Bergheim/Kerpen – Im Allgemeinen sind weder die Kreis- noch die Kolpingstadt weithin bekannt für ihr quirliges Nachtleben. Am Samstag jedoch war alles anders: In beiden Innenstädten spielte die Musik so laut und fröhlich wie sonst nur selten. Viele Hundert Nachtschwärmer pilgerten gut gelaunt zwischen den Lokalen hin und her. Sie hatten die Qual der Wahl: Die beliebten Kneipenrallyes „Live-Musik in Kerpen“ und „Bergheim live 4 you“ gingen diesmal parallel über die Bühnen – und das bedeute: Ein Abend mit insgesamt fast 30 Musikbands an 20 Schauplätzen und bei überall freiem Eintritt Partystimmung.

In der Kreisstadt erlebte „Bergheim live 4 you“ bereits seine 13. Auflage. Da der Event-Erfinder und langjährige Macher Uwe Ulbrich sich bei der Stadtverwaltung inzwischen anderen Aufgaben widmet, haben City-Manager Tom Juschka und sein Team die Organisation übernommen. „Schon die monatelange Vorbereitung war ein Riesending. Ich bin selbst Hobbymusiker, und die Zusammenarbeit mit den vielen guten Bands aus der Region macht einfach Spaß. Jetzt bin ich froh, dass es endlich richtig losgeht“, fieberte Juschka dem Auftakt gemeinsam mit Bürgermeister Volker Mießeler im Brauhaus Zur Krone entgegen.

Auch lokale Bands kamen nicht zu kurz

Mehr als 100 Musikgruppen aus nah und fern hatten sich im Vorfeld um die begehrten Auftrittsmöglichkeiten beworben. „Es tut natürlich ein bisschen weh, dass man vielen Gruppen absagen muss. Aber am Ende muss die musikalische Mischung stimmen. Manche Lokale wünschen sich eher etwas ruhigere Töne, andere wollen es richtig krachen lassen. Wert legen wir auch darauf, dass lokale Bands aus Bergheim und Umgebung nicht zu kurz kommen“, berichtet Tom Juschka. Lokalkolorit war denn auch beim offiziellen Eröffnungs-Act angesagt. „King Schultz“ – bestehend aus den Fliestedener Brüdern André, Peter und Jörg Schultz – hatten die Ehre, im Brauhaus Zur Krone den ersten „Bergheim live 4 you“-Song anzustimmen.

Sie wählten eine knackige Coverversion von Michael Jacksons „Billie Jean“ aus und gaben damit auch gleich die Marschroute vor. Rock- und Pop-Coverbands, teils in kleinen akustischen Besetzungen, teils mit satter elektrischer Verstärkung, waren klar in der Mehrheit, etwa „Free Soul“ und „Green Garage“ im Lokal Treffpunkt, „Pocket Radio“ in der Krone, „Saitenwind“ im Pittermännche oder „No Souvenirs“ im Café Verweilchen.

Sets kurzer Hand ins Freie verlegt

Weil die Herbstnacht schön lau war, verlegten Lokalmatador „Mister Tottler“ Marcus Treinen in der Grünen Ladenpassage und „Acoustic4U“ im Eiscafé Marino ihre Sets kurzerhand unter freien Vollmond-Himmel und verliehen der Kneipenrallye kurzerhand noch ein wenig Open-Air-Flair. Zu den musikalischen Highlights gehörte der Auftritt von „Big K & the Solid Senders“, die im kleinen Medio-Saal mit bläserlastigem Bigband-Sound für gute Laune sorgte. Wer’s härter mochte, war im städtischen Jugendzentrum bei jungem Deutsch-Pop, Alternative Rock und Punk von „Constant“, „Penetration Derby“ und den „Heiopeis“ richtig. Derweil schlug das Chorprojekt „Sing-Pray-Go“ unter anderem in der Georgskapelle eher meditative Töne an.

Ein Nummer kleiner, aber nicht minder stimmungsvoll wurde in der Nachbarschaft bei der elften Auflage von „Live-Musik in Kerpen“ gefeiert. Gastgeber war wieder die Aktionsgemeinschaft Kolpingstadt, die zwölf Bands neun Schauplätzen präsentierte.

Auch A capella-Band war am Start

In Hugi“s Bistro gab“s ein freudiges Wiedersehen mit der Coverformation „Tune Up“. Derweil ließ der Bedburger Gitarrenprofi Dieter Kirchenbauer, begleitet vom Perkussionsisten Jo Fleischer, im Stift“s die Saiten mit seinen Spezialversionen etwa von Dire Straits- und Fleetwood Mac-Hits mächtig kreischen. Nicht minder peppig gingen die Südstaaten-Rocker von „More Bang For the Bucks“ im Lohmeyers zur Sache.

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Mehr Zuhörer hätte die Band „Shake Hands“ im Lokal Klävbotz verdient gehabt. Sie garniert ihre Coversongs unter anderem mit Akkordeon- und Waschbrett-Einsatz. Auch in Kerpen war das städtische Jugendzentrum wieder Treffpunkt der jungen regionalen Szene. Zur ungekrönten Siegerin des Abends wurde aber die achtköpfige Gesangsformation DaCapella, die in Desis Café eindrucksvoll bewies, dass man bei einer Kneipenrallye auch ganz ohne Instrumente und umso stärkeren Stimmen ganz groß rauskommen kann.