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Größte Kirmes im KreisBergheimer Hubertusmarkt soll sich älteren Gästen öffnen

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Vor allem junge Leute besuchen den Hubertusmarkt in Bergheim. Der Bergheimer Publizist Winfried Kösters mahnt, das Konzept der größten Kirmes im Kreis wegen der alternden Gesellschaft zu ändern.

Bergheim/Rhein-Erft-Kreis – Die Lichter blinken, auf den Fahrgeschäften sausen die Gondeln, dass Kinder und Jugendliche vor Vergnügen kreischen, und die Imbissbuden verbreiten verführerische Düfte – der Hubertusmarkt in Bergheim, die größte Kirmes im Kreis, lockt noch an diesem Wochenende Besucher aus der Region. Insgesamt rund 250.000 Menschen werden nach Angaben der Schausteller erwartet, natürlich vornehmlich junges Publikum: Familien mit Kindern, Jugendliche.

Angebote für ältere Menschen gibt es allerdings kaum. Das 38 Meter hohe Riesenrad fährt recht gemütlich. Auch der Kettenflieger schüttelt den Passagier nicht ganz so sehr durch. Aber sonst?

Wie sieht der Jahrmarkt in 20 Jahren aus?

Wie also könnte der Markt in 20 Jahren bei einer alternden Gesellschaft aussehen? „So jedenfalls kann es nicht bleiben“, sagt der Bergheimer Publizist Winfried Kösters voraus. „Die größte Bevölkerungsgruppe ist derzeit zwischen 55 und 65 Jahre alt. In zehn Jahren ist sie 65 bis 75 Jahre alt, in 20 Jahren 75 bis 85 Jahre alt.“ Im Rhein-Erft-Kreis macht die Gruppe der 45- bis 65-Jährigen derzeit stolze 30 Prozent aus.

Dass die Bevölkerung in zwei Jahrzehnten vom Altersgefüge her ganz anders aussehen werde als jetzt, müssten die Schausteller beim Konzept des Jahrmarkts berücksichtigen. Es werde auch deutlich mehr Menschen mit eingeschränkter Mobilität geben.

Im Interesse der Schausteller

„Es braucht ein generationenübergreifendes und generationengerechtes Angebot, ein gemeinsames Erlebnis für Jung und Alt“, sagt Kösters. Das sei auch im Interesse der Schausteller. „Für die muss es sich ja auch lohnen.“

Und die zahlungskräftigen Gäste seien nun mal gerade die älteren. Die Schausteller müssten sich also auch die Frage stellen: Wer kann sich den Besuch einer Kirmes in Zukunft noch leisten? „Die jungen Menschen, die ausreichend Geld haben, werden bei der abzusehenden Bevölkerungsentwicklung immer weniger.“

Sechs Euro für die Fahrt auf dem Riesenrad

Die Entwicklung der Preise hat schon jetzt vor den Kirmesbuden nicht haltgemacht. Sechs Euro kostet die Fahrt auf dem Riesenrad für Erwachsene, vier für Kinder. Fahren die Eltern mit zwei Sprösslingen, sind allein für die wenigen Minuten dauernde Fahrt schon 20 Euro weg. Eine einzige Currywurst schlägt mit 4,50 Euro zu Buche. Wer sich als Familie ein paar Fahrgeschäfte und etwas zu essen leistet, ist schnell eine Stange Geld los.

Fredi von der Gathen, der Sprecher der Schausteller auf dem Hubertusmarkt, begegnet dem Vorstoß von Kösters mit großer Skepsis. „Kirmes verändert sich nicht“, sagt von der Gathen. „Da ist für jeden etwas dabei.“ Es werde für Ältere immer ein Riesenrad geben, das langsam fahre, und auch immer einen Kettenflieger, auch wenn der nicht mehr so aussehe wie früher. Aber am grundsätzlichen Konzept des Jahrmarkts sei nicht zu rütteln.

Früher habe es allerdings mehr sogenannter Bodenmühlen gegeben, räumt van der Gathen ein. „Zum Beispiel Karussells mit Pferden, die auf und ab wippen“, sagt der Schausteller. Die seien von Jung und Alt genutzt worden, jedoch im Auf- und Abbau sehr aufwendig und daher „aus der Mode gekommen“.