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Ausstellung will wachrütteln360 Paar Schuhe in Bergheim für jede ermordete Frau

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Ein Mahnmal gegen Gewalt an Frauen ist noch bis zum 12. Januar im Kreishaus in Bergheim zu sehen.

Ein Mahnmal gegen Gewalt an Frauen ist noch bis zum 12. Januar im Kreishaus in Bergheim zu sehen.

Ein Mahnmal gegen Gewalt an Frauen ist im Kreishaus in Bergheim zu sehen. Die Kunstaktion ist bis zum 12. Januar ausgestellt.

Noch bis zum 12. Januar ist im Foyer des Kreishauses in Bergheim eine Installation aus 360 Paar Schuhen zu sehen. Die Kunstaktion, die vom Verein Frauenhaus Rhein-Erft-Kreis organisiert wurde, hat einen überaus ernsten Hintergrund. Jedes Paar Schuhe symbolisiert eine Frau, die im Jahr 2023 in Deutschland wegen ihres Geschlechtes ermordet worden ist.

Die Ausstellung „Femizide – Ein Mahnmal gegen Gewalt an Frauen“ soll Besucherinnen und Besucher des Kreishauses zum Nachdenken anregen, das Ausmaß geschlechtsspezifischer Gewalt bewusst machen und ermutigen, sich aktiv für eine Gewaltfreiheit gegen Frauen einzusetzen, heißt es in einer Pressemitteilung der Kreisverwaltung.

Femizide sind laut Landrat Frank Rock keine Einzelfälle

„Die Dimension dieser Zahlen ist erschreckend“, erklärte Landrat Frank Rock im Rahmen der Eröffnung. „Femizide sind keine Einzelfälle, sondern ein gesellschaftliches Problem, das unsere Aufmerksamkeit und unser Handeln erfordert. Mit dieser Ausstellung setzen wir ein klares Zeichen gegen Gewalt an Frauen und für den Schutz der Betroffenen sowie ihrer Kinder.“

Janin Harig, Vorsitzende des Trägervereines, betonte zudem die Bedeutung der Prävention und Sensibilisierung: „Neben einer dringend notwendigen bundeseinheitlichen auskömmlichen Finanzierung von Frauenunterstützungseinrichtungen muss endlich akzeptiert und hinterfragt werden, dass Gewalt an Frauen und ihren Kindern auf einem gesellschaftlichen, patriarchalen System basiert und aus diesem Grund nur aus der eigenen inneren Haltung jedes Einzelnen heraus befördert werden kann, Frauen das Recht auf körperliche und seelische Unversehrtheit und ein selbstbestimmtes Leben gleichwertig zuzugestehen. Gewaltschutz kostet Geld und rettet Leben.“

Es gab 2024 bislang vier Fälle der Tötung oder der versuchten Tötung

Laut Bundeskriminalamt gab es in Deutschland 2023 fast täglich einen Femizid und jeden Tag außerdem mehr als einen versuchten Femizid. 80,6 Prozent der Tötungsdelikte standen im Zusammenhang mit partnerschaftlichen Beziehungen. Auch im Rhein-Erft-Kreis gab es allein in diesem Jahr bislang vier Fälle der Tötung oder versuchten Tötung einer Frau durch ihren Partner.

Die Installation der symbolischen 360 Paar Schuhe bietet zugleich interaktive Informationen zu Hilfsangeboten für von häuslicher Gewalt betroffene Frauen im Kreisgebiet. Fußabdrücke im Boden zeigen die Namen der durch ihre Ehemänner, Partner oder Ex-Partner getöteten Frauen und gehen über in das Schutzangebot „Frauenhaus“ und weitere Frauenunterstützungseinrichtungen.

Längst kann das Frauenhaus nicht mehr alle Frauen aufnehmen, die dort Schutz suchen. Daher suchen Kreisverwaltung und Politik nach Lösungen. Der Kreistag hatte vorige Woche mit den Stimmen von CDU, FDP und Grünen beschlossen, die Plätze im Frauenhaus zu erweitern, wobei zunächst geprüft werden solle, ob der Kauf einer Immobilie günstiger ist als ein Neubau. Ein Antrag der Fraktion Linke/BSW/+, das Frauenhaus neu zu bauen, fand keine Mehrheit.

Wer Hilfe sucht, kann sich an das Frauenhaus im Rhein-Erft-Kreis wenden. Weitere Informationen finden Betroffene im Internet oder beim bundesweiten Hilfetelefon unter 08000/116016.