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Handel in BergheimWieder schließt eine Metzgerei

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Metzgermeister Dieter Grabbe hängt den Kittel an den Nagel: Der 65-Jährige gibt die Metzgerei Nießen auf.

Bergheim – Auf der Müttersitzung wurde schon gescherzt: Ist Bergheim bald eine fleischlose Stadt, eine Hauptstadt der Vegetarier? So weit wird es wohl so schnell nicht kommen, aber die Zahl der alteingesessenen Metzgereien nimmt ab: Nachdem im vorigen Sommer schon die Metzgerei Bodden in der Innenstadt ihr Ladenlokal aufgegeben hat und fortan Fleischwaren nur noch von einem Verkaufswagen auf dem Parkplatz an der Marienstraße anbietet, macht nun auch die Metzgerei Nießen an der Hauptstraße dicht.

„Mit dem Ladengeschäft hören wir Ende April auf“, sagt Inhaber Dieter Grabbe. Grabbe beendet den Betrieb aus Altersgründen. „Ich bin jetzt 65 Jahre alt, meine Frau wird 62. Wir wollen jetzt mehr Zeit für Familie, Enkel und Urlaub haben.“ Auch werde er sich mehr um das Café Riva an der kleinen Erft kümmern, das derzeit sein „Zweitbetrieb“ sei.

Grabbe führt die Metzgerei in dritter Generation. Sein Großvater Franz Nießen habe sie vor über 100 Jahren eröffnet, sein Onkel Franz-Josef Nießen habe sie fortgeführt, und vor 30 Jahren habe er die Metzgerei dann übernommen, nachdem er 1971 seinen Meister als Metzger gemacht hatte.

Einen Nachfolger für die Traditionsmetzgerei habe er nicht gefunden, sagt Grabbe. Allerdings habe er auch ein Anforderungsprofil gehabt, das für potenzielle Kandidaten wohl nicht so leicht zu erfüllen war: So sollte ein Nachfolger unbedingt auch eine Frau haben, die hinter dem Beruf ihres Mannes steht. „Sonst funktioniert das sowieso nicht, denn eine Metzgerei ist sehr zeitaufwendig.“

Die meisten Waren in der Metzgerei stammten aus eigener Produktion, und bis vor ein paar Jahren hat Grabbe auch noch selbst geschlachtet. „Von der einfachen Sülze bis zu hochwertiger Aufschnittware machen wir alles selbst, und alles nach eigenen Rezepten, die schon lange in der Familie gehütet werden“, sagt Grabbe.

Nach dem Aus für die Metzgerei Nießen wird es als Traditionsunternehmen nur noch die 1895 gegründete Metzgerei Nußbaum in der Fußgängerzone geben. „Ich bin jetzt 64 Jahre alt, ich weiß nicht, wie lange ich das noch mache“, sagt Inhaber Ludwig Nußbaum. In naher Zukunft werde sein Geschäft aber nicht geschlossen, versicherte er.