Haus Leck in BergheimDeshalb mussten die Mieter das Gebäude plötzlich verlassen
Bergheim. – Die drei Familien, die bis zuletzt in den Gebäuden gewohnt hatten, mussten binnen Stunden die Anbauten des ehemaligen Hauses Leck verlassen. Statiker hatten Ende Oktober erhebliche Baumängel entdeckt, das Ordnungsamt daraufhin den Mietern kurzfristig andere Wohnungen zur Verfügung gestellt.
Der vor einigen Jahren gestorbene Besitzer Herbert Nagel, der die Gebäude am Paffendorfer Weg, früher Viehtrift, in den 80er-Jahren zu Wohnungen hatte umbauen lassen, hat die Häuser einem großen wohltätigen Verein vermacht. Die neuen Besitzer fanden Risse im Mauerwerk vor und informierten die Stadtverwaltung.
Stadtverwaltung Bergheim bestellte zwei Gutachten
Der Bau-Fachbereich bestellte zwei Gutachten für die beiden Altimmobilien, die zu umgehenden Handeln führten. Das Leben der Bewohner sei gefährdet, hieß es. Handbreite Risse seien festgestellt worden, begründete Fachbereichsleiterin Silke Bergmoser die Räumung nach dem „verheerenden Ergebnis der vergleichbar ausgefallenen Gutachten“.
Zunächst war der Paffendorfer Weg an der Einmündung Bohlendorfer Weg und am Treppenaufgang zu Friedhof und St.-Remigius-Kirche gesperrt worden, da der Einsturz eines Giebels nicht ausgeschlossen werden konnte. Das wurde später wieder zurückgenommen. Jetzt ist lediglich der ein Meter breite Gehsteig vor den Gebäuden abgezäunt, das Betreten der Häuser ordnungsamtlich untersagt.
Haus Leck in Bergheim: Auf feuchtem Sand erbaut?
Denkbar ist, dass die Statik der teils verwunschen umrankten Gebäude aus dem Lot geraten ist, weil das Gelände bis zur Bebauung der Straße Auf der Leck eine feuchte und sandige Erftaue war, in der sich zeitweise auch eine Lache (Leck) befunden haben soll, wie Franz Josef Nettesheim in einem Aufsatz im Jahrbuch des Bergheimer Geschichtsvereins ausführt.
Lehnsgut und Adelssitz
Haus Leck wurde erstmals 1481 urkundlich erwähnt. Bodenfunde lassen den Schluss zu, dass es bereits vor dem 9. Jahrhundert zu einem fränkischen Dorf gehört haben könnte. Somit kann laut Heimatforscher Franz Josef Nettesheim Haus Leck, wie die Anbauten im Volksmund bis heute genannt werden, als eines der ältesten heute noch vorhandenen Häuser in Bergheim gelten. Das zurückliegenden Hauptgebäude war Abschluss einer von Wassergräben umgebenen Hoffeste zwischen der die kleine Erft überquerenden Kohbröck und der Pläätschjass, heute Paffendorfer Weg. Das Lehnsgut musste im Mittelalter seine Ernten dem Oberaußemer Abtshof, der sich im Besitz der Mönche von Kornelimünster befand, abliefern.
Im 18. Jahrhundert wurde das Gut bürgerlich. Der Vogt, höchster landesherrlicher Beamter in Bergheim, bewohnte das repräsentative Gebäude, das zuvor für kurze Zeit als evangelisches Refugium gedient hatte.
Im 19. Jahrhundert bewohnte der Notar Balduin Carl Friedrich Trimborn Haus Leck, bevor es um das Jahr 1900 abgebrochen wurde. Seit dem vergangenen Jahrhundert befanden sich die verbliebenen Anbauten im Besitz von Herbert Nagel, der mittlerweile verstorben ist. (ftz)
Er zitiert aus Unterlagen der Abtei Kornelimünster, die Haus Leck über Jahrhunderte als Lehnshof führte. Demnach bestand das Gelände um den damaligen Adelssitz 1777 aus „hauß, hof, geraumigen stallungen und scheur, baumgarten, weyer“.
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„Die Sanierung würde wohl sehr aufwendig“, schätzt Bergmoser. Ein Antrag auf eine Abbruchgenehmigung sei aber noch nicht gestellt worden. „Wir würden diese aber wohl erteilen“, sagt Bergmoser. Denn unter Denkmalschutz stehe das Ensemble, das zum „um 1900 abgerissenen Hauptgebäude“ (Nettesheim) gehörte, nicht.
„Das sieht schon seit Jahrzehnten etwas windschief aus“, sagen dagegen Nachbarn, die einen Abbruch „sehr bedauern“ würden.