Neun Autorinnen und Autoren beleuchten unterschiedliche Aspekte der Bergheimer Geschichte. Es ist das 32. Jahrbuch des Geschichtsvereins.
JahrbuchDie Bergheimer Geschichte handelt von Fußballern und Frankenfürsten
Die Archäologin meidet das Wort, für den früheren Stadtarchivar Heinz Andermahr ist der Fall jedoch klar: Bei dem unbekannten Toten, der im Gräberfeld südlich von Thorr gefunden wurde, muss es sich um einen merowingischen Adligen gehandelt haben. Die Archäologin Alexandra Schubert schreibt über die Grabungen auf dem Areal des Neubaugebiets, Andermahr berichtet ausführlich über den Franken und den Ort Thorr im neuen Jahrbuch des Bergheimer Geschichtsvereins.
Da der Merowinger wohl im sechsten Jahrhundert nach Christus gelebt habe, sei es gut möglich, dass er auch den „Herrn von Morken“ gekannt habe – das noch unberührte Grab des Kriegers mit dem berühmten Spangenhelm war 1955 bei Morken im heutigen Bedburger Stadtgebiet gefunden worden. Das Grab des Thorrer Franken hingegen war zumindest schon zum Teil geplündert worden. Es fehlten etwa das Schwert und der Waffengurt, die üblicherweise bei höhergestellten Persönlichkeiten dem Toten als Grabbeigaben mitgegeben wurden.
Geschichte Bergheims: Eine der ältesten Quellen ist von 1813
Das 32. Jahrbuch des Vereins bietet noch viele Aufsätze mehr. Neun Autorinnen und Autoren beleuchten unterschiedliche Aspekte der Bergheimer Geschichte von der Römerzeit bis zur Gegenwart. Guy Machefer etwa beschäftigt sich mit einer der ältesten Quellen im Bergheimer Stadtarchiv, dem Korrespondenzbuch des Bergheimer Bürgermeisters aus der Franzosenzeit bis Anfang 1813.
Machefer richtet sein Augenmerk dabei besonders auf die Verehrung Kaiser Napoleons in Bergheim.
Jürgen Perlick wartet mit einem reich bebilderten Aufsatz über den Fußballverein Jugend 07 Bergheim auf und betrachtet die hundertjährige Klubgeschichte mit Spielen in der Kreisklasse und auch in der Landesliga. Das älteste im Jahrbuch gezeigte Foto stammt etwa aus dem Jahr 1910. Einer der Höhepunkte des Vereins: 4000 Zuschauer sahen das Pokalspiel der Bergheimer gegen den 1. FC Köln im Jugend-Stadion. Die Kölner gewannen mit 4:0.
Ein seltener Fall von Zivilcourage in Bergheim-Oberaußem
Auch die NS-Zeit spielt eine Rolle im Jahrbuch: Ulrike Siepen-Bleisch zeigt auf, wie die evangelische Gemeinde Zieverich in den ersten Jahren damit umging, in der NS-Diktatur vom öffentlichen Leben immer mehr ausgeschlossen zu werden.
Und ein laut Andermahr, stellvertretender Vorsitzender des Geschichtsvereins, „seltener Fall von Zivilcourage“ hat sich 1937 in Oberaußem zugetragen: Drei SA-Männer hatten Kreuze im Ort entfernt und zerstört. Der Protest der Gemeinde habe zur Anklage und Verurteilung der Täter geführt. Der gebürtige Oberaußemer Helmut Zander ordnet das Ereignis in den historischen Zusammenhang ein.
Weitere Beiträge behandeln etwa die Inflation im Kreis vor 100 Jahren, ein Denkmal für Turnvater Jahn und ein Rückblick auf 30 Jahre Geschichtsverein. Das Jahrbuch des Bergheimer Geschichtsvereins umfasst 228 Seiten. Die Vereinsmitglieder erhalten das Buch kostenlos. Es ist zum Preis von 20 Euro in der Mayerschen Buchhandlung in der Bergheimer Fußgängerzone erhältlich.