Geschichten auf kölschHeiliger Nikolaus zu Gast in Oberaußemer Mühle
Bergheim – Von Ferne hörte man die Glocke, die sich mit dem Rentierschlitten nähert. Dreimal klopfte es laut am massiven Holztor, durch das früher die Bauern mit Pferde- oder Ochsenkarren ihr Getreide zum Mahlen brachten. Ganz langsam öffnete sich die Tür und der heilige Nikolaus mit Mitra und Hirtenstab trat ein. Mit schweren Schritten stieg er die enge Holzstiege empor, stellte seinen Krummstab in die Ecke und ließ sich neben einem Lichterbaum erschöpft in einen Sessel sinken.
Der Bischof besuchte auf Einladung dieser Zeitung den Rhein-Erft-Kreis und kehrte in der Windmühle in Bergheim-Oberaußem ein.
Nachdem er sich nach langer Winterreise mit einem dampfenden Kaffee aufgewärmt und mit Gebäck gestärkt hatte, schlug er sein goldenes Buch auf. Darin steht normalerweise geschrieben, was seine Engel ihm über die Erdenmenschen an guten und weniger guten Taten zu berichten hatten. Aber in diesem Jahr ist alles anders. „Wir müssen auf Distanz bleiben“, sagte der hillije Mann. Auch den Knecht Ruprecht hatte er in diesem Jahr nicht mit auf seine Reise zu den großen und kleinen Kindern genommen. Auf dem Schlitten brachte er jedoch einen großen Sack mit Geschenken mit, die er ohne persönlichen Besuch irgendwie an die Jungen und Mädchen verteilen will.
Statt Strafpredigt oder Lobeshymnen erzählte der weit gereiste Himmelsbote von seiner Jugendzeit, die er vor rund 1700 Jahren in Myra, in Kleinasien am Mittelmeer gelegen, verbrachte, und wo er später zum Bischof ernannt wurde. Als er in einer Schriftrolle eine Geschichte vom reichen und armen Mann las, beschloss der Erbe eines großen Vermögens: „Morgen werde ich mein Leben ändern“. Er ging zu den zerlumpten Bettlern, gab seine warme Kleidung her und verteilte „aus einem Sack, den mein treuer Esel trug, Leckereien an die Armen“, erinnerte er sich.
„Es gibt viele Legenden über den Nikolaus“, berichtete er und erzählt vom Kornwunder, bei dem er die Fracht eines Schiffes vermehrte, und einer Pilgerreise ins Heilige Land, die viele Entbehrungen mit sich brachte.
„Ich bin kein Weihnachtsmann“
Gar nicht erfreut ist er über „die komische Gestalt mit rotem Mantel, Kapuze, schwarzen Stiefeln und langem, weißem Bart“. Damit will er nicht verwechselt werden. „Ich bin kein Weihnachtsmann. Der wurde erst im 19. Jahrhundert erfunden und vor knapp 90 Jahren von einer Getränkefirma verbreitet“, empört sich der Schutzpatron der Seeleute, Getreidehändler und vieler anderer Berufsstände über den kommerziellen Konkurrenten.
Schnell war der Zorn verflogen, und der Nikolaus bewies, dass im Himmel auch Kölsch zu den Muttersprachen gehört. Da es in diesem Jahr keine Weihnachtsmärkte gibt, zauberte er mit sentimentalen Erinnerungen das Bild vor die Augen. „Bal kütt en Zick, de kumme muss, söns jeit d’r Mot verlore. Mer hö’t all Unjedold erus: Wann weed d’r Här jebore? Om Nüümaat zwesche Chreßbäum sin de Hötte opjestallt. Do trick et jetz de Minsche hin, ejal, ov jung, ov ahl“.
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Das Team der Oberaußemer Windmühle um Albert Nicolin, das das Denkmal vor Jahren von der Stadt gepachtet und mit viel Eigenleistung vor dem Verfall gerettet hat, hatte keine Mühe gescheut, den leider flügellosen Turmholländer weihnachtlich und gemütlich zu dekorieren. Dem Nikolaus fiel der Abschied daher sichtlich schwer, als er sich mit dem Wunsch „Bleibt alle gesund“ wieder auf seinen noch langen Weg machte, um die Kinder, wie damals in Myra, zu beschenken.