Zwerchfellattacken und JugendsprechDennis aus Hürth zu Gast in Bergheim
Bergheim – Es war nur eine leichte Andeutung von Freude über den mehrmals verschobenen Auftritt im Medio, die das offenbar ebenso erfreute Publikum mit großem Beifall bestätigend quittierte. Dennis aus Hürth präsentierte vor nahezu voll besetztem Parkett sein neues Programm „Wenn ich du wäre, wäre ich doch lieber ich“.
In angesagtem Jugendsprech plauderte der 21-jährige Berufsschüler Dennis, bürgerlich Martin Klempnow, aus seinem Leben als „Baulehrling im siebten Ausbildungsjahr“, als Freund von Larissa und als dauerempörter Alltagsbeobachter und Fastfood-Konsument.
Origineller Slapstick und Spott gegenüber anderen
Originellen Slapstick produzierte Dennis im Sekundentakt, gleichzeitig aber auch mit erfreulich großen Erzählumwegen. Dabei nahm er sich selbst aufs Korn, als er Kapern für „eine Stadt bei Italien“ und Sellerie für eine Netflix-Serie hielt. „Ich hasse es, wenn der Chef acht Stunden vor Feierabend noch mit Arbeit ankommt“, oder „Ich mache jetzt Liegestütz, Liege klappt schon“, gehört zu der Sorte Gags, die nicht auf Kosten anderer gingen.
Im Rhein-Erft-Kreis nutzte der Comedian den Heimvorteil, lobte die Bergheimer als vornehme Gesellschaft in einem „sauberen Städtchen“ im Vergleich zu seiner Hürther Heimat. „Man hat den Eindruck, in Hürth werden Häuser gebaut und wenn man dann weiß, wie es geht, werden sie in Bergheim richtig gebaut“.
Schlechte Karten für Freundin Larissa
Auch die Pulheimer bekommen ihr Fett weg. Dass sie im Dunkeln leben und lichtscheu sind, lässt er als Running Gag, gespiegelt an einem gebeutelten Pulheimer Besucher in Reihe drei, durch zwei Stunden Programm laufen. Der nahm es mit Humor.
Schlechte Karten hatte auch Freundin Larissa („90 Prozent hat sie recht, zehn Prozent bin ich schuld“), die er als ständig nervendes, gackerndes Huhn nachäffte. „Wenn man das Label von Pritt mit dem von Labello überklebt, hat man einen ruhigen Abend“.
Witze gingen auch unter die Gürtellinie
Manches holt er offenbar aus dem Stegreif ins Programm. Dabei amüsiert er sich köstlich über seine eigenen Gags und steckt auch damit sein Publikum, das er penetrant mit „Bro“ oder „Bros“ anredet, an. „Ich schwöre“ und „korrekt“ gehört zu seinen Füllwörtern, die an jeder sinnigen und unsinnigen Stelle für manierierte Szenetauglichkeit sorgen sollen.
Nicht selten geht die Zwerchfellattacke unter die Gürtellinie und gelegentlich auch unter den Limes des guten Geschmacks, wenn er etwa ständig über Gerüstbauer ablästert.
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Dem Publikum, das nur ganz vereinzelt humorige Entrüstung zeigte, erschien der Balanceakt gelungen. Vieles, etwa der Spott über die Benzinpreise („Was kriegst du, Benzin oder Diesel?“ „Ich will nur gucken. Das billigste hier ist wohl Schampus.“) oder die undeutliche Sprache der Piloten sprach den Besucherinnen und Besuchern offenkundig aus der Seele und kam in witziger Artikulation über die lediglich mit einer Bank und einem Verkaufsaufsteller für ein Boulevardblatt ausgestatteten Rampe.