„Tiefster Respekt“SPD trauert um Guido van den Berg – das sagen seine Wegbegleiter
- Guido van den Berg ist mit 44 Jahren an Krebs gestorben.
- Seine Wegbegleiter schätzen ihn als „engagierten Streiter“ und „verlässlichen Partner“.
- So trauert die SPD um ihren Rhein-Erft-Chef.
Bedburg – Politisch aktiv war er bis zuletzt, trotz seiner schweren Krebserkrankung, die ihm über Monate zu schaffen gemacht hat. In der Nacht auf Donnerstag ist Guido van den Berg im Krankenhaus Grevenbroich gestorben. Der Landtagsabgeordnete der SPD wurde 44 Jahre alt und hinterlässt seine Frau und zwei Söhne (acht und vier Jahre alt).
„Wir trauern um einen der engagiertesten Wegbereiter des Strukturwandels im Rheinischen Revier“, sagt Dierk Timm, Vorsitzender der SPD-Kreistagsfraktion und stellvertretender Parteivorsitzender im Kreis. „Mit einem herausragenden Engagement hat Guido van den Berg noch bis in die vergangene Woche leidenschaftlich und zielorientiert an diesem Thema gearbeitet.“
Guido van den Berg war ein Vollblutpolitiker. Kurz vor seinem 17. Geburtstag trat er 1992 in die SPD ein, vier Jahre später wurde er Parteivorsitzender in seiner Heimatstadt Bedburg, was er bis 2002 blieb. 1999 zog er sowohl in den Stadtrat als auch in den Kreistag ein, 2003 übernahm er mit 28 Jahren den Parteivorsitz im Kreis.
Volkswirtschaft in Köln studiert
Van den Berg studierte Volkswirtschaft an der Uni Köln und Sozialwissenschaften an der Uni Duisburg-Essen, ab 2004 arbeitete er als kaufmännischer Angestellter in der Unternehmensberatung seines Mentors Klaus Lennartz, des langjährigen Landrats und Bundestagsabgeordneten. Das Jahr 2007 wurde politisch zum Schicksalsjahr für den gerade mal 32-Jährigen. Guido van den Berg emanzipierte sich vom SPD-Ehrenvorsitzenden Lennartz, verließ dessen Firma und distanzierte sich vom Kreistagsfraktionsvorsitzenden Hardy Fuß, der in den Landtag wollte, aber gegen den ein Strafverfahren lief – van den Berg favorisierte Hans Krings als Kandidaten. Die Partei im Kreis war gespalten, van den Berg musste sich einer Kampfabstimmung um den Parteivorsitz gegen Brigitte Dmoch-Schweren stellen, die er knapp gewann.
Die Krise überstand van den Berg gestärkt. 2008 wurde er Referent des Bundestagsabgeordneten Franz Müntefering, und nach dem Regierungswechsel in NRW arbeitete er im Innenministerium, bis er 2012 – im dritten Anlauf – ein Landtagsmandat errang. Die SPD im Kreis war auf einem Höhepunkt ihrer Macht: Brigitte Dmoch-Schweren und Dagmar Andres zogen ebenfalls in den Landtag ein. Guido van den Berg sei ein „engagierter Vordenker und Macher für zahlreiche Themen der Landespolitik“ gewesen, teilen Dmoch-Schweren und Andres mit. Die Zukunft der Kohle, auch nach dem Aus für die Verstromung der Braunkohle, und das Schicksal der Bergleute waren wichtige Themen van den Bergs. Als die Landesregierung 2014 den Tagebau Garzweiler verkleinerte, stimmte der Bedburger – wie auch Dmoch-Schweren und Andres – dagegen.
„Guido van den Berg wusste um die Bedeutung, die der Strukturwandel für Bedburg hat und haben wird“, sagt Bedburgs Bürgermeister Sascha Solbach. „Er hat sich bis zu seinem Tode und immer mit aller Kraft dafür eingesetzt, dass unsere Stadt eine Zukunft hat und niemand ins Bergfreie fällt.“ – Den für Samstag geplanten Kreisparteitag in Hürth hat die SPD abgesagt.
Das sagen seine Wegbegleiter
Franz Müntefering, Ex-SPD-Bundesvorsitzender:
Wir hören mit großer Trauer vom Tode Guido van den Bergs. Meine Frau und ich waren ihm über viele Jahre nicht nur in der politischen Arbeit, sondern auch persönlich freundschaftlich eng verbunden. Ich habe ihn in der vertrauensvollen Zusammenarbeit für unser Land und seine Heimatregion, die ihm so viel bedeutete, immer wieder als einen Menschen erlebt, der tolerant und hartnäckig, freundlich, aber fest für unsere Demokratie und die Interessen der Menschen kämpfte. Wir trauern mit seiner Frau und seinen Kindern.
Klaus Lennartz, SPD-Ehrenvorsitzender Rhein-Erft:
Auch als erfolgreicher Politiker ist er immer ein Mensch geblieben, der zuerst für die Menschen da war und seine persönliche Interessen stets hinten anstellte. Die Rhein-Erft-SPD verliert ein großes politisches Talent und einen großartigen Menschen.
Dieter Koenemann, Vorsitzender der Grünen Rhein-Erft:
Guido van den Berg war grundanständig und bienenfleißig. Ich selber war ja 33 Jahre Sozialdemokrat. In unserer gemeinsamen Zeit haben wir vertrauensvoll zusammengearbeitet. Er hat meinen Parteiwechsel auf eine anständige Art und Weise akzeptiert, auch wenn er mich zurückholen wollte. Guido hat für seine Überzeugungen und das Gemeinwohl gelebt.
Frank Rock, CDU-Parteivorsitzender Rhein-Erft:
Das ist ein großer Verlust für den Rhein-Erft-Kreis. Bei aller politischen Unterschiedlichkeit, hat ihn sein Kampf für die Interessen von Revier und Region ausgezeichnet.
Armin Laschet, Ministerpräsident NRW:
Guido van den Bergs besonderes Augenmerk galt immer den Interessen der Menschen in seiner Heimatstadt Bedburg und des Rhein-Erft-Kreises. Für das Rheinische Revier war er ein engagierter Streiter wie kaum ein anderer. Bis zuletzt war ihm die Gestaltung des Strukturwandels ein Herzensanliegen.
Ralph Bombis, FDP-Parteivorsitzender Rhein-Erft:
Er war ein Kollege, mit dem man sich in der Sache gut auseinandersetzen konnte. Wenn es um Fragen der Region und des Reviers ging, war er ein verlässlicher Partner über alle Parteigrenzen hinweg, fachlich hoch kompetent. Und die menschliche Ebene hat immer funktioniert. Sich selbst hat er nicht so wichtig genommen.
Michael Kreuzberg, Landrat:
Guido van den Berg war ein Mann, der das Herz am rechten Fleck trug. Das sage ich nicht zuerst über meinen Stellvertreter als Landrat und den Politiker, sondern über den liebenden Vater und Ehemann. Trotz der mitunter harten politischen Auseinandersetzungen wusste jeder, was für Herrn van den Berg das Wertvollste im Leben war. Ich glaube, dass die feste Verankerung in seiner Familie sein politisches Handeln und Streben ausgemacht hat. Dafür mein tiefster Respekt. (bru)