Am Dienstag wurde in Kaster unweit der Tennishalle ein Denkmal für die Opfer des Holocausts in Bedburg eröffnet.
Holocaust-DenkmalMahnmal für verschleppte jüdische Familie in Kaster errichtet
„Auch wenn es bitter ist, so etwas sagen zu müssen, aber das Timing für dieses Denkmal, das an verschleppte Bedburger Juden erinnert, ist genau richtig. Es gibt gerade Menschen, die wollen Populismus und Engstirnigkeit in die Gesellschaft tragen. Nationalsozialistisches Gedankengut wird nur noch schlecht versteckt.“ Das sagte Bürgermeister Sascha Solbach am Dienstagnachmittag, als er in Kaster nahe der Tennishalle vor einem Davidstern stand, auf dem vier mannshohe stilisierte Figuren von Menschen stehen, die an eine ermordete Bedburger Familie erinnern sollen.
Es sind Vater, Mutter, Tochter und Sohn. Auf ihnen stehen die Namen der verschleppten jüdischen Mitbürger. Würde man die Blöcke ineinanderschieben, entstünde ein lückenloser Block — eine Familie. In der Mitte der farbigen Kunststoffskulpturen erhebt sich ein weißer Friedensengel.
Schüler haben die Figuren gestaltet
Gemeinsam mit dem Künstler Arkis Sziŕaki hatten zwölf Schüler der Mittel- und Oberstufe des Bedburger Silverberg-Gymnasiums die symbolhaften Skulpturen 2018 entworfen und in einem wasserbeständigen Montageschaum ausgeführt. „Die Schülerinnen und Schüler waren dabei völlig frei“, berichtete der Künstler, der die großen Klötze mit der elektrischen Kettensäge für die Jugendlichen herrichtete: „Da noch ein Stückchen ab, hier noch ein Einschnitt — und wir waren alle über und über mit feinem weißen Staub bedeckt.“ Anschließend wurden sie in den Farben der vier Elemente bemalt.
Der frühere Schüler Tobias Krichel berichtete: „Die Arbeit hatte einen Effekt auf uns. Als wir die Skulpturen entstehen sahen, da wurde uns immer deutlicher bewusst, dass es ja Menschen aus Bedburg waren, denen etwas Schreckliches passiert ist.“ Initiiert wurde die Aktion am Silverberg-Gymnasium von der Lehrerin Christina Lausberg, die mit Schulleiterin Maria Paeßens die Eröffnung verfolgte. Solbach war froh, dass der Bauhof die Kunstwerke aufgestellt hatte – und dass sie noch niemand beschmiert habe.
Stadtführungen und Stolpersteine
Lehrerin Lausberg kündigte an: „Selbst wenn sie beschmiert werden, sie bleiben stehen und wir werden sie immer wieder herstellen.“ Unterdessen hat sich in Bedburg ein Netz von Menschen gebildet, die an das Andenken der vertriebenen, verschleppten und ermordeten Juden aus Bedburg erinnern.
Schüler putzen die Stolpersteine in der Stadt und machen Infoaktionen. Der Geschichtsverein erinnert an die vielen Stellen jüdischen Lebens in der Schlossstadt, es wurde ein Film über jüdisches Leben in Bedburg gedreht und es gibt Stadtführungen zum Thema.
Solbach: „Diese Vernetzung ist unglaublich wertvoll.“ Wichtig ist auch eine weitere Symbolik, die die Schüler dem Mahnmal mitgegeben haben. Nicht auf allen Strahlen des Davidsterns stehen Figuren. Die beiden vorderen sind frei und laden den Betrachter ein, in die Familie mit dem Friedensengel hineinzutreten.