Inga-Lena Rüttgers aus Bergheim war jahrelang Model in Paris, Mailand und New York. L’Oréal, Dior und Dolce & Gabana zählten zu ihren Auftraggebern.
Seit kurzem hat sie auch ihr eigenes Modelabel. Dabei setzt sie vor allem auf Nachhaltigkeit.
Wir haben mit ihr gesprochen.
Bergheim-Glesch/New York – Das Haar gleicht einer Löwenmähne, das Gesicht ist symmetrisch, der Gang betont und sicher, dazu ein kühler, fester Blick – Inga-Lena Rüttgers strahlt Selbstbewusstsein aus. Die 32-Jährige aus Bergheim hat geschafft, wovon viele Mädchen und junge Frauen träumen: Sie hat viele Jahre als Model in Paris, London und Mailand gearbeitet und ist nun Chefin ihres eigenen Modelabels in New York.
Dabei hat sie das Modeln nie als Traumjob betrachtet. „Das Modeln war einfach die ideale Möglichkeit, mich frei in der Welt zu bewegen, Menschen kennenzulernen und dabei noch Geld zu verdienen“, sagt Inga-Lena Rüttgers. „Das Modeln selbst hat mich nie besonders gereizt. Ich verstehe selbst gar nicht mehr, warum es von außen derart gehypt wird. Es ist letzten Endes ein Job wie jeder andere.“
In Bedburg Abitur gemacht
Aufgewachsen ist sie in Glesch und hat in Bedburg am Gymnasium Abitur gemacht, wo ihr Vater Heinz Schulleiter war. Aber: „Trotz der behüteten und sorglosen Zeit wurde es mir als Teenager irgendwann im kleinen Glesch zu eng“, sagt sie. „Ich hatte meine Leidenschaft für Mode schon entdeckt und wollte raus, um mich mit mehr Selbstständigkeit weiterzuentwickeln.“ Sie nahm ein Studium für Modedesign in Hamburg auf und begann, nebenbei zu modeln.
Das allerdings mit so großem Erfolg, dass es für die Jobs schnell in die große weite Welt ging. In Paris sei sie dann irgendwann in die Modelagentur IMG spaziert, jener Agentur, die mit Heidi Klums TV-Show „Germany’s Next Topmodel“ in Deutschland Bekanntheit erreichte. Wofür die jungen Frauen in der Fernsehsendung einiges in Kauf nehmen müssen, etwa Foto-Shootings auf Drahtseilen in luftiger Höhe oder in leichten Kleidchen bei Eiseskälte, bekommt Inga-Lena, indem sie nur ihre Fotos vorlegt: einen Modelvertrag.
Gefördert wird die Bergheimerin von Peyman Amin – der Modelagent ist als langjähriger Juror ebenfalls bekannt aus der TV-Sendung. Rüttgers kommt an die Aufträge der ganz großen Kunden: Nivea, L’Oréal, Dior, Dolce & Gabana. Als Model wird sie pro Stunde bezahlt, und die Stundensätze sind hoch.
Praktikum in New York
Nach dem Studium fängt sie als Designassistentin in Paris an und macht später ein Praktikum in New York. Schnell findet sie hier in der Kürze der Zeit einen neuen Job. „Ich habe dann in einem kleinen Label als Designerin gearbeitet und dreimal mehr verdient als in Paris“, sagt Rüttgers. Im Jahr 2017 wagte sie dann den Sprung in die Selbstständigkeit. „Inga-Lena“ heißt ihr Modelabel, für das sie die Kleidung selbst entwirft. Angestellte hat sie keine, die Modedesignerin lässt aber alle Kleidungsstücke in New York nähen. „Es sind meist kleine Stückzahlen. Wenn es sich gut verkauft, mache ich mehr und andere Farben.“
Mit Seide und natürlichen Stoffen wie Leinen und Baumwolle setzt Rüttgers auf einen zeitlosen, minimalistischen Stil und Nachhaltigkeit. „Es soll Kleidung sein, die eine Frau betont und ihr Selbstwertgefühl stärkt, Kleidung, die man ein Leben lang trägt und den Stil einer Person prägt“, so die 32-Jährige. Für den Erfolg sucht Rüttgers nach Nischen. Für Hotels hat sie ein Konzept entwickelt, bei dem Hotelgäste, die beispielsweise ihren Pyjama vergessen haben, Kleidung vor Ort nachkaufen können. „Das ist wie eine Minibar mit Klamotten“, sagt sie.
Auch wenn sie weit gereist und in New York zu Hause ist – auf lange Sicht will die Bergheimerin wieder nach Europa. Und zur Heimat hält sie ständig Kontakt. „Einmal in der Woche gibt’s einen Video-Anruf nach Hause.“