16 verwaiste Ladenlokale in BergheimSPD unterstützt „Kunst statt Leerstand“
Bergheim – Im hessischen Langen ist die Idee schon umgesetzt, ebenso in Worringen oder in Münster-Hiltrup: Statt karger weißer Wände und leerer Schaufenster sind Bilder, Fotografien, Kunsthandwerk, Designmode oder Schmuck zu sehen. „Kunst statt Leerstand“ lautet das Motto, das Mathematiklehrer Alexander Roentgen auch in Bergheim umgesetzt sehen möchte.
„In Herten gibt es eine Modenschau gegen Leerstand“, sagt Roentgen, der noch einige Beispiele aus anderen Städten mehr gesammelt hat. „Warum geht das in Bergheim nicht?“ Er habe schon vor zwei Jahren die Stadtverwaltung auf die Idee hingewiesen. Auf seinen Vorschlag hin sollten „eine Kunstlehrerin des Erftgymnasiums und deren Schülerinnen und Schüler“ eingebunden werden. „Ich habe seitdem nichts mehr von der Stadt in dieser Angelegenheit gehört. Der Leerstand besteht weiter, ohne dass Schüler ihre Kunstprojekte in den leerstehenden Ladenlokalen ausstellen. Die engagierte Kunstlehrerin arbeitet inzwischen nicht mehr als Lehrerin in Bergheim, sondern in einer anderen Stadt.“
Externe sollen helfen
Leerstand gibt es derzeit reichlich in der Innenstadt. Roentgen selbst hat an der Hauptstraße, also in der Fußgängerzone, 16 leere Läden gezählt, hinzu kämen drei weitere ungenutzte Geschäfte zwischen Fußgängerzone und Bahnhof.
Unterstützt wird Roentgen inzwischen von der SPD-Fraktion. Die Idee, die Ladenlokale in Abstimmung mit den Eigentümern gemeinsam mit Lehrern und Schülern der weiterführenden Schulen mit Kunst zu bestücken, hat die Fraktion in einen Antrag gegossen. „Leerstehende Ladenlokale sind kein einladendes Erscheinungsbild in den Innenstädten – weder für flanierende Besucher noch für die Anwohner“, sagt Fraktionsvorsitzende Fadia Faßbender. „Leere Schaufenster und Zu-vermieten-Schilder hinterlassen einen Eindruck von Ödnis und Niedergang.“
Vor allem in den Nebenstraßen würden ungenutzte Räume zu Schmierereien einladen und dazu, Müll abzuladen. „Das beeinträchtigt auch sehr schnell die noch existierenden Geschäfte in der Umgebung.“ Abwarten und Aussitzen könnten nicht die Lösung des Problems sein, vielmehr seien ausgefallene Ideen gefragt.
„Durch kreative Zwischennutzung geben die Schaufenster den Blick frei auf offene Ateliers mit Werkstattcharakter, auf Kunstpräsentationen, Aktionen, Installationen, Kunsthandwerk, laden ein zum Anschauen und Diskutieren.“ Gelinge es einem Eigentümer, sein Lokal zu vermieten, wandere der Zwischennutzer hoffentlich weiter – „in einen der anderen leerstehenden Läden“.
„Natürlich versucht das Citymanagement immer wieder an den Leerständen zu arbeiten“, teilt die Stadtverwaltung mit. „Aus verschiedenen Gründen – Desinteresse der Eigentümer, Fluktuation der Vermietung, langatmige Verhandlungen und ähnliches – funktioniert das immer mal wieder, aber nicht kontinuierlich.“ Auch könne nicht jeder Idee nachgegangen werden. „Bürgergetragene Projekte“ funktionierten oftmals nur, wenn sich die interessierten Akteure zusammen mit der Stadt um die Umsetzung kümmerten. Dazu seien der Kunstflyer, die Beschilderung der historischen Häuser, die Straßenschilder oder Bergheim Kulinarisch gute Beispiele.
Ein Projekt des anstehenden innerstädtischen Entwicklungskonzepts solle die „Qualitätsoffensive Einzelhandel durch Leerstands- und Ansiedlungsmanagement“ sein. „Hier soll ein externes Büro mit qualifiziertem Fachwissen dem städtische Citymanagement unterstützend zur Seite stehen.“