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Konradin von Wershofen aus BedburgZurück ins Leben gekämpft

Lesezeit 3 Minuten

In Zukunft will sich Konradin verstärkt dem Malen und Zeichnen widmen und seine Arbeiten auch wieder ausstellen.

Bedburg-Pütz – Seinen Ruhestand hatte sich Konradin von Wershofen anders vorgestellt. „Ich wollte nur noch malen und Gitarre spielen“, sagt der 63-jährige Maler, Liedermacher und Dozent. Doch das Schicksal spielte bei diesen Plänen nicht mit. Vor gut einem Jahr musste der frühere Friedensaktivist mit einer Blutvergiftung ins Krankenhaus. Weil diese Sepsis offenbar schon sehr weit fortgeschritten war, amputierten ihm die Ärzte im Krankenhaus in Merheim den rechten Fuß. Doch es sollte noch schlimmer kommen. Um das Leben Konradins zu retten, mussten ihm schließlich beide Beine und der linke Arm amputiert werden.

Es war wohl im Januar 2011, als sich Konradin – so wird er von jedermann genannt – den Fuß verletzt hatte. „Er blieb geschwollen, eine Zeit lang bestand auch der Verdacht auf Osteoporose.“ Irgendwann habe ihn das nicht mehr gekümmert, vielmehr habe er gedacht: „Okay, dann hinke ich halt ein bisschen.“ Doch dann habe sich ein Bluterguss gebildet, der sich schnell verbreitete. Sein Körper sei damals offenbar mit Bakterien überflutet worden. Nach vier Monaten auf der Intensivstation, in denen er zeitweise auch im Koma lag, sei die Zeit nach dem Aufwachen „ein langer und tiefer Schock“ gewesen, sagt Konradin, der unzähligen Menschen an den Volkshochschulen in Bergheim, Frechen, Köln und Grevenbroich das Gitarrespielen beigebracht hat. So habe ihn dann auch die Erkenntnis, nun nie mehr sein geliebtes Instrument spielen zu können, „ganz besonders geschmerzt“.

80 Semester lang hat der gesellschaftskritische Liedermacher unterrichtet. Gerne erinnert er sich an die Zeiten zurück, in denen er in der Friedensbewegung aktiv war. „Damals habe ich Hannes Wader, Ina Deter oder auch Heinrich Böll kennengelernt.“ Doch der Mann, der in unzähligen Ausstellungen seine Bilder einer breiten Öffentlichkeit präsentiert hat, denkt nicht daran zu resignieren. Die Liebe von seinem Sohn und seiner Lebensgefährtin Martina Fassbender, die während der Reha sein Haus behindertengerecht umgebaut hat, helfen ihm dabei, auch sein neues Leben zu meistern.

„Beide haben mir immer einen Halt gegeben, ich habe mich nie alleine gefühlt.“ Vielmehr schmiedet er Pläne für die Zukunft. „Ich werde wieder malen und könnte Mundharmonika spielen.“ Er hat auch ein neues Zeitgefühl entwickelt. „Alles geht plötzlich viel langsamer.“ Der Künstler will auch wieder gehen können. Therapeuten besuchen ihn regelmäßig. „Mit Prothesen und einem Stock oder einem Rollator werde ich das lernen.“ Dann könne er fast so aktiv am Leben teilnehmen, wie er das einst gewohnt war. Weil er einen großen Fundus an Bildern hat und verstärkt wieder malen möchte, plant der Bedburger weitere Ausstellungen.

Zurück im Leben

Er sei nun wieder zurück im Leben, sagt Konradin. Er will sich von der überstandenen Krankheit mit all ihren Konsequenzen nicht den „Lebensmut und den Optimismus“ nehmen lassen. „Es ist in Ordnung, ich lebe ja schließlich noch“, sagt Konradin und weist jeden Gedanken ans Aufgeben weit von sich. „Aufgeben? Nein, nie.“ Und es sei auch nicht so tragisch, wenn sich die Verbesserungen nur langsam einstellen würden. „Damit komme ich schon klar, ich habe ja eine geradezu revolutionäre Geduld.“