Um die neue Trasse bauen zu können, müssen rund 61 Hektar wertvoller Lösse-Lehm-Böden mit 95 von 100 Bodenpunkten versiegelt werden.
„Unnötiger Raubbau“Bürgerinitiative will L93n zwischen Pulheim und Bergheim verhindern
Die Pläne des Landesbetriebs Straßenbau NRW, eine Ortsumgehung zwischen Pulheim-Stommeln und Bergheim-Büsdorf zu bauen, stoßen auf heftigen Widerstand. Das wurde schon bei den beiden Informationsveranstaltungen in Pulheim und Bergheim-Oberaußem im August deutlich, zu denen der Landesbetrieb eingeladen hatte. Inzwischen hat sich die Bürgerinitiative "Stoppt L93n" gegründet, seit ein paar Tagen ist die Homepage freigeschaltet.
„Wir haben gesagt, dass wir etwas tun müssen. Die L93n ist keine Ortsumgehung für Büsdorf und Fliesteden, sondern eine als Ortsumgehung deklarierte mautfreie Abkürzung von der Autobahn 61 über die Kreisstraße 22n zur A1 und A57“, sagte Petra Schiffarth gegenüber der Redaktion. Sie ist für die Öffentlichkeitsarbeit der Bürgerinitiative zuständig.
Der Landesbetrieb Straßenbau prognostiziere, dass der Verkehr in Büsdorf und Fliesteden durch den Bau der L93 n abnehmen werde. In Büsdorf gehe er laut Prognose von täglich 5000 auf 3000 Fahrzeuge zurück, in Fliesteden von 6000 auf 4000. „Aber nach dem Bau der L93n werden auf dieser Trasse rund 12 000 Fahrzeuge fahren, hinter den Orten.“ In dieser Prognose sei der Lkw-Verkehr noch gar nicht in vollem Umfang berücksichtigt.
„Aus Berichten von Straßen NRW geht hervor, dass es diverse geplante Gewerbegebiete gibt. Die sind darin noch gar nicht enthalten.“ Die Einschätzung der Initiative, dass die L93 n eine Transitstrecke für Lkw aus dem In- und Ausland wird, kommt nicht von ungefähr.
Lärmschutzwände entlang der Straße sind nicht geplant
2007 hatte ein Vertreter des Landesbetriebs Straßenbau im Umweltausschuss in Pulheim erklärt, dass die Ost-West-Trasse mit vier Brücken und vier Kreiseln die B59 und die B477 verbinden und eine zügige Fahrt von der Autobahn 61 über die L93 zur B59 und zur A57 ermöglichen soll. Auch die A1 soll über die B59n leichter erreichbar werden. Dieser überregionale Verkehr werde alle belasten, mit Abgasen und Lärm.
Denn „Lärmschutzwände sind nicht geplant.“ Die Straße werde kaum tiefergelegt, und sei teils keine 400 Meter von der Wohnbebauung entfernt. „Büsdorf ist besonders betroffen.“ Sehr kritisch sieht die Bürgerinitiative auch den Radweg, der auf einer Seite der L93n entstehen soll. „Auf diesem Radweg wird keiner fahren“, ist Petra Schiffarth überzeugt.
„Es wäre sehr viel sinnvoller, einen Radweg zwischen Büsdorf und Ingendorf und weiter nach Stommeln, zum Bahnhof, zu bauen. Von dort ist man in 17 Minuten am Kölner Hauptbahnhof.“ Anstelle einer neuen Straße hätte sich die Bürgerinitiative ein übergreifendes Mobilitätskonzept gewünscht. „Wir haben nicht den Eindruck, dass eine Alternative geprüft wurde.“
Alle Welt rede von einer Verkehrswende. Offenbar habe niemand darüber nachgedacht, wie der Verkehr verringert und wie Menschen dazu bewegt werden könnten, vom Auto auf Bus und Bahn umzusteigen. Die Bürgerinitiative ist überzeugt, dass die geplante L93 n nicht mehr zeitgemäß ist. „Man will rund 61 Hektar wertvoller Lösse-Lehm-Böden mit 95 von 100 Bodenpunkten für den Straßenbau opfern. Das ist unnötiger Raubbau.“
Spätestens seit dem Ukraine-Krieg sei allen bewusst, dass man Versorgungssicherheit brauche. „Ein solches Bauprojekt ist heute nicht mehr vertretbar.“ Die Bürgerinitiative hat eine Petition gestartet, für Sonntag, 19. November, ist eine Informationsveranstaltung in der Mehrzweckhalle in Büsdorf geplant. Die Uhrzeit wird noch bekannt gegeben.