Für Sascha Solbach beginnt die schönste Zeit des Jahres. Den Rathausschlüssel hat er ausgehändigt, er kann sich zurücklehnen.
WeiberfastnachtBedburgs Bürgermeister ging es an den Kragen
Um 11.11 Uhr Schlips und Schlüssel verlieren? Wer will das schon, vor allem als Bürgermeister? Bedburgs Stadtoberhaupt Sascha Solbach jedenfalls hatte kein Problem damit. „Für mich ist das die schönste Zeit des Jahres“, sagte er. „Da kann ich mich zurücklehnen.“
Und so war er denn auch lange vor den Wievern der Katholischen Frauengemeinschaft auf dem Marktplatz. Die erste Runde Kölsch trank Solbach noch allein, die zweite Runde dann in trauter Eintracht mit den Weibern, die voller Vorfreude darauf warteten, das Zepter über die Stadt an sich nehmen zu dürfen, und die Solbach mit Schere und geschürzten Lippen an den Kragen wollten.
„Die Sache mit den Mülltonnen ist noch ungelöst“, sagte Solbach mit Blick auf die schwierige Umstellung auf ein neues Abfuhrsystem. „Aber das bekommt ihr sicher hin.“ Das sah Gabi Wieland, Vorsitzende der Spielschar bei der Frauengemeinschaft, ähnlich zuversichtlich. „Ja, das mit dem Müll ist sicher ein Chaos, aber das wird schon klappen.“
Schnipp, schnapp, beraubte sie Solbach seines Schlipses, der im Übrigen mit einem „dicken Hals“ auffiel: Er hatte sich wohlweislich gleich mehrere Krawatten umgebunden, hinzu kamen noch eine Reihe von Karnevalsorden und Schals der Bedburger Karnevalsgesellschaften.
Und auch den Schlüssel des Rathauses gab Solbach bereitwillig ab. „Bisher hat ihn ja der Bauer des Dreigestirns gut verwaltet“, sagte Solbach. „Aber einen Ersatzschlüssel wird er nun weitergeben müssen.“ Auch hier griff Gabi Wieland beherzt zu. „Mal sehen, wie viel Geld uns das Dreigestirn noch gelassen hat“, rief sie unter dem Applaus der zahlreichen Jecken über den Marktplatz. „Aber für heute wird es wohl reichen.“
Die Machtübernahme der Wiever untermalten die Musikzüge der KG Ritter „Em Ulk“ und der Bedburger Narrenzunft musikalisch, das Dreigestirn um Prinz Nelo I. (Nelo da Silva) wachte darüber, dass auf der Bühne zwischen altem Rathaus und Lambertuskirche alles mit rechten und närrischen Dingen zuging. Mehrere Frauengemeinschaften aus dem Stadtgebiet hatten Abordnungen geschickt, um die Solidarität der Wiever untereinander zu zeigen.
Straßenkarneval gab es auch in Kaster, wo die Grundschülerinnen und -schüler der Martinusschule zum farbenfrohen Karnevalszug durch den Ort antraten und auch von Kindergärten begleitet wurden. Auf den Straßen waren Marienkäfer und Minions, Gärtner und Krümelmonster, Tiger und Schmetterlinge zu sehen. Hunderte Menschen säumten den Zugweg und jubelten den zahlreichen Nachwuchskarnevalisten der Katholischen Grundschule begeistert zu.