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Belgische Pommes und Thai-EisrollenSo lief der Auto-Streetfood-Markt in Bergheim

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Tanja Perdicas reicht den Kundinnen und Kunden zunächst die Speisekarte durchs Autofenster.

Bergheim – Während die Ausflüglerinnen und Ausflügler in einigen Nachbarregionen mit niedrigen Inzidenzen zu Pfingsten wieder auf Café-Terrassen und in Biergärten Platz nehmen durften, herrschen an der Erft vorerst noch strengere Regeln. Ein bisschen was ging aber doch am langen Feiertagswochenende: Beim ersten Bergheimer Drive-in-Streetfood-Markt ließ sich eine kleine kulinarische Weltreise starten. Massenandrang gab es nicht, aber diejenigen, die den Möbel-Hausmann-Parkplatz im Zievericher Gewerbegebiet ansteuerten, hatten Spaß und lobten Veranstalter Christoph Stammen für seine pfiffige Idee.

„Man ist inzwischen ja dankbar für jede kleine Abwechslung. Trotz der Schutzvorschriften geht es hier auf dem Platz ganz locker und entspannt zu, und die Speisekarten können sich wirklich sehen lassen“, sagte Stefan Scheuer und drehte nach dem ersten Stopp am Flammkuchen-Stand gleich noch eine zweite Runde. Zum Dessert gönnten sich der junge Bedburger und seine Freundin noch eine Ladung thailändischer Eisrollen.

Eiscreme-Röllchen nach thailändischer Art gab es bei Nicole Mundierova.

Aus dem Wagen heraus konnten die Süßmäuler zusehen, wie Nicole Mundierova die zartschmelzende Versuchung in ihrer rollenden Eisdiele zubereitet: „Die cremige Milch-Sahne-Mischung wird auf einer minus 30 Grad kalten Platte ausgerollt und gefriert dann ganz schnell. Dann kommen noch die Zutaten drauf, und man kann mit einem Schaber ganz feine Röllchen drehen. Ich habe das in einem Thailand-Urlaub entdeckt und war so begeistert, dass ich mich vor drei Jahren mit meinen Paradice Rolls selbstständig gemacht habe“, erzählte die 26-Jährige.

Die Sache lief gut an, doch die Pandemie hat natürlich auch Mundierovas Geschäft erheblich belastet: „Der Straßenverkauf ist zwar weiter möglich, aber zu unseren Standbeinen gehören beispielsweise auch große Hochzeitsgesellschaften. Und da läuft seit Monaten gar nichts mehr. Im Moment freuen wir uns über jede Gelegenheit, überhaupt etwas machen zu können. Da kam das Bergheimer Event gerade recht.“

Viel Disziplin

Das galt auch für Julia Hermann, die es allerdings etwas herzhafter mag. Frische Pasta, die in einem ausgehöhlten Padano-Käselaib geschwenkt und dann mit Pesto veredelt wird, ist die Spezialität der Bedburgerin. Vor gut einem Jahr erst hat sie ihren Streetfood-Wagen „Julias Table“, mit dem sie dienstags auch den Bergheimer Wochenmarkt ansteuert, eingeweiht – und wurde prompt von der Pandemie gestoppt: „Einen normalen Geschäftsbetrieb habe ich bisher gar nicht kennenlernen dürfen. Ich kann es kaum erwarten, dass die Beschränkungen fallen und wir auch bei richtig großen Veranstaltungen kochen dürfen.“

Ähnlich sahen es auch die neun weiteren Streetfood-Anbieter, die Christoph Stammen auf den Hausmann-Parkplatz gelockt hatte. Von portugiesischen Hotdogs und holländischen Poffertjes über tamilische Gemüse-Röllchen, Elsässer Flammkuchen und amerikanische Burger bis hin zu schwäbischen Maultaschen, norddeutschem Backfisch und belgischen Pommes mit Wildschwein-Frikadellen reichten die Angebote.

Speisekarte durchs Fenster

Es herrschten allerdings recht strenge Tischsitten: An der Parkplatzzufahrt bekamen die Gäste die Speisekarte durchs Fenster gereicht und konnten dann wählen, welche Food-Trucks sie ansteuern wollten. Serviert wurde mit Mundschutz ebenfalls durchs Autofenster. Die Kundinnen und Kunden mussten im Wagen sitzen bleiben und das Gelände auch gleich wieder verlassen, sobald sie ihre Bestellung in Empfang genommen hatten. Manche fuhren nach Hause, andere steuerten einen Parkplatz in sicherer Entfernung an. „Das Konzept ist eng mit der Stadt abgestimmt und absolut coronakonform“, betonte Stammen.

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Nach auch wetterbedingt eher verhaltenem Auftakt am Samstag nahm der Andrang am Sonntag- und am Montagnachmittag spürbar zu, so dass Christoph Stammen guter Hoffnung war, am Ende zumindest eine hohe dreistellige Besucherzahl zu erreichen. Mit drei Familienmitgliedern achtete er auf Einhaltung der Regeln: „Die Leute sind sehr diszipliniert, es gibt überhaupt keine Probleme. Aber man merkt schon, wie sehr sich die Besucher und die Anbieter ein halbwegs normales Leben herbeisehnen.“