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Ehemalige ZuckerfabrikNaturschützer beklagt Plastikmüll im Bedburger Neubaugebiet

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Das Bild zeigt Schotter, in dem sich Plastikreste befinden.

Umweltschützer Rolf Thiemann beklagt, dass viel Metall und Kunststoff im Unterbau für die Straßen im Baugebiet auf dem früheren Gelände der Zuckerfabrik zum Einsatz kommt. Die Stadtverwaltung betont, dass der Anteil sogar deutlich unter dem erlaubten Grenzwert liegt.

Nach Angaben der Stadtverwaltung ist der Anteil von Fremdstoffen in dem Baumaterial deutlich geringer als zugelassen.

„Es war ein wenig Wind. Als wir auf die Fläche schauten, sahen wir überall Papier und Plastik herumfliegen.“ Ein Spaziergang am geplanten Neubaugebiet auf dem Gelände der einstigen Zuckerfabrik hat den Bedburger Naturschutzberater Rolf Thiemann maßlos verärgert.

„Lkw fahren seit Wochen einen Unterboden als tragfähigen Untergrund in das Gelände“, sagt Thiemann. Der Untergrund für den Bau der Straßen werde mit Schotter, Steinen und zerkleinertem Bauschutz aufgekippt und verdichtet. „Tausende Tonnen werden da verarbeitet, meterdick.“ Schaue man sich das recycelte Material genauer an, findet man Aluminium, Eisen, Kronkorken, Glas, Fliesen, Stoff und „Unmengen an Plastik in allen Größen“.

Naturschützer vermutet tonnenweise Plastik in Bedburger Baugebiet

„Das Mikroplastik ist mit großer Wahrscheinlichkeit tonnenweise da zu finden“, glaubt Thiemann. „Sollte das Material wirklich zugelassen sein, wäre das ein Schlag ins Gesicht für jeden anständigen natur- und klimainteressierten Bürger, der versucht, Müll zu vermeiden und unsere Umwelt nachhaltig zu schützen.“ Seit 2023 sei es in der EU verboten, Mikroplastikpartikel absichtlich zuzufügen oder zu verarbeiten und einzubringen, etwa auf dem Sportplatz im Kunstrasen.

Der Investor äußerte sich auf Anfrage dieser Zeitung nicht zu dem Baumaterial. Die Stadtverwaltung Bedburg erläuterte nach Rücksprache mit dem Investor, dass es sich bei dem Recyclingmaterial auf dem Gelände der ehemaligen Zuckerfabrik „um sogenannte HMVA-Schlacke beziehungsweise Hausmüllverbrennungsasche“ handele. „Sie entsteht bei der Verbrennung von Hausmüll oder Siedlungsabfällen in Müllverbrennungsanlagen“, sagt Sprecher Nico Schmitz.

Die Hausmüllverbrennungsasche sei ein allgemein anerkannter Baustoff, der strengen Vorgaben und Prüfungen unterliege und dessen Einbringung auch von der Unteren Bodenschutzbehörde des Rhein-Erft-Kreises genehmigt worden sei.

Und: Zulässig sei in der Hausmüllverbrennungsasche ein maximaler Anteil „von nicht verbrannten Stoffen wie Papier- oder Plastikresten von 0,5 Masseprozent auf eine Tonne Material“, sagt Schmitz. „Die uns vorliegenden Prüfberichte zeigen für das Material auf dem Gelände der ehemaligen Zuckerfabrik einen Anteil von 0,1 Masseprozent nicht verbrannter Stoffe auf eine Tonne Material an. Der erlaubte Toleranzwert wird also deutlich unterschritten.“

Die Wiederverwendung von Abfällen als Baumaterial sei insgesamt eine sehr nachhaltige Lösung. „Auf dem Gelände der ehemaligen Zuckerfabrik dient die HMVA-Schlacke als Unterbau für die Straßen und wird somit tief im Boden eingebaut“, sagt Schmitz. „Wir versuchen gerade in vielen unserer Bauprojekte mit solch recyclierten Baustoffen den bislang ungenutzten Abfallprodukten ein zweites Leben zu schenken.“