Ehrgeiziges KonzeptGesamte Bergheimer Innenstadt soll neu gestaltet werden
Bergheim – 250 Bürger waren in den großen Saal des Medio gekommen, und was ihnen dort am Donnerstagabend in mehr als zwei Stunden in Vorträgen wie im Galopp unterbreitet wurde, klingt nach mehr als nur einer Generalüberholung für die gesamte Bergheimer Innenstadt: Bis 2022 soll der öffentliche Bereich zwischen Kreishaus, Grüner Lunge und dem geplanten Einkaufszentrum am Bahnhof komplett neu gestaltet werden.
Im Medio stellten Planer und Vertreter der Stadtverwaltung das „Integrierte Handlungskonzept“ und all die Maßnahmen und Projekte vor, mit denen sich die Kreisstadt um Landesmittel bewerben will. „Vor zwei Jahren wurde die Idee der Bergheimer Waage aus Alt- und Neustadt entwickelt“, sagte Bürgermeisterin Maria Pfordt zur Begrüßung. Nun, da am Bahnhof das Einkaufszentrum entwickelt werde, gelte es, auf die andere Seite der Waage auch etwas Positives zu legen. „Die Fußgängerzone ist ohne Zweifel in die Jahre gekommen. Wir müssen Vitalität zurückgewinnen.“
Neues Pflaster und Sitzmöbel
Die Fußgängerzone soll den Plänen zufolge ein neues Pflaster, neue Sitzmöbel und Spielgeräte und in weiten Teilen auch neue Bäume erhalten. „Wir brauchen dort eine Struktur, ein einheitliches Bild“, sagte Ursula Mölders vom Stadtplanungsbüro Dr. Jansen. Darum soll auch ein großer Teil der Bäume ersetzt werden: Derzeit gebe es zehn verschiedene Baumarten, die unterschiedlich im Wuchs seien. „Wir wollen das auf zwei bis drei Arten reduzieren.“ Die Platanen an der Georgskapelle allerdings bleiben erhalten, der Historienbrunnen wiederum soll dort platziert werden, wo nun noch das hölzerne Tor der Künstlerin Magdalena Jetelowa steht, für das wiederum ein neuer Standort gefunden werden müsste. Hier, eingangs der Fußgängerzone, soll ein neues Entree in die Fußgängerzone geschaffen werden.
Das schmuddelige Parkhaus am Aachener Tor würde den Plänen zufolge abgerissen und durch einen ebenerdigen Parkplatz ersetzt, die Freifläche am Wahrzeichen würde als „Torwachenpark“ neu gestaltet und dort unter anderem der Pavillon aufgebaut, der beim G8-Gipfel in Heiligendamm 2007 zum Einsatz kam. „Wir wollen Bergheim als Kreisstadt neu positionieren als Erlebnis- und Ereignisstadt“, sagte Planungsdezernent Volker Mießeler.
In der Grünen Lunge sollen ein Fitnesspfad und ein Spielplatz unter dem Motto „Pferdekoppel“ ihren Platz finden – in Anlehnung an die traditionsreichen Gestüte in Bergheim. „Das soll ein Spielplatz werden mit einem hohen Erlebnischarakter, zu dem die Menschen auch aus der Umgebung anreisen“, sagte Mölders. Große Pläne auch für die Kleine Erft, die derzeit an vielen Stellen der Innenstadt nur zu erahnen ist: Sie soll wieder „erlebbar“ werden – durch Terrassenstufen bis ans Ufer oder auch Gastronomie. Zwischen Fußgängerzone und Stadtmauer sollen Wohnquartiere entstehen.
Mit der Umsetzung der Projekte soll, sofern die Bezirksregierung zustimmt, im nächsten Jahr schrittweise begonnen werden. 30 Prozent der Kosten entfielen dann auf die Stadt. Die Rede ist von mindestens 15 Millionen Euro Eigenanteil verteilt auf fünf Jahre. „In fünf, sechs Jahren können viele Bergheimer sehr stolz auf ihre Stadt sein“, sagte Mießeler.
Teile des Konzeptes sind auch das Einkaufszentrum am Bahnhof, das Investor Bernd Pieroth und ein Architekt vorstellten und das Ende 2018 fertig sein könnte, und die Denkmalbereichssatzung, die derzeit ausgearbeitet wird.
Als Mießeler um ein Stimmungsbild warb, signalisierte der weitaus größte Teil der Anwesenden durch das Heben einer Karte Zustimmung zu den Projekten. Anregungen und Kritik konnten die Bürger auf Zettel an Pinnwänden heften. „Reanimation Riva“ stand da zu lesen oder auch „Kostenlose Parkplätze“, „Radweg durch die Fußgängerzone“, „Keine Bebauung der Grünen Lunge“ und „Wer soll das bezahlen?“.
Die SPD kritisierte die Form der Veranstaltung. „Das waren zu viele Informationen auf einen Schlag, und es waren keine Fragen zugelassen“, sagte Fraktionsvorsitzende Fadia Faßbender.