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Nur einer glaubt an DFB-ElfDas sind die EM-Favoriten der Fußballtrainer in Rhein-Erft

Lesezeit 4 Minuten
Zu sehen ist Bundestrainer Julian Nagelsmann.

Mit Skepsis betrachten die meisten befragten Amateurtrainer an Rhein und Erft die Aussichten für Bundestrainer Julian Nagelsmann und seine Elf.

Österreich und der Schweiz trauen die Amateur-Coaches ein starkes Turnier in Deutschland zu.

Am heutigen Freitag will die deutsche Fußball-Nationalmannschaft ihre Anhänger und das ganze Land mit dem EM-Eröffnungsspiel gegen Schottland in der Münchener Allianz-Arena (Anpfiff: 21 Uhr) auf die Reise zu einem weiteren Sommermärchen im eigenen Land mitnehmen.

Voller Vorfreude blicken die Fußballtrainer des Kreises auf das bald beginnende EM-Turnier, obgleich sie in überwiegender Mehrheit für das DFB-Team kein glückliches Ende mit einem Titel kommen sehen. Einzig und allein Landesliga-Übungsleiter Karsten Kochems (SC Germania Erftstadt-Lechenich) glaubt daran, dass DFB-Coach Julian Nagelsmann in den vergangenen Wochen ein Team zusammengestellt und geformt hat, das nach dem Europameister-Titel greifen wird.

Allerdings knüpft der Erftstädter den Favoritenstatus für die Nationalelf an eine Bedingung: „Wenn wir gut in das Turnier starten und in der Abwehr stabil stehen, werden wir mit unseren Fans im Rücken das Turnier gewinnen. Unsere Offensive zähle ich zum Besten, was beim Turnier vertreten ist.“

Der Heimvorteil wird als großes Plus für die deutsche Elf angesehen

Beim Pulheimer SC sieht Cünyet Karaca die Deutschen als Heimmannschaft ebenfalls im Kreis der Favoriten, jedoch lediglich wegen der eigenen Fans. „Das Team ist noch nicht reif und gefestigt genug, um die EM gewinnen zu können. Zudem haben wir keinen Führungsspieler, sodass die Nationalspieler von den eigenen Fans durch das Heimturnier getragen werden. Bei einer ausgeglichenen EM ist alles möglich, und das wünsche ich mir, aber es wird sehr schwer“, so Karaca.

Deutlich härter analysiert Josef Pfeiffer von Hilal-Maroc Bergheim die Erfolgsaussichten der Truppe um Trainer Julian Nagelsmann: „Wir werden die Vorrunde überstehen und im Viertelfinale die Segel streichen. Der Trainer hat bei seiner Nominierung des EM-Kaders schon einiges gut gemacht, in dem er verdiente Spieler nicht mitgenommen hat. Allerdings trickste er in den Testspielen wieder zu viel herum, weil er nach den großen Namen aufgestellt hat und nicht die Besten spielen ließ.“

DFB-Elf braucht Losglück fürs Halbfinale

Marc-André ter Stegen findet er zum Beispiel aktuell viel stärker als Manuel Neuer, dem noch Spielpraxis fehle. „Falls Neuer sich wieder einen Ausfall leistet in der Vorrunde, stehen er und Nagelsmann unnötig unter Druck“, so Pfeiffer. Mit etwas Losglück sieht Thomas Frohn (RW Ahrem) die DFB-Elf im Halbfinale, für mehr fehlen ihm im Team die Erfahrung und die Konstanz.

Bei der Frage nach den Titelanwärtern gehen die Antworten weit auseinander. Während Karsten Kochems wie erwähnt die deutsche Flagge hochhält, kann sich Pfeiffer nicht zwischen Spanien oder Titelverteidiger Italien entscheiden. So erklärt der 66-Jährige: „Die Italiener haben in den letzten Partien wieder einen guten Fußball gespielt und können gut mauern. Die Spanier hingegen haben viele gute Einzelkönner dabei, die die wichtigen Tore zum richtigen Zeitpunkt machen können.“

Ganz weit vorne sieht der Pulheimer Karaca den Kader der Engländer, allerdings glaubt er nicht, dass Trainer Gareth Southgate das Team zum Titel führen kann. RW-Trainer Frohn sieht die Engländer ebenso wie die Franzosen von ihrem Potenzial her weit vorne, entscheidet sich aber für Portugal als Titelanwärter. „Sie werden sich durchsetzen, weil sie gieriger sein werden, als die besser veranlagten Franzosen und Engländer.“

Bei den Geheimfavoriten herrscht große Einigkeit

Egal, wie unterschiedlich die Meinungen der Trainer bisher auseinandergegangen sind, bei der Nennung der womöglichen Überraschungsteams der diesjährigen EM sind sie sich alle einig: Jeder große Favorit muss sich vor Deutschlands Nachbarn aus Österreich und der Schweiz in Acht nehmen.

„Auf die Schweizer müssen wir aufpassen, die sind immer für eine Überraschung gut“, befindet etwa Pfeiffer über den Gruppengegner der Deutschen und führt aus: „Die Schweiz und Österreich werden ganz leise vorne mitmischen. ÖFB-Coach Ralf Rangnick hat sein Team gut zusammengestellt, mit zahlreichen Bundesliga-Spielern. Die haben im Gegensatz zu uns Deutschen auch noch eine gute Spielanlage aufzuweisen.“

Dazu kann Karsten Kochems nur noch untermauernd für die Eidgenossen hinzufügen: „Die Schweiz spielt als Mannschaft sehr geschlossen auf und steht defensiv sehr gut. Mit einem richtigen Knipser wäre denen richtig etwas zuzutrauen.“