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Vor dem Ulm-SpielGladbach-Fan aus Bedburg vermisst Derbys gegen den 1. FC Köln

Lesezeit 4 Minuten
Auf dem Foto ist René Wieland mit einer Spielerin des Bedburger BV zu sehen.

René Wieland glaubt an einen 4:0-Sieg der Geißböcke gegen Ulm.

René Wieland kann sich als Trainer des Bedburger BV in den FC-Gegner hineinversetzen. Wie der SSV Ulm ist er mit seinem Team zweimal in Folge aufgestiegen.

Mit der Begegnung gegen den SSV Ulm bestreitet der 1. FC Köln am 8. Spieltag der zweiten Fußball-Bundesliga sein zweites Heimspiel (Samstag, 5. Oktober, 13 Uhr) hintereinander. René Wieland (41) erlebte als Trainer mit den Damen des Bedburger BV in den vergangenen Jahren ebenso viele Aufstiege wie die Spatzen aus Ulm, denen der direkte Durchmarsch aus der Regionalliga gelang. Im „Einwurf“ mit Matthias Breuer erklärt der Bedburger, warum er die Geißböcke in der Bundesliga vermisst.

Als Fan des Erzrivalen Borussia Mönchengladbach: Empfinden Sie Schadenfreude, wenn Sie auf die derzeitige Platzierung der Geißböcke schauen?

WIELAND: Ehrlicherweise muss ich gestehen, dass der 1. FC Köln in die erste Bundesliga gehört und ich mich auf die Derbys immer am meisten freue im Laufe einer Saison. Wenn die Borussia als Derby-Sieger vom Platz geht, kann ich eine Woche freudestrahlend herumlaufen und jeden befreundeten FC-Fan ärgern. Darum würde ich es den Kölnern schon sehr gönnen, wenn sie aufsteigen würden. Denn so eine gesunde Rivalität macht den Fußball schließlich aus.

Mit Blick auf die Statistiken könnte der 1. FC Köln das Ziel Aufstieg schon verspielt haben. Die Kölner haben in jeder der bisherigen Aufstiegssaisons mindestens zwei Punkte mehr herausgeholt als jetzt – es ist zudem der drittschlechteste Zweitligastart. Ist die Mission bereits gescheitert?

Kölns Trainer Gerhard Struber

Kölns Trainer Gerhard Struber

WIELAND: Die Saison ist noch lang. Beim FC St. Pauli haben wir in der vergangenen Saison gesehen, dass bei einem Spitzenreiter ziemlich schnell die Luft herausgehen kann. Daher glaube ich daran, dass der FC mit dem Stadion und den Fans im Rücken um den Aufstieg mitspielen wird. Ich hatte nach dem Umbruch im Sommer gedacht, dass die Kölner zu Beginn mehr Spiele verlieren würden. Bei so einem jungen Team muss man ja mit Schwankungen in den Leistungen rechnen. Die FC-Spieler haben mit Gehard Struber aber einen guten Trainer an der Seite und müssen jetzt nur anfangen, kontinuierlich zu punkten.

Wahrscheinlich haben die FC-Verantwortlichen ebenfalls mit Leistungsschwankungen gerechnet. Hätten sie den Aufstieg vielleicht nicht öffentlich einfordern sollen?

WIELAND: Das ist so eine Sache. Der FC hat jetzt viel Druck von außen bekommen, obwohl diese Mannschaft Zeit braucht. Aber der Fußball ist ein schnelllebiges Geschäft und viel Zeit bekommt man nicht. Das sehen wir ja beim FC Schalke 04, Hertha BSC Berlin und dem Hamburger SV: Wenn dein Verein zu lange in dieser Liga hängt, wird es immer schwerer, da herauszukommen, weil andere Vereine wie zum Beispiel Union Berlin nachkommen.

Sie haben mit den Damen des Bedburger BV ebenso wie der SSV Ulm zwei Aufstiege direkt aufeinanderfolgend feiern dürfen. Welche Rahmenbedingungen braucht es eigentlich, um eine solche Erfolgsgeschichte schreiben zu können?

WIELAND: Der SSV lebt sicherlich vom Mannschaftsgefüge, von der großen Euphorie der Fans bei den Aufstiegsspielen und davon, dass die Ulmer an ihrem Trainer festhalten und ihren Weg beständig weitergehen. Man muss an seinen Weg glauben und Rückschläge verkraften können. Wenn der Verein dann eine gefestigte Gruppe hat, dann kommen die Ergebnisse und die Punkte.

Neben der Fußball-Romantik spielt bei den Spatzen, die seit der Saison 2000/01 dreimal insolvent waren, ebenfalls Geld von Investoren eine ganz wichtige Rolle. Der US-Amerikaner Calvin Ford, Ur-Ur-Enkel von Henry Ford, erwarb im Mai Anteile an der Kapitalgesellschaft des Vereins mit seinen knapp 4000 Mitgliedern. Haben die Ulmer aus ihrer Vergangenheit gelernt?

Kölns Tim Lemperle und Dejan Ljubicic bejubeln das Tor zum 3:0 gegen Karlsruhe.

Tore haben die FC-Spieler in den vergangenen Wochen oft bejubeln können; allerdings gingen sie selten als Sieger vom Platz.

WIELAND: Viele kleine Vereine kommen regelmäßig aus der Versenkung, aber nur wenige Vereine wie die TSG Hoffenheim konnten sich bisher etablieren. Im Amateur-Fußball waren in den letzten Jahren auch ganz viele Teams aus dem Rhein-Erft-Kreis in den oberen Amateur-Ligen dabei, worauf der große Knall folgte und der Weg bergab führte – teilweise gibt es die Vereine nicht mehr. Ulm befindet sich vielleicht wieder nur in einer Momentaufnahme, wenn im Hintergrund nicht noch mehr entsteht. Ein kleiner Verein muss sich auf mehreren Ebenen kontinuierlich weiterentwickeln können.

Wird der 1. FC Köln den positiven Lauf des SSV Ulm aufhalten und den dritten Sieg in Folge verhindern können?

WIELAND: Der FC wird das Spiel ganz klar gewinnen, wenn die Balance besser stimmt als gegen Karlsruhe. Ich würde auf ein 4:0 tippen mit Toren von Damion Downs, Tim Lemperle und vielleicht Leart Paqarada.