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Stark bedrohtIgel brauchen dringend Hilfe - Familienfest der „Igelstation“ in Bergheim

Lesezeit 3 Minuten
Eine Frau hält einen kleinen Igel in ihrer Hand.

Igel haben es schwer, Lebensraum und Nahrung zu finden.

Lebensraum der Tiere verschwindet zunehmend. Damit sie Nahrung finden, sollten Hausbesitzer eine Fläche ihrer Gärten verwildern lassen.

Mögen Igel Musik? Yvonne Ewerts von der Igelstation „Erftigel“ ist sich da nicht sicher. „Sie hören sehr gut“, sagt sie. „Erschrecken sich aber auch schnell.“ Zum Glück war keines der Stacheltiere dabei, als das Igelfest im Park gegenüber dem Kreishaus startete. Denn laut wurde es, als die Sänger und Interpreten auf der Bühne loslegten.

Das Wochenende stand im Zeichen des Stacheltieres, mit großer Party am Samstag und Familienfest am Sonntag. Die Schirmherrschaft hatte Bürgermeisters Volker Mießeler übernommen. Im Vordergrund stand nicht die Feier, sondern die Aufklärung über Igel. Der gesamte Erlös des Igelfestes ging an die Igelstation Bergheim, „Erftigel“ genannt.

Bergheim: Spenden für die Igelstation

Der Bergheimer Jascha Bräuer, selbst ein großer Igel-Fan, der mit einer Spende von 750 Euro vorlegte, hatte mit seiner Maus-Medien-Agentur alle tierlieben Künstler aus dem Kreis und Köln angefragt, und die Resonanz war überraschend groß. So brachten unter anderem die Karnevalsband Colör, der Pop-Sänger Julian Adler, Thomas Junggeburth, der mit dem achtjährigen Neven auftrat und die Kölsche Nachtigall Rosita Stimmung ins Publikum.

„Da musste ich nicht lange überlegen“, sagte die quirlige Rosita. „Ich liebe Igel, und ich möchte etwas dafür tun, dass auch unsere Kinder und Enkel noch Igel im Garten entdecken können.“ Der Hintergrund ist ernst. Der Igel, Tier des Jahres 2024, ist vom Aussterben bedroht, denn das Wildtier findet zunehmend weniger geeigneten Lebensraum.

Der Nachtwanderer hält bis zu sieben Monate Winterschlaf und braucht, wenn er aufwacht, Hecken, lebendige Wiesen und wilde Ecken im Garten, in denen er Nahrung findet. „Darum haben wir eine zehn Quadratmeter Challenge ausgerufen“, erklärte Yvonne Ewerts. „Damit werden Hausbesitzer aufgefordert, zehn Quadratmeter ihres Gartens verwildern zu lassen, damit Igel wieder Nahrung finden können.“

Während Thomas Junggeburth auf der Bühne „Ich war noch niemals in New York“ sang, sagte sich Besucherin Eva-Maria Stenzel aus Bergheim: „Wir hatten im Garten auf unserer Blumenwiese immer wieder Igel zu Besuch. Ich hoffe, das bleibt so.“


Drei Fragen an Yvonne Ewerts von der Igelstation

Yvonne Ewerts von der Igelstation Frau Ewerts, wie ist die Lage in Ihrer Igelstation? Katastrophal. Dieses Jahr sterben viele Muttertiere, sie finden keine Nahrung mehr und verhungern. Die hilflosen Baby-Igel werden, wenn sie Glück haben, bei uns abgegeben und von uns aufgepäppelt. Viele Igel kommen mit tiefen Verletzungen von Rasentrimmern und Mährobotern zu uns. Aktuell ist unsere Igelstation mit mehr als 60 kranken Igeln überfüllt, wir sind täglich stundenlang im Einsatz.

Wie konnte es zu dieser existenziellen Bedrohung für die Igel kommen? Der Igel ist kein Fluchttier. Er läuft bei Gefahr nicht weg, sondern igelt sich ein. Viele werden dann auf der Straße überfahren. Zudem wird sein Lebensraum immer kleiner, er findet immer weniger Insekten, Käfer, Spinnen und Kleinstsäugetiere. Wenn wir nicht auf den Igel aufpassen, ist er in zehn Jahren ausgestorben.

Was können wir tun, um den Lebensraum der Igel zu retten? Gartenbesitzer sollten Igeln einen Zugang zum naturnahen Garten ermöglichen, eine Lücke im Zaun oder ähnliches. Bieten Sie Futter und Wasser an und lassen Sie in einer Ecke des Gartens Laub und Äste liegen, darin kann sich der Igel verstecken. Schauen Sie vorher nach, bevor Sie mit dem Rasentrimmer oder Mähroboter im Garten arbeiten. Verzichten Sie auf Chemie im Garten und vor allem auf Schotter- oder Steingärten. Und stellen Sie Futter- und Schlafhäuser für Igel auf. Damit helfen Sie aktiv mit, den Igel vor dem Aussterben zu bewahren. (epb)