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Die Opfer beim Namen nennen13 neue Stolpersteine in Bergheim verlegt

Lesezeit 2 Minuten

Sechs Steine sollen an die Familie Stock, die Am alten Fließ in Fliesteden lebte, erinnern.

Bergheim – Andächtige Stille machte sich breit an der Auenheimer Straße in Niederaußem. Nur das Klopfen der Hammer auf den Steinen mit Messingoberfläche war zu hören. Mit den Worten „Das sind grausame Schicksale in Beton gegossen“, hatte die stellvertretende Bürgermeisterin Elisabeth Hülsewig gerade ihre erste von drei Ansprachen beendet, als es still wurde in Niederaußem.

Anwohnerinnen und Anwohner, Vertreter und Vertreterinnen aus Politik, Verwaltung und verschiedenen Bergheimer Gruppierungen und Vereinen schauten zu, wie Mitarbeiter der Stadtwerke 13 weitere Stolpersteine in Niederaußem, Oberaußem und Fliesteden verlegten.

75.000 Stolpersteine in Deutschland

Der Künstler Gunter Demnig ist Urheber des Projekts Stolpersteine. Die quadratischen Messingtafeln auf gegossenen Betonwürfeln sollen an die Opfer der Nationalsozialisten erinnern. Juden, Roma, Sinti, religiös und politisch Verfolgten sowie Menschen mit Behinderungen, Deserteuren und Zwangsarbeitern soll gedacht werden. Fast immer verlegt der Künstler die Steine eigenhändig, doch am Mittwoch war er verhindert.

Ein Mensch sei erst vergessen, wenn sein Name vergessen sei, zitierte Hülsewig Gunter Demnig. In Deutschland seien inzwischen mehr als 75 000 Stolpersteine verlegt worden, auch in Dutzenden Ländern europaweit fänden sich diese mahnenden Erinnerungen. „Menschen wurden zu Nummern degradiert“, sagte Hülsewig.

Auf der Straße in Bergheim verprügelt

„Wider das Vergessen“ sprach auch Kreisdechant Achim Brennecke einige Worte an den neuen Standorten der Stolpersteine. An der Auenheimer Straße 5 in Niederaußem befand sich der letzte Wohnsitz der Familie Heidt. Jakob Heidt sei 1871 geboren worden, berichtete Hülsewig. Sein und der Besitz seiner Frau sei von den Nazis auf die Straße geworfen, Jakob Heidt zusammengeschlagen worden. In Theresienstadt, wohin Heidt und seine zweite Frau Regina deportiert worden waren, starb der Niederaußemer 1943, seine Frau ein Jahr später.

Fünf Steine wurden vor der Hausnummer Am Berg 1 in Oberaußem verlegt. Für Emma Simons, geborene Brünell, ihre leiblichen Kinder Albert, Josef und Rosa sowie für Eva Simons, die Ziehtochter der Schwester von Emma Simons, die sie ebenfalls in Oberaußem großzog. „Wir geben der Familie ihren Namen zurück“, sagte die stellvertretende Bürgermeisterin. Jemand legte eine rote Rose auf die glänzenden Erinnerungstafeln, auch Schülerinnen und Schüler verschiedener Schulformen wohnten der Verlegung bei.

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In Gedenken an die Familie Stock wurden sechs Steine Am alten Fließ 8/Ecke Am Platz in Fliesteden verlegt. Der Kultur- und Heimatverein hatte einen Kurzvortrag zum Leben der Familie um Josef Stock vorbereitet, Max Erben sorgte für die passende musikalische Begleitung. Anschließend besuchte die Gruppe den ehemaligen Standort des Bethauses und den jüdischen Friedhof.