Pilgerei, die Dolfen nacherzählt, im frühen achten Jahrhundert nach Christus, nicht vor Christus, wie in dem Aufsatz irrtümlich wiedergegeben. Aus Schottland kam Willibrord als Missionar nach Kirdorf. Er ist auch der Gründer eines Klosters in Echternach, wo er nach seinem Tod im Jahr 739 beigesetzt wurde. In Kirdorf soll er das Wasser einer verunreinigten Quelle, die vermutlich am Südende des Ortes sprudelte, wieder trinkbar gemacht haben. Zu der Zeit ist vermutlich auch auf sein Betreiben eine erste Kirche, die älteste im damaligen Kutzgau, errichtet worden. Das Brunnenwunder sprach sich schnell herum und viele Menschen kamen nach Kirdorf, wo regelmäßig ab dem 11. November, dem Gedenktag Willibrords, eine Wallfahrtsoktav abgehalten wurde.
Flammen und Böllerschüsse
Sie kamen aus Ameln, Kirchherten, Rödingen und Niederembt über die „Hohe Straße“, früher gleichbedeutend mit heilige Straße, aber auch aus Bedburg, Büsdorf, Düren und Mönchengladbach. An der gereinigten Quelle füllten sie Wasser, dem heilende Wirkung besonders bei Husten nachgesagt wurde, in Fläschchen ab.
Viel später, 1896, wurde neben dem Brunnen an der heutigen Theodor-Heuss-Straße eine Kapelle errichtet. Kirdorf endete dort in einer Sackgasse. Abgedruckt in dem Aufsatz ist eine Zeitungsannonce, in der Pfarrer J. Steven die Festveranstaltungen der Oktav und die „Einsegnung der neuen Willibrorduskapelle“ ankündigt.
1908 wurde unter Pfarrer Simon Lassaulx die Lourdes-Grotte errichtet. „In dem kleinen Ort mit 34 Häusern nahmen etwa 800 Teilnehmer an der Lichterprozession teil. Dicht gedrängt sahen über 3000 Personen am Straßenrand dieses Spektakel“, hat Dolfen recherchiert. Es habe bengalische Flammen und Böllerschüsse gegeben. Von einem Jahrmarkt mit Flaggen und Marktbuden wird berichtet. Bis heute ist die Grotte auf dem Friedhof neben der alten Pfarrkirche Ziel mancher der mehr als 1100 Kirdorfer, wie Blumenschmuck und Kerzen beweisen.
Die Pilgerfahrten wurde 1940 eingestellt und nach dem Zweiten Weltkrieg nicht wieder aufgenommen. Dem Bau der Kreisstraße Richtung Bergheim-Glesch und Elsdorf-Niederembt musste die Kapelle 1966 weichen. Eine modernere kleine Gedenkstätte mit der Figur des Heiligen und angedeutetem Brunnen erinnert an der Kreuzung an die Vergangenheit.
Nachzulesen ist „Kirdorf, ein Wallfahrtsort?“ auf der Website des Geschichtsvereins: www.geschichtsverein-