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Digitale LandwirtschaftWenn der Trecker in Bedburg das Feld von selbst beackert

Lesezeit 4 Minuten
Das Foto zeigt Eric Lothmann an einer Pflanzenschutzmittelspritze.

Eric Lothmann zeigt, wie er die Pflanzenschutzmittelspritze befüllen würde - hätte er Schutzkleidung an.

Eric und Conni Lothmann wollen auf ihrem künftigen Betrieb Menschen im Umgang mit digitalen landwirtschaftlichen Maschinen schulen lassen.

Es war mehr als ein einfacher Spatenstich, zu dem jüngst Eric und Conni Lothmann einluden. Die beiden Bedburger Landwirte legen ihre Höfe zusammen und nutzen dies, um sich komplett zu digitalisieren und dafür ein Ausbildungszentrum zu gründen. So sollen auch Externe an die neue digitale Landwirtschaft herangeführt werden und das in der Praxis an den Maschinen der Firma John Deere lernen. Der internationale Hersteller von Land-, Forst- und Straßenbaumaschinen ist der Kooperationspartner des Ehepaars Lothmann.

Bedburg: Landwirtschaft der Zukunft steht vor Herausforderungen

Denn die zukünftige Landwirtschaft stehe vor der Herausforderung, immer nachhaltiger werden zu müssen bei gleichbleibender oder sogar steigender Effizienz, sagte Eric Lothmann: „Alles, was wir hier aufbauen, dient der Nachhaltigkeit. Mit der Digitalisierung können etwa Pflanzenschutzmittel, aber auch Kraftstoff eingespart werden. Für viele Landwirte ist das bisher aber noch nicht sonderlich greifbar. Daher möchten wir an diesem Standort die Möglichkeit eröffnen, die modernen Maschinen in der Praxis kennenzulernen.“

Vor Ort erklärte er, wie die Landwirtschaft der Zukunft aussehen kann: Denn die neuen Maschinen seines Kooperationspartners machen fast alles auf dem Feld allein: „Fahren, wenden und auf der Fläche arbeiten, dafür braucht es bei den neuen Maschinen keine manuelle Steuerung mehr“, erklärte Lothmann.

Digitale Karten werden an die Maschinen gesendet

Zwar sei es in Deutschland noch erforderlich, dass ein Mensch in der Maschine sitze und diese starte. Doch danach funktioniere mit etwas Vorarbeit alles von allein.

Damit die großen Maschinen wissen, wo sie entlangfahren, muss im Voraus digital in einer Cloud (eine Art digitaler Datenspeicher) eine Karte angelegt werden. Dort gibt der Landwirt ein, wo die Flächengrenzen verlaufen oder auch, wo welches Pflanzenschutzmittel gespritzt oder Dünger verteilt wird.

Das Foto zeigt das Modell einer Halle.

So sollen die Hallen nach dem Bau aussehen.

Auch Bäume auf dem Acker können vorher eingezeichnet und anschließend automatisch umfahren werden. Unterstützt werde das System durch Satellitendaten. Die digitale Karte wird dann an einen Signalempfänger am Traktor gesendet, der diese dann verarbeiten kann. Selbstredend seien dann auch die einzelnen Geräte, wie etwa die Pflanzenschutzspritze hinter dem Trecker, so vernetzt, dass sie von selbst an den richtigen Stellen die Mittel auf das Feld bringen. Die Eingabe der Daten sei ganz simpel über das Smartphone möglich.

Zwei Hallen sind auf dem Gelände geplant

Die neue Technik erleichtere die Arbeit und mache sie effizienter, erklärte Lothmann. Von der Kooperation profitierten aber alle Seiten: „Wir haben für unseren eigenen Betrieb dadurch immer die aktuellste Technologie zur Verfügung und stehen im engen Austausch mit John Deere. Gleichzeitig hat das Unternehmen die Chance, Schulungen mit direktem Praxisbezug anzubieten.“

Das Foto zeigt Menschen bei einem Spatenstich.

Den Spaten hoben die Beteiligten gleichzeitig.

Wie Tilmann Köller von John Deere später noch ergänzte, habe das Unternehmen bereits seit etwa 20 Jahren nach einer solchen Umgebung für genau dieses Vorhaben gesucht.

Auf dem nun mit einem Spatenstich gefeierten Gelände sollen Schulungen und der landwirtschaftliche Betrieb parallel laufen. Zwei Hallen werden dafür gebaut: Eine diene vor allem der Lagerung von Kartoffeln. „Dabei handelt es sich um ein hybrides Modell aus Schulungskomplex und landwirtschaftlicher Nutzung“, erklärte Lothmann. Zudem werde es eine zweite Halle für die Schulungen mit einem angrenzenden Bürogebäude für Verwaltungszwecke geben.

Dass das Thema nicht nur eine Nische bedient, machten die zahlreichen Besucher des Termins für den Spatenstich deutlich. Das Ehepaar Lothmann baute auf der Baustelle ein Zelt auf, das fast bis auf den letzten Platz gefüllt war. Weitere Gäste lauschten den Ausführungen der Redner von den Stehtischen aus. 

Zu Gast waren neben den Landwirten diverse Interessierte aus Bedburg, Vertreter von John Deere und der beauftragten Baufirmen und aus der Stadtverwaltung. Auch Bedburgs Bürgermeister Sascha Solbach war vor Ort und dankte den beiden Ideengebern: „Dieses Vorhaben passt sehr gut zu Bedburg und sehr gut ins Rheinische Revier. Danke für euren Mut, diesen Schritt zu gehen.“

Alle Beteiligten betonten zudem, dass es auch der Stadtverwaltung zu verdanken sei, dass der hybride Betrieb umgesetzt werde: „Wir wurden von Anfang an unglaublich gut durch die Stadt unterstützt. Nur dadurch ging das hier auch so schnell. Erst im Januar des vergangenen Jahres haben wir gesagt, wir wollen das machen“, sagte Lothmann. Zügig soll es auch weitergehen: „Wir wollen diesen Herbst schon mit der Lagerung starten und im Winter mit den Schulungen“, erklärte der Landwirt.