Im Interview redet Wirtschaftsförderin Susanne Kayser-Dobiey über die Chancen von Gründerinnen und Gründern im Kreis.
„Mut, Leidenschaft und Überzeugung“So stehen die Chancen für Start-Ups im Rhein-Erft-Kreis
Susanne Kayser-Dobiey ist seit 2019 Geschäftsführerin der Wirtschaftsförderung Rhein-Erft GmbH in Bergheim. Alexa Jansen hat mit ihr gesprochen.
Wie beurteilen Sie die Lage?
Susanne Kayser-Dobiey: Gegenwärtig sind die Herausforderungen für etablierte Unternehmen sowie für Gründerinnen und Gründer gleichermaßen herausfordernd. Das Konjunkturklima hat sich verschlechtert. Die Energiekosten, die Sorge um die Versorgungssicherheit und Materialversorgungsprobleme sind die größten Risikofaktoren. Durch den großen Arbeitskräftemangel kommt es aber trotz der aktuell schwierigen Lage nicht zu einem Rückgang im Beschäftigtenniveau. Auch für Gründerinnen und Gründer wird es immer herausfordernder, Mitarbeitende zu gewinnen, wenn das Unternehmen wächst.
Rhein-Erft-Kreis: 4423 Gewerbe angemeldet
Hat sich die Zahl der Existenzgründungen im Vergleich zur Zeit vor Corona verändert?
Wir sehen, und das zeigt auch die Statistik, dass durch die Corona-Pandemie die Zahlen der Gründungen kurzzeitig etwas zurückgegangen sind. Zu erklären ist dies mit den zu dieser Zeit vorherrschenden Unsicherheiten. Vorhaben wurden im ersten Coronajahr zunächst nicht realisiert. Aktuell pendeln sie sich auf das Ursprungsniveau von vor Beginn der Pandemie ein, was zeigt, dass viele Vorhaben nun umgesetzt werden.
Wie viele Gründungen gab es 2021 etwa?
Es wurden 4423 gewerbliche Tätigkeiten angemeldet. Dabei handelt es sich bei 3695 um Neugründungen. Sie verteilen sich insbesondere auf die Bereiche „Sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen“, „Baugewerbe“ sowie „Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kfz“.
Welche Eigenschaften und Voraussetzungen halten Sie für die wichtigsten, um ein Start-up erfolgreich zu machen?
Wichtige Eigenschaften sind Mut, die Leidenschaft und die Überzeugung für das entwickelte Produkt oder die Dienstleistung und natürlich auch die Fähigkeit, sich schnell an verändernde Bedingungen anpassen zu können. Darüber hinaus sind auch die Bedingungen des Standorts ein wichtiger Faktor. Dazu zählt ein funktionierendes Gründerökosystem mit Akteuren und Netzwerken, die die Gründerinnen und Gründer unterstützen. Für die schnell wachsenden Unternehmen sind zudem Kapitalgeber wichtig. Die Nähe zu Hochschulen kann ebenfalls ein Faktor sein.
Susanne Kaiser-Dobiey: Erstberatungsangebote können sehr helfen
Wie kann die Wirtschaftsförderung helfen?
Genau hier setzen wir an: Mit unseren Partnern bieten wir Gründerinnen und Gründern Begleitung, Unterstützung und ein starkes Netzwerk: ob im Bereich der Fördermittelakquise, des Marktzugriffs oder der Finanzierung. Das gilt für die klassische Gründung im gewerblichen oder freiberuflichen Bereich, bis hin zur Begleitung von jungen Unternehmen mit skalierbaren Geschäftsmodellen (Scale-ups).
Diesen Ausbau des Gründerökosystems treiben wir voran. Hierzu haben wir beispielsweise für ein Strukturwandelprojekt (SURE!) Fördermittel beantragt, dass kürzlich den ersten Stern im Qualifizierungsprozess erhalten hat und damit als „substanzielle Projektidee“ eingestuft wurde. Im Übrigen dient auch der „Existenzgründerpreis Rhein-Erft-Kreis“, mit dem wir jedes Jahr nachhaltige und innovative Geschäftsvorhaben prämieren, als Unterstützung für unsere Gründerinnen und Gründer. Sie erhalten neben der Chance, den Preis zu gewinnen, die Möglichkeit sich bekannt zu machen und Investoren zu gewinnen. Das funktioniert immer besser.
Haben Sie einen persönlichen Tipp für Gründer?
Gründerinnen und Gründer sollten auf das kostenlose Erstberatungsangebot der verschiedensten Institutionen hier im Kreis zurückgreifen, damit der Start in die Selbstständigkeit erfolgreich umgesetzt wird. Das sind neben dem StarterCenter der IHK, dem Gründerzentrum ST@RT Hürth, der Handwerkskammer Köln auch die Business-Center, Coworking Spaces und wir als Wirtschaftsförderung.