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Gebäude in schlechtem ZustandBedburg bangt um das alte Rathaus

Lesezeit 3 Minuten

Das alte Rathaus in Bedburg wird derzeit als Bürgerbüro genutzt.

Bedburg – Was wird aus dem alten Bedburger Rathaus am Marktplatz? Noch bis vor einem Jahr waren in dem markanten Gebäude Teile der Bedburger Stadtverwaltung untergebracht.

Tatsächlich wird es nach Auskunft der Stadtverwaltung im Bauausschuss noch sehr lange dauern, bis das aus der Barockzeit stammende Gebäude wieder richtig genutzt werden kann. Und: Erst muss geklärt werden, ob das Haus tatsächlich zu retten ist.

Steine sind zerbröselt

Laut Architekt Thomas Schmitz ist das Gebäude, dem 1955 ein Anbau mit einer Tordurchfahrt angefügt wurde, nach ersten Untersuchungen an vielen Stellen in einem sehr schlechten Zustand. „Mauerwerksteine im Gewölbekeller sind zu Staub zerbröselt“, sagt Schmitz. „Oftmals ist da nicht mehr als nur noch Gesteinsmehl.“

Risse durchzögen das Haus. „Wir haben Marker gesetzt – die Risse sind aktiv. Das Haus ist in Bewegung.“ Die Rissbildung werde sich langsam, aber kontinuierlich fortsetzen. Auch beim Anbau seien Bewegungen im Untergrund zu verzeichnen. An mehreren Stellen des Gebäudes würden bauschädigende Salze ausblühen, und es gebe feuchte Stellen. Weitere Untersuchungen über das wirkliche Ausmaß der Schäden sollen folgen: Denkmalschützer des Landschaftsverbands müssen die Entnahme von Bohrkernen mit einem Durchmesser von 20 Zentimetern genehmigen. „Wir müssen klären: Ist das Haus kurz vor dem Einsturz, muss es sogar weg?“, sagte Nina Asbach von der Stadtverwaltung.

Die Historie

15.000 Mark hat die Stadt 1950 als Entschädigung an die jüdische Familie Franken gezahlt, das Haus wurde als Verwaltungssitz genutzt. Es beherbergte Jugendamt, Schulverwaltung, Ordnungsamt, Bürgerbüro, Sozialamt, Standesamt und das Amt für Wohnungswesen.

In der Pogromnacht 1938 stürmten SA-Leute das Haus, in dem die Familie Franken einen Landhandel betrieb. Albert Frank wurde in „Judenschutzhaft“ genommen. Seine Mutter, die mit Herzproblemen im Krankenhaus gegenüber lag, holte die SA dort heraus. 1933 gab es in Bedburg 52 Juden, 1941 – nach dem letzten Transport ins Vernichtungslager Theresienstadt – keine mehr. (dv)

Es war jedoch die einhellige Meinung der Ausschussmitglieder, das historisch bedeutsame Gebäude zu erhalten, zumal vor dem Hintergrund, dass die Stadt Bedburg erst vor kurzem eine Partnerschaft mit der israelischen Stadt Pardes Hanna-Karkur geschlossen hat, in der Nachfahren der früheren Bewohner leben. „Ich würde das Haus unbedingt erhalten, für uns Bedburger ist das geschichtsträchtiger Ort“, sagte Architekt Schmitz. „Wenn einem der Vorsitzende des Geschichtsvereins die Historie des Hauses erläutert, läuft es einem kalt den Rücken runter.“

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Der Umbau des Rathauses ist Teil des Integrierten Städtebaulichen Entwicklungskonzepts (Isek), für das es Fördergeld von Bund und Land gibt. Laut Verwaltung könnte der Umbau gemäß Zeitplan womöglich erst 2027 abgeschlossen sein. Bis dahin ist unter anderem zu klären, wie die Nachfolgenutzung aussehen soll. Möglich sind Gastronomie, Ausstellungs- und Versammlungsräume, ein Begegnungszentrum, ein Vereinshaus oder eine Touristeninformation. Auch Zwischennutzungen sind möglich. Derzeit ist dort das Bürgerbüro untergebracht.