Geschäftsführer Stefan Holzporz beklagt, dass größere Veranstaltungen an Bergheim vorbeigehen, weil die Gäste kein Quartier finden
VeranstaltungsbrancheMedio-Chef wünscht sich weiteres Hotel in Bergheim
20 Jahre ist das Medio in Bergheim nun alt, und es gibt wohl kaum jemanden in Bergheim und Umgebung, der die Entwicklung des Kultur- und Medienzentrums im Herzen der Kreisstadt nicht als Erfolgsgeschichte bezeichnen würde. Seit seiner Eröffnung 2004 haben weit mehr als eine Million Menschen Veranstaltungen in dem Gebäude mit der markanten grünen Kupferfassade besucht. Und doch ist Stefan Holzporz, Geschäftsführer der städtischen Betreibergesellschaft BM Cultura, noch nicht so ganz zufrieden.
Denn: In Sachen Firmenveranstaltungen wie Konferenzen, Tagungen oder Messen geht nach Ansicht von Holzporz noch einiges mehr. „In Deutschland ist die durchschnittliche Tagungsdauer 1,4 Tage, das heißt, die allermeisten Businessveranstaltungen brauchen Übernachtungsmöglichkeiten in unmittelbaren Umfeld der Veranstaltung“, sagt Holzporz. „Und genau daran fehlt es bei uns in Bergheim. Es fehlt uns ein Businesshotel mit etwa 100 Zimmern und einem Standard von drei Sternen oder mehr.“
Veranstalter lehnen Shuttles ab
Täglich würden Anfragen eingehen, die man nicht bedienen könne. Zwar gebe es eine Handvoll kleinerer Hotels in der Stadt. „Besonders mit dem familiär geführten Hotel52 arbeiten wir gut zusammen, aber mit seinen rund 30 Zimmern kommen wir nicht weit, zumal es schon eine sehr gute Auslastung hat, und oftmals bekommen wir dort keine Zimmer mehr“, berichtet Holzporz.
Auch ein Shuttle zu den umliegenden Städten, die Hotels haben, kommt für die allermeisten Veranstalter nicht in Betracht. „Dass wir solche Anfragen nicht bedienen können, ist schade, denn ein Mehrtagesgast lässt erwiesenermaßen zwei- bis dreimal so viel Umsatz in der Stadt wie ein Eintagesgast.“ Das sei durch zahlreiche Erhebungen in vergleichbaren Städten belegt, zum Beispiel Siegburg.
„Dieses einträgliche Geschäft geht fast komplett an uns vorbei, geht an Bergheim vorbei, geht nach Köln und die anderen Städte mit Hotels wie Euskirchen, Düren, Hürth, Brühl“, beklagt Holzporz. „Was uns bleibt, sind die Eintagesveranstaltungen. Die bringen auch guten Umsatz, aber halt nur ein Bruchteil von dem, was eigentlich möglich wäre – mit Übernachtungen. Wir haben im Medio die Räume, die Technik und die Leute, um auch sehr hochwertige Mehrtagesveranstaltungen auszurichten.“
Im Rathaus versucht man schon seit Jahren, ein weiteres Hotel in der Innenstadt anzusiedeln. Doch alle Bemühungen seien bis jetzt vergebens gewesen, sagt Michael Robens, Leiter des Bürgermeisterbüros und oberster Wirtschaftsförderer in der Stadt. „Einen Investor zu finden, der solch ein Hotel baut, ist kein Problem, die gibt es im Dutzend“, sagt Robens. Die Schwierigkeit bestehe darin, einen Betreiber für ein Hotel zu gewinnen. „Wir haben uns schon die Finger wundgeschrieben.“
Mögliche Standorte habe man schon im Blick, etwa den Parkplatz zwischen dem Kaufland-Gebäude und dem Parkhaus am Krankenhaus oder den Parkplatz an der Beisselstraße. „Gerade dieser Parkplatz in unmittelbarer Nähe zum Medio wäre ideal“, sagt Robens. „Hier würden wir sofort Baurecht schaffen.“
Ob ein weiteres Hotel in Bergheim nötig ist, mag der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband Rhein-Erft nicht bewerten. „Aber wir begleiten das gern als Verband“, sagt dessen Vorsitzender Georg Frey aus Brühl. Ob sich ein Hotelier in der Kreisstadt ansiedeln wolle, sei eine rein unternehmerische Entscheidung. „Es wäre sicher eine Aufwertung des Standorts.“